Bei Hermes scheint es nicht zu laufen. Die Otto Group, Mutterkonzern des Logistikers, hat Ende Mai ihren Geschäftsbericht 2024/25 veröffentlicht und dieser offenbart, dass Hermes aktuell keinen guten Stellenwert im Konzern hat. Der Buchwert des Anteils an der Otto Group wurde mit 0 Euro beziffert. Dieser Wert bedeutet, mit welchem Betrag die Muttergesellschaft das Tochterunternehmen bewertet. Salopp gesagt: Aktuell scheint Hermes Germany quasi wertlos zu sein. Im vergangenen Jahr standen hier noch 11 Millionen Euro, das Jahr davor sogar ein dreistelliger Millionenbetrag.
Screenshot Otto Group Geschäftsbericht 2024/25
Dass es derzeit nicht besonders rosig beim Zustelldienst aussieht und etwas getan werden muss, geht auch aus dem Geschäftsbericht hervor. „Im Segment Services bestehen insbesondere in der Logistik hingegen noch signifikante Risiken, denen unter anderem durch die Umsetzung eines im April 2025 verkündeten umfassenden Restrukturierungsprogramms bei der Hermes Germany GmbH begegnet wird“, heißt es darin. „Aufgrund der anhaltend schwierigen Marktbedingungen besteht zudem ein Risiko, dass die Otto Group neue Turnaround-Prozesse oder Schließungen anstoßen muss.“
Drohen die nächsten Preiserhöhungen?
Teil dieses Restrukturierungsprogramms sind unter anderem „Kostenreduktionen sowie Umsatzwachstums- und Preissetzungsmaßnahmen“. Um die Kosten zu senken, hat Hermes bereits im April massive Stellenkürzungen angekündigt. Im Zuge eines Full Potential Programms werden 850 Jobs abgebaut. Unklar ist noch, ob es auch zu Standortschließungen kommen wird.
Aber nicht nur Kosten reduzieren, sondern auch Preissetzungsmaßnahmen stehen auf dem Programm von Hermes Germany. Das könnte weitere Preissteigerungen bedeuten. Zum 1. April gab es bereits eine Gebührenerhöhung für den Paketversand für Privatkunden. Möglich ist, dass bald weitere Schritte in der Art folgen. Nimmt sich Hermes hier die DHL zum Vorbild, könnten künftig weitere Zuschläge oder Ähnliches erhoben werden.
Vorbereitungen für einen kompletten Verkauf?
Trotz der eher miesen Einschätzung plant die Otto Group wohl wieder die komplette Übernahme von Hermes Germany. Aktuell besitzt der Konzern nur 75 Prozent am Zustelldienst, 25 Prozent liegen beim Finanzinvestor Advent International. Dass sich hier eine Änderung anbahnt, geht aus dem aktuellen Geschäftsbericht hervor. „Darüber hinaus geht die Otto Group mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass sie aufgrund des vollständigen Erwerbs der ausstehenden Anteile an der Hermes Germany GmbH die derzeit nach der Equity-Methode in den Konzernabschluss einbezogene Paket-Distributionsgesellschaft zum Ende des Prognosejahres vollkonsolidiert.“
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