Warentransporte werden zurückgerufen, im Wochentakt ändern sich Zolltarife, die Margen sind geringer als ohnehin schon: Das weltweite Zollchaos, das Donald Trump mit immer neuen (und oft schnell wieder zurückgezogenen) Strafzöllen verursacht, sorgt nicht nur für Unsicherheit, sondern ist eine konkrete Bedrohung für die Logistikbranche. Frank Huster vom Bundesverband Spedition und Logistik nennt die aktuelle Situation gegenüber dem ZDF „ein heilloses Chaos“.
Eigentlich befindet sich die Branche im Aufwärtstrend. Allein im vergangenen Jahr lag der Umsatz deutscher Logistiker bei insgesamt 330 Milliarden Euro. Die steigenden Umsätze sorgen aber nicht automatisch für steigende Gewinne. Die Margen in der Logistik seien traditionell eher gering. Erhöhte Kosten durch Zölle drücken sie zusätzlich, zudem sinke aktuell die Nachfrage. Huster warnt: „Das kann auch dazu führen, dass in Logistikunternehmen Arbeitsplätze in Gefahr geraten.“
Das Problem wird bleiben
„Wir müssen uns darauf einrichten, dass Zollschranken bleiben werden“, sagt Burkhard Eling vom Logistikkonzern Dachser. Es sei davon auszugehen, dass die US-Zölle im Bereich zwischen zehn und 30 Prozent dauerhaft bestehen bleiben werden. Ein Ausweg dürften neue Handelsrouten sein. Vor allem China, so sehen es die Experten, werde als Partner wichtiger und könnte damit paradoxerweise von Trumps Zollgebahren profitieren – obwohl der Staat derzeit am heftigsten davon betroffen ist.
Ein Ende der Probleme ist nicht abzusehen. Donald Trump hatte noch im Mai angekündigt, den Handelsstreit mit der EU im Juli zu eskalieren, und schon seit diesem Mittwoch haben die Vereinigten Staaten die Zölle für Stahl und Aluminium aus der EU verdoppelt. Ob Trump wirklich einen Handelskrieg mit der Europäischen Union riskiert? Völlig unklar. In Brüssel mehren sich die Befürworter einer harten Linie gegen Trump, wie der Spiegel analysiert. Dass es der Staatenbund wirklich darauf anlegen würde, ist eher unwahrscheinlich. Unklar ist allerdings genauso, ob Trump nicht in zwei Wochen schon wieder die Rolle rückwärts macht, indem er Zölle wieder aussetzt.
Klar ist nur: Planbarkeit ist ein Luxus, den sich die deutsche Logistikbranche derzeit nicht leisten kann.
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