In den letzten Wochen ging es beim Bonner Logistiker Schlag auf Schlag, eine Ankündigung folgte auf die nächste. Die Leidtragenden sind dabei zum großen Teil die Geschäftskunden, denn für sie wird es zunehmend teurer.
Zuschläge setzen Händler massiv unter Druck
Wie DHL bereits vor einigen Wochen bekannt gegeben hat, wird es in diesem Jahr neben dem Peak-Zuschlag in den Monaten November und Dezember einen zusätzlichen Peak-in-Peak-Zuschlag von 50 Cent pro Sendung geben. Dieser wird für zwei Wochen, in der Black Week und der Cyber Week, erhoben. Eine heftige Mehrbelastung für Händler. Zwar könnten die Kosten an die Kunden weitergegeben und die Versandkosten erhöht werden, allerdings wäre dies ein riskantes Unterfangen. Der Wettbewerbsdruck rund um die beiden Aktionstage ist ohnehin immens hoch, Unternehmen locken mit zahlreichen Angeboten und Rabatten. In dieser Zeit mit hohen Versandkosten aufzufallen, kann schnell die Kunden vergraulen.
Kaum war diese Nachricht verdaut, gab es auch schon den nächsten Paukenschlag: Ab Juli wird die DHL Group eine Monatspauschale für ausgewählte Geschäftskunden erheben, unabhängig von der Anzahl der eingelieferten Sendungen. Die Höhe der Gebühr fällt allerdings unterschiedlich aus, die Spanne reicht von 7,95 bis zu stolzen 119,95 Euro im Monat. Zwar wurde dafür der Stückpreis pro Sendung teilweise leicht gesenkt, ob Händler im Endeffekt aber günstiger kommen, ist von Fall zu Fall unterschiedlich und sollte individuell geprüft werden.
Besonders die Ankündigung der Monatspauschale scheint bei einigen Geschäftskunden das Fass zum Überlaufen gebracht zu haben. In verschiedenen Kommentarspalten und Foren im Netz regt sich heftiger Widerstand, oft ist die Rede von Kündigungen des Geschäftskundenvertrags. Droht der DHL jetzt eine Kündigungswelle?
So reagieren die Händler auf das neue Preismodell
Sowohl in den Kommentaren der OHN-Artikel als auch in Foren, wie dem Sellerforum, berichten bereits zahlreiche Händler, dass sie ihre Verträge mit der DHL gekündigt haben. Es scheint, als sei für viele Verkäufer das neue Abomodell der letzte Sargnagel in einem eh schon schwierigen Verhältnis mit der DHL Group gewesen zu sein.
„Wir hatten auch so einen kleinen Vertrag, fast ein Jahrzehnt für Warenpost, gelegentliche Packstationsendungen, Kleinpaket. Haben den kürzlich gekündigt. Die Attitüde und die zunehmenden Schlechtleistungen von DHL passen nicht mehr zu uns.“
„Ich habe soeben DHL Paket und DHL Retoure gekündigt. Allerdings ließ DHL die Kündigung im Geschäftskundenportal zum 30.6. nicht zu, sondern erst zum 31.7. Aber einen Monat werden wir die Monatspauschale schlucken. Schade, hier aus Prinzip aussteigen zu müssen, nach 20 Jahren guter Zusammenarbeit mit DHL.“
„Alle Produkte im Geschäftskundenportal wurden am Wochenende durch uns gekündigt, nicht, dass wir noch 120 Euro Monats-Gebühr ab 01.07.25 zahlen sollen. Frechheit, dass wir am Samstag, den 30.05.25 den Brief erhalten haben und somit die Kündigungsfrist fast nicht mehr einhalten konnten ... das Paket bis 1kg wurde zudem 10 Cent teurer, welches wir zu 90 % nutzen … die Preise bei 3 kg, 5 kg, 10 kg usw. wurden um ein paar Cent billiger ... für uns ein weiterer Kostenschlag ins Gesicht ... jetzt gehen auch die restlichen Pakete und Kleinpakete über unsere anderen Dienstleister.“
„Mal sehen ob sich das rechnet, alleine in meinem Umfeld sind am Samstag schon 10 Kündigungen raus gegangen, aber wenn sich das DHL leisten kann.“
„Einige Geschäftskunden ziehen bereits Konsequenzen und wechseln den Anbieter. DHL verkauft eine scheinbare Preissenkung – mit versteckten Mehrkosten.“
„Ist natürlich im Verhältnis ein Witz mit den Preissenkungen... egal Kündigung ist schon raus.“
„Ich bezahle definitiv keine Pauschale in der Höhe von 1000€ pro Jahr an DHL,
da wechsele ich eher den Anbieter!“
„Aber gut, nun wird der Monat Juni 2025 mit DHL unser letzter sein. Bin mal gespannt wie viele ‚Kleinfirmen‘ ie sich noch um solche ‚Peanuts‘ kümmern und sich die ungerechtfertigte ‚Pauschale‘ ebenso nicht gefallen lassen.“
„Da ich es aber ohnehin nicht einsehe ein Abo zu zahlen ebenso wenig einen Peak-in-Peak-Zuschlag (ich glaube die sind an nem Zombie vorbeigelaufen), habe ich heute meinen gesamten Vertrag zum 01.07.25 gekündigt und bin wieder bei DPD.“
„Nachdem wir jetzt mit DPD einen guten Preis haben aushandeln können, wurde DHL Paket gekündigt. Schade, aber was da die letzten Jahre passiert ist, war jetzt nicht mehr hinnehmbar.“
„Meine Bestätigung der Kündigung kam heute auch per Mail. Ich habe alles von DHL Ende Juni auslaufen lassen.“
Besonders von Kleinversendern wurde auch zur Debatte gestellt, ob es nicht besser wäre, den Geschäftskundenvertrag zu kündigen und Paketmarken – wie Privatkunden – über die Webseite zu buchen, um so den ganzen neuen Zuschlägen aus dem Weg zu gehen.
Kein Versand mit DHL: Kommt es zur Kundenflucht?
Wer seinen Vertrag mit der DHL Group kündigt, steht allerdings vor zwei wichtigen Fragen: Auf welchen Dienstleister greife ich stattdessen zurück und wie reagieren meine Kunden, wenn die DHL als Zustelldienst plötzlich wegfällt? Besonders mit Blick auf die letzte Frage scheinen sich die Händler aber keine allzu großen Sorgen zu machen.
„Ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass ein Kunde eine Bestellung abbricht, weil nicht DHL angeboten wird. Und für die Kunden, die unbedingt DHL haben wollen, weil z.B. Packstation oder Filialabholung gewünscht ist, kann man ja trotzdem DHL anbieten für einen eigenen (angepassten / evtl. mischkalkulierten) DHL Kurs (Versand dann mit Privat-Label).“
„Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass man weniger verkauft, nur weil man mit diesem Saftladen nicht mehr verschickt?! Hin und wieder gibt es Kunden, die scheinbar noch in der Vergangenheit leben und meinen, dass DHL besonders gut wäre. Die sterben aber wohl doch nach und nach aus....“
„Sicher nicht, auch wenn ein paar Packstation oder Filialfreunde wegfallen. Wir erleben immer öfter, dass gebeten wird, nicht mit DHL zu versenden. Hängt allerdings sicher auch von der Region usw. ab.“
Hermes, DPD oder GLS: Gibt es echte Alternativen zum Marktführer?
Obwohl die Kritik über DHL in den letzten Jahren immer lauter geworden ist, dominiert der Bonner Konzern weiterhin mit großem Vorsprung den deutschen Paketmarkt. Könnten die Wettbewerber rund um Hermes, DPD und Co. nun von der möglichen Kündigungswelle der DHL-Geschäftskunden profitieren? Ein Blick auf die Reaktionen zeigt: Die Chancen stehen nicht schlecht.
„Ich habe auf jeden Fall auch schon Mitbewerber kontaktiert auch wenn wir nur ein Zwerg sind, kann ja nicht sein, dass DHL jedes Jahr mit neuen Preisen um die Ecke kommt.“
„Ja die werden immer frecher… wird zeit das es endlich echte Mitbewerber gibt.“
„Das kann ich aus Empfängersicht bestätigen. Wenn ich die Wahl habe, wähle ich bei gleichen Versandkosten irgendeinen anderen Paketdienst als DHL – dauert halt länger, da die hier auf der letzten Meile sehr unzuverlässig geworden sind und mir der DHL-Paketshop ebenfalls nicht zusagt. Ist natürlich regional unterschiedlich, aber vom Ranking (Qualität in puncto Lieferung + Paketshop) her bei mir: 1 DPD, 2 Hermes, 3 GLS, 4 DHL, 5 UPS.“
„Vor allem DPD und GLS nach meinen Erfahrungen selten mehr als einen Werktag Zustelldauer. Und geringe Quote von "Zerdeppern" , Kundenkontakt und Service, da hab ich mit GLS noch die besten Erfahrungen.“
„Ähnliche Pauschalmodelle gibt es bei anderen Paketdienstleistern schon länger, wenn auch unter anderen Namen. Allerdings reicht deren Servicequalität bei Weitem nicht an die von DHL heran, zumindest im Endkunden-Bereich. DPD als Beispiel, schafft es oft nicht einmal die Klingel zu bedienen. Solange kein Wettbewerber das Qualitätsniveau von DHL erreicht, wird das Unternehmen seine starke Marktposition weiterhin gewinnbringend ausnutzen, auch wenn ich das selbst auch nicht gut heiße.“
„Hermes erhöht immer wieder die Preise, DPD hat seitenweise Zuschläge und ein immer größer werdenden Energiezuschlag (aktuell 31 %), GLS hat kundenspezifische Zuschläge von Energie, Monatliche Grundgebühr, Privatkundenzuschlag, Peak bis zum WiegeService ist da alles möglich, aber in der Regel bekommt man nicht alle, nur ein paar (oder keine, dann ist der Paketpreis halt höher).“
„Ich bin ja seit gut 20 Jahren bei GLS. Hatte immer mal wieder einen Wechsel, bin aber immer wieder bei GLS gelandet. Hier jedenfalls hatte ich persönlich die wenigsten Proleme. Die Preise sind allerdings – wie bei allen – nicht mehr so toll, gerade eben auch, weil größere Pakete nach Volumen berechnet werden. Aber insgesamt gesehen komme ich eben mit GLS am besten zurecht.“
„Wir verhandeln gerade mit DPD. Von denen haben wir erstmals mal ein Angebot nach Gewichtsklassen bekommen, nicht nach Dimensionen, was für uns nicht tragbar/umsetzbar war... Aus dem Stand heraus deutlich günstiger als DHL.“
„Wisst Ihr ,wer sich am Ende totlacht und der große Gewinner ist? Amazon!“
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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