Internationale Lieferung: Zoll, Versandkosten und Logistikpartner im Überblick

Veröffentlicht: 03.11.2025
imgAktualisierung: 03.11.2025
Geschrieben von: Corinna Flemming
Lesezeit: ca. 6 Min.
03.11.2025
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ca. 6 Min.
Weltkugel und Pakete
kbuntu / Depositphotos.com
Der Schritt für den Verkauf über die Ländergrenzen hinweg kann für Händler eine Herausforderung sein. Wir zeigen, wie es gelingt.


Der internationale Verkauf bietet für Online-Händler viele Vorteile, kann aber besonders kleine Händler auch vor große Herausforderungen stellen. Wer in neuen Märkten verkaufen möchte, muss logistische Abläufe, rechtliche Rahmenbedingungen und Kostenstrukturen im Griff haben – eine komplexe Aufgabe. Dennoch kann es sich lohnen, auch über die Ländergrenzen hinweg zu verkaufen. In diesem Beitrag gehen wir auf die verschiedenen Herausforderungen ein und geben Tipps, wie der internationale Versand gelingt.

Versand innerhalb der EU: Vorteile und Besonderheiten

Im europäischen Binnenmarkt ist der Warenverkehr relativ einfach gelöst, da es in der Regel zwischen den EU-Staaten keine Zölle oder Zollabfertigung gibt. Es gilt der freie Warenverkehr zwischen den Mitgliedern der Europäischen Union.

Allerdings müssen Händler bei grenzüberschreitenden Verkäufen im Rahmen von „Fernverkäufen / Distance Selling“ die Umsatzsteuerregelungen beachten. Seit 2021 gibt es unter anderem das OSS-Verfahren (One-Stop-Shop) in der EU. Zu beachten ist auch die Mehrwertsteuer, die als Prozentsatz (Mehrwertsteuersatz) des Warenpreises berechnet wird. Der Verkäufer berechnet die Mehrwertsteuer entweder auf der Grundlage des Mehrwertsteuersatzes des Mitgliedstaats, aus dem die Waren an den Käufer versandt werden (in der Regel der Mitgliedstaat, in dem die Waren gekauft werden), oder auf der Grundlage des Mehrwertsteuersatzes des Mitgliedstaats, in den die Waren versandt werden.

Wichtig für Händler ist auch zu beachten, dass bei Sondergütern wie Alkohol, Tabak, Kaffee oder stark regulierten Produkten besondere Abgaben oder Regeln möglich sind. Der deutsche Zoll hat dazu genaue Informationen auf seiner Webseite bereitgestellt.

Auch müssen sich Verkäufer vor dem Schritt auf internationale Märkte bewusst sein, dass, je nach Versanddienstleister, unterschiedliche nationale Zusatzgebühren oder Zustelloptionen anfallen können. Daher müssen Versandkosten, Lieferzeiten und mögliche Retourenregelungen länderspezifisch kalkuliert werden.

Checkliste für den EU-Versand

Bevor Händler in internationale Märkte verkaufen, sollten sie sich über folgende Punkte informieren:

  • Umsatzsteuerregelung 
  • Versandkosten: Regionenabhängige Versandkosten im Shop einrichten
  • Paketdienstleister: Auswahl aus EU-basierten Anbietern. Gibt es Anbieter, die von Kunden bevorzugt werden? 
  • Sendungsverfolgung: Tracking anbieten zur Vertrauenssteigerung
  • Retourenlogistik: Wie werden Retouren in den verschiedenen Ländern gehandhabt?
  • Rechtliche Bedingungen: Gewährleistung, Widerrufsrecht, Verbraucherschutz – länderspezifisch beachten
  • Sprache: Muss ich meine Angebote sprachlich anpassen?
  • Marktanalyse: Gibt es in dem Land, in das ich verkaufen will, überhaupt Interesse an meinem Produkt?
  • Wettbewerb: Wie verkaufen meine direkten Konkurrenten?
  • Zahlung: Welche Zahlungsarten bevorzugen die Kunden in den jeweiligen Ländern? 

Tipp: Auch wenn formal kein Zoll anfällt, sind transparente Versandkosten (inkl. Steuer) und zuverlässige Zustellung entscheidend, um internationale Kunden zu gewinnen und zu halten.

Versand außerhalb der EU (Export / Import in Drittstaaten)

Wenn Waren die EU verlassen oder importiert werden, gelten komplexere Bestimmungen:

Zollabfertigung & Dokumente

  • Handelsrechnung (Commercial Invoice): Muss Angaben wie Verkäufer, Käufer, Warenbeschreibung, Mengen, Gesamtwert, Ursprungsland und HS-Codes enthalten. Diese Rechnung dient auch als Zollbasis. 
  • Zolltarifnummer / HS-Code: Unverzichtbar, damit der Zollsatz korrekt angewandt wird. 
  • Ursprungszeugnis / Präferenznachweise: Bei bestimmten Handelsabkommen können Zölle ermäßigt werden, z. B. Freihandelsabkommen.
  • Zollanmeldungen: Export- und Importanmeldungen sind Pflicht 
  • Transitregelungen & Freizonen: In einigen Ländern gibt es Zonen, in denen Waren ohne sofortige Zollzahlung gelagert oder bearbeitet werden dürfen. 

Mehr dazu hat die EU auf ihrer Website zusammengestellt.

Zu beachten ist, dass beim Import in einen Nicht-EU-Staat meist Zölle und Einfuhrsteuern bzw. Abgaben anfallen. Je nach Vereinbarung bezahlt entweder der Empfänger oder der Händler. Auch gibt es, je nach Land, unterschiedliche Freigrenzen. So hatten beispielsweise noch bis vor Kurzem die USA einen Schwellenwert von 800 Dollar für zollfreie Importe. Bei Warenwerten unter dieser Grenze sind keine Zollgebühren angefallen. Mittlerweile ist diese Grenze allerdings gefallen und die Zollgebühren gelten für alle Waren. Händler sollten sich vorab genau informieren, welche Schwellenwerte in welchen Ländern für zollfreie Importe gelten.

Außerdem müssen auch hier – analog wie beim EU-Versand – potenzielle Zusatzkosten für die Logistik (beispielsweise Abfertigung oder Lagergebühren) in die Kalkulation einbezogen werden. Manche Paketdienstleister erheben Zahlungsabwicklungsgebühren für die Zollabwicklung. Diese Gebühren dürfen nicht außer Acht gelassen werden.

Spezielle Einfuhrbestimmungen & Regulierung

Viele Länder haben zusätzlich Restriktionen für bestimmte Produktkategorien, z. B. Elektronik, Kosmetik, Medikamente, Batterien, Lebensmittel etc. Darüber müssen sich Händler vor dem Verkauf genau informieren. Außerdem sind oft Zertifikate, Sicherheitsstandards, CE-Kennzeichnungen oder Zulassungen erforderlich. Auch lokale Steuervorschriften können abweichen und sollten stets im Auge behalten werden.

Lieferzeiten und Transport: Wie kommt die Ware zum Kunden?

Bevor sich Verkäufer den passenden Zustellpartner im jeweiligen Zielland suchen, sollten sie sich im Klaren darüber sein, auf welchem Weg die Ware zum Kunden gelangen soll. Dafür gibt es verschiedene Optionen:

  • Luftfracht: schnell, aber teuer – ideal für kleinere, wertvolle Sendungen.
  • Seefracht / Container: kosteneffizient bei großen Mengen, aber langsamer – Transitzeiten können mehrere Wochen dauern.
  • Kombinierter Transport / Multimodal: z. B. See + Bahn oder See + Straße.
  • Zustellnetzwerke & lokale Kuriere: In Zielländern arbeiten internationale Logistikpartner mit lokalen Zustellern zusammen, um Feinverteilung zu realisieren.
  • Versicherung und Verlust-/Schadensrisiken: Eine Transportversicherung ist besonders bei wertvollen Gütern sinnvoll.

Internationale Logistikunternehmen – Wer kann was?

Um erfolgreich international verkaufen zu können, kommt es auch auf den richtigen Dienstleister an. Für den Versand innerhalb Europas bieten sich folgende Logistiker an:

  • DHL 
  • DPD (Europe)
  • GLS 
  • Hermes
  • UPS

Diese Dienste sind spezialisiert auf Paket- und Kleinsendungen in Europa und bieten meist standardisierte Versandoptionen, Tracking und Zustellung. Bei den einzelnen Punkten wie Preis, Qualität und Netzwerk gibt es allerdings große Unterschiede. Schaut man sich die Zustellunternehmen genauer an, gibt es verschiedene Stärken und Schwächen.

DHL
Stärken: 

  • Sehr große Abdeckung: DHL hat ein großes europäisches Netzwerk. 
  • Gute Tracking- und Service-Infrastruktur („ServicePoints“, Paketshops etc.). 
  • Relativ zuverlässig und bekannt bei Geschäftskunden.

Schwächen:

  • Teurer als manche Wettbewerber. 

DPD (Europe)
Stärken:

  • Großes europäisches Netzwerk mit starker Ausrichtung auf grenzüberschreitende Lieferung. 
  • Moderne Dienste: Live-Tracking, flexible Zustelloptionen („Predict“) etc. 

Schwächen:

  • In manchen Ländern evtl. nicht so ausgefeilt wie bei den größten Anbietern (z. B. DHL) in allen Details.

GLS
Stärken:

  • Starke europäische Präsenz, typische Standard-Lieferzeiten innerhalb Europas von 24-48 h in vielen Märkten. 
  • Gute Übersicht über Preise und Standardprodukte; solide für viele Sendungen.

Schwächen:

  • In einzelnen Erfahrungsberichten wird Kundendienst und Zustellung etwas kritischer beurteilt (z. B. Paketshops, Verzögerungen). 

Hermes
Stärken:

  • Sehr fokussiert auf B2C (Privatkunden) und große ParcelShop-Netzwerke insbesondere in Deutschland und in Europa. 
  • Gute Option, wenn Empfänger die Sendungen in Paketshops abholen wollen oder flexible Zustellung wichtig ist.

Schwächen:

  • Von manchen Nutzern werden Service-Erfahrungen kritischer dargestellt (Zustell- bzw. Trackingprobleme). 
  • Eher auf Privatsendungen ausgelegt; ggf. nicht die erste Wahl bei äußerst sensiblen B2B-Sendungen.

UPS
Stärken:

  • International sehr stark, guter Standard für Express- und Spezialversand. 
  • Gut geeignet, wenn komplexere Logistik-Anforderungen bestehen (z. B. größere Sendungen, spezielle Anforderungen).

Schwächen

  • Für reine Standard-Versendungen innerhalb Europas kann UPS teurer sein als spezialisierte europäische Anbieter.

Anbieter für den globalen Verkauf

Für den weltweiten Versand bieten sich folgende Dienstleister an:

  • DHL Express – weltweites Expressnetzwerk
  • UPS
  • FedEx
  • TNT Express (Teil von FedEx)
  • Aramex – stark im Nahen Osten & Asien
  • SF Express (China / Asienfokus)
  • DB Schenker, Kühne + Nagel, Dachser, Ceva Logistics – Speditionen für Großmengen und kombinierte Transporte

Diese Unternehmen bieten oft integrierte Lösungen inkl. Zollabfertigung, Tracking und weltweiter Zustellung.

Auswahlkriterien: So den richtigen Partner finden

Um den passenden Logistikpartner für das eigene internationale Geschäft zu finden, sollten Händler anhand verschiedener Auswahlkriterien die verfügbaren Unternehmen prüfen. Dazu zählt:

  • Abdeckung in den Zielregionen
  • Erfahrung mit Zollabfertigung & Importverfahren
  • Servicelevel (Express, Economy, etc.)
  • Transparenz bei Kosten (Zollabwicklung, Handling)
  • Integration ins eigene Shop-/Versandsystem (APIs, Schnittstellen)
  • Partnernetzwerke in Zielländern für Endzustellung

Fazit

Internationale Lieferungen stellen Unternehmen vor komplexe Herausforderungen, die weit über den reinen Versand hinausgehen. Ein umfassendes Verständnis von Zollbestimmungen, Steuern und Versandkosten ist entscheidend, um Verzögerungen und unerwartete Kosten zu vermeiden. Ebenso spielt die Wahl zuverlässiger Logistikpartner eine zentrale Rolle, da sie den reibungslosen Transport, die Nachverfolgbarkeit und die Kundenzufriedenheit maßgeblich beeinflussen. Unternehmen, die diese Faktoren strategisch berücksichtigen und ihre Prozesse entsprechend optimieren, können nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch Wettbewerbsvorteile auf globaler Ebene sichern.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 03.11.2025
img Letzte Aktualisierung: 03.11.2025
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Corinna Flemming

Corinna Flemming

Corinna beschäftigt sich mit allem rund um Logistik: von Versandbedingungen und Portokosten bis zu Poststreiks.

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