Wie teuer werden Briefe im kommenden Jahr? Mit Blick auf die bevorstehende Preiserhöhung gibt es offensichtlich Unstimmigkeiten. Die Deutsche Post darf die Höhe des Portos nicht selbst festlegen, sondern ist auf die Genehmigung der entsprechenden Regulierungsbehörde angewiesen: Die Bundesnetzagentur hatte als Vorschlag einen „Preiserhöhungsspielraum“ von 10,5 Prozent unterbreitet.
Geht man davon aus, dass die Post die verschiedenen Sendungsarten ungefähr in gleichen Maßen verteuert, dann könnten die Kosten für Standardbriefe auf dieser Basis ab Januar nicht mehr 85 Cent, sondern 95 Cent betragen. Eine finale Entscheidung über die Preiserhöhung kann erst dann durch die Post erfolgen, nachdem die Netzagentur den Erhöhungsspielraum verbindlich festgelegt hat, was für die kommenden Wochen erwartet wird. Nun allerdings zeigt sich der Versanddienstleister unzufrieden über die anvisierte Erhöhung.
Post hält sich Klage offen
Laut Post-Chef Tobias Meyer sei der Post durch den Gesetzgeber eine Gewinnmarge zugebilligt worden. Diese könne im Rahmen der vorgeschlagenen Erhöhung durch die Netzagentur jedoch nicht erreicht werden, berichtet die dpa. Im dritten Quartal lag der Verdienst des Konzerns in seinem deutschen Post-&-Paket-Geschäft nach Abzug der Einmaleffekte bei rund 100 Millionen Euro. Dem Verständnis von Meyer zufolge müsste der Wert jedoch bei rund 330 Millionen Euro liegen.
Der Erhöhungsspielraum, den die Netzagentur vorsieht, sei entsprechend nicht rechtmäßig. Und offenbar hält sich das Unternehmen auch den Rechtsweg offen, falls die Regulierungsbehörde nicht von ihrem bisherigen Vorschlag in Höhe von 10,5 Prozent abweicht. „Ob wir dagegen klagen oder nicht, werden wir uns überlegen“, wird Meyer zitiert. Im Zuge dieses Schrittes müssten aber auch formelle Hürden und potenzielle Risiken für die Post berücksichtigt werden.
Meyer spricht von Nachholbedarf in Sachen Porto
Zuletzt war das Briefporto Anfang 2022 angehoben worden. Die Erhöhung lag damals bei 4,6 Prozent. Weil die Inflation danach kräftig angezogen war, hatte die Deutsche Post bereits versucht, vorzeitig eine neue Preiserhöhung anzuschieben, wogegen sich die Bundesnetzagentur indes versperrte.
Bei der Anhebung des Portos sieht Meyer daher auch einen größeren Nachholbedarf: „Es gibt kein anderes europäisches Land, wo das Briefporto langsamer angestiegen ist als die Inflation, das einzige Land ist Deutschland“, wird er zitiert. Einen konkreten Prozentwert, der in seinen Augen angemessen wäre, habe er nicht genannt. Jedoch verwies er auf die Marke von 17 Prozent, die laut Gesetz mit einer Preiserhöhung nicht überstiegen werden dürfe.
Unverständnis rief der Standpunkt der Post bei der Bundesnetzagentur hervor. „Wir können die Kritik der Post nicht nachvollziehen“, kommentierte ein Sprecher. „In der Kostenbasis werden wegen der Inflation gestiegene Kosten berücksichtigt und anerkannt – es gibt keine Lücke bei der Inflationsbetrachtung.“
Die DHL hatte am Dienstag ihre Bilanz für das dritte Quartal 2024 vorgelegt und dabei insbesondere die schwache Konjunktur als Hürde herausgestellt.
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