In der US-amerikanischen Satire-Late-Night-Show „Last Week Tonight“ nimmt Moderator John Oliver immer wieder diverse Unternehmen, Politiker oder Berühmtheiten auf die Schippe. Seine aktuelle Sendung widmete sich den Bedingungen in Logistikwarenlagern, insbesondere bei Amazon.
Amazon ist der Trendsetter
John Olivers humoristisch verpackte Kritik richtet sich grundsätzlich an die Logistikunternehmen, die ihre Mitarbeiter unter teils erschreckenden Bedingungen beschäftigten. So sei auch der Krankenstand in den Warenlagern immens höher als etwa in einer Kohlemine, im Baugewerbe oder bei Holzfällern. In der Show berichtet er beispielhaft über einen Vorfall in einem Lager von XPOLogistics, bei dem Mitarbeiter offenbar zum Weiterarbeiten angehalten wurden, obwohl es im Lager gerade einen Todesfall gegeben hatte.
Die Tatsache, „dass Amazon hier nicht das schlimmste Unternehmen ist, ist eine sehr tiefe Messlatte“, heißt es weiter. Man könne sich nicht auf der Tatsache ausruhen, höhere Löhne von 15 Dollar pro Stunde zu zahlen. Amazon sei der Trendsetter der Branche und habe enormen Einfluss. Wenn der Konzern beispielsweise 24-Stunden-Lieferungen anbietet, ziehen Konkurrenten nach: „Amazon ist der Michael Jackson des Versandhandels: Sie sind die besten bei dem, was sie tun, jeder versucht, sie nachzuahmen und niemand, der noch mehr über sie erfährt, ist glücklich darüber“, so Oliver.
Eine realistischere Präsentation der Arbeitsbedingungen bei Amazon
Gut illustriert wird das Anliegen in der Show auch dadurch, dass zu deren Beginn (ca. ab 2:00 Minuten) ein offizieller Amazon-Spot über die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter im Lager gezeigt wird. Für das Team von „Last Week Tonight“ ist das, was hier von Amazon dargestellt wird, jedoch nicht die ganze Wahrheit. Die Show verweist etwa u. a. auf bekannte Vorfälle, bei denen Mitarbeiter kaum Möglichkeiten für Toilettenpausen hätten und belegt dies auch mit Video-Beweisen. Des Weiteren wird thematisiert, dass 50 Angestellte verletzt wurden, als ein Lagerroboter versehentlich Bären-Abwehrspray freisetzte.
Auf der anderen Seite sei Jeff Bezos der reichste Mann der Welt und investiere in Space Shuttles, die eher einem Fallus-Symbol ähneln. Oliver fordert aus diesem Grund: Amazon möge ein realistischeres Bild davon vermitteln, was ihre Versprechungen etwa von Ein-Tages-Lieferungen die Arbeiter kosten. Krönender Abschluss der Show (ca. nach 19:00 Minuten) ist daher ein solch realistischer Werbefilm über die wahren Gegebenheiten im Lager, mit dem Tenor: „Amazon – try not to think about it“ – unser Video der Woche:
Im Übrigen zeigte die Show auch in Amazons Reihen Wirkung: Dave Clark, SVP und Verantwortlicher für Operations bei Amazon, meldete sich nach der Show via Twitter in mehreren Threads zu Wort. Er sei zwar ein Fan, doch läge Oliver dieses Mal falsch und hätte mit seinem Team lieber selbst einmal die Lager besuchen sollen.
We are proud of the safe, quality work environment in our facilities - so much so that we offer tours to the public, ages six and up. But unlike over 100,000 other people this year, John and his producers did not take us up on our invitation to tour one of our facilities.
— Dave Clark (@davehclark) 1. Juli 2019
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