Kostenfreie Lieferung und Retoure – ein Auslaufmodell?

Veröffentlicht: 25.09.2024
imgAktualisierung: 25.09.2024
Geschrieben von: Christoph Pech
Lesezeit: ca. 2 Min.
25.09.2024
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Retoure wird verpackt
olgaddemina / Depositphotos.com
Die versandkostenfreie Lieferung ist auf dem Rückzug und Retouren sind für Online-Händler mittlerweile echte Kostentreiber.


Der Themenkomplex Logistik ist ein zweischneidiges Schwert für den Online-Handel. Es ist einer der wichtigsten Bausteine für ein gut laufendes Geschäft, gleichzeitig aber auch einer der kosten- und arbeitsintensivsten Posten. Aus der aktuellen EHI-Studie „Versand- und Retourenmanagement im E-Commerce 2024“ geht hervor, dass das Management von Lieferzeiten, Kosten sowie Retouren für Online-Händler:innen einen Balanceakt darstellt.

Dementsprechend ist die Wahl des Versanddienstleisters für Händler:innen entscheidend. Für 81 Prozent der Online-Händler:innen sind schnelle Lieferungen dabei ein maßgebliches Kriterium. Über die Hälfte (56 Prozent) liefert innerhalb von ein bis zwei Werktagen, 38 Prozent innerhalb von drei bis fünf Werktagen. Noch am selben Tag liefern dagegen nur die wenigsten (2 Prozent).

Knackpunkt Kosten

Der große Knackpunkt in der Logistik sind die Kosten. Es zeigt sich einmal mehr, dass die versandkostenfreie Lieferung längst nicht mehr der Standard ist. Nur noch 30 Prozent der Online-Händler:innen bieten diese an. Weitere 30 Prozent verlangen grundsätzlich Lieferkosten. 40 Prozent knüpfen eine versandkostenfreie Lieferung dagegen an einen bestimmten Warenwert.

Kostenfreie Retoure wird kaum noch angeboten

Noch deutlicher ist die Kostenfrage bei den Retouren, wie auch Niklas Stanislawski, Projektleiter Logistik beim EHI und Autor der Studie, betont: „Die Studienergebnisse machen einmal mehr deutlich, dass Rücksendungen für viele Online-Händler eine erhebliche Kostenbelastung darstellen.“ 18 Prozent veranschlagen bis zu fünf Euro pro Retouren, 30 Prozent schätzen die Kosten pro Artikel auf 5 bis 10 Euro. Bei weiteren 33 Prozent liegen die Kosten sogar höher, teilweise deutlich. Abhängig sind die Preise einerseits vom Produkt, aber auch von der Retourenquote und dem Prozessaufwand. Die Rücksendung einer Couch ist schließlich aufwendiger als bei Kopfhörern.

Retouren sind zudem ein Thema, das sowohl Händler:innen als auch die Kundschaft belastet. 55 Prozent der befragten Händler:innen wickeln Retouren innerhalb von drei Werktagen ab. Viele kommen den Kund:innen aber entgegen und versuchen, eine möglichst schnelle Retourenbearbeitung zu bewerkstelligen. Um mehr Retouren zu vermeiden, nutzen Händler:innen datenbasierte Analysen. 81 Prozent erfassen zum Beispiel Retourengründe systematisch. Konkrete Maßnahmen leiten daraus 67 Prozent ab.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 25.09.2024
img Letzte Aktualisierung: 25.09.2024
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Christoph Pech

Christoph Pech

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KOMMENTARE
6 Kommentare
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Sjaak
30.09.2024

Antworten

Bettina spricht mir aus der Seele. Der Wahnsinn begann mit "Schrei vor Glück oder schick es zurück!". Ich weiß nicht, welcher Idiot auf diese Idee kam. Die Kosten für Retouren werden massiv unterschätzt. Oft sieht das Paket nach dem Versand aus, als wäre es vom DHL-Boten überrollt worden. Je nach Inhalt kann man es nicht als Neuware weiterverkaufen. Die Politik sollte per Gesetz jede Retoure kostenpflichtig machen - beispielsweise 2,99 € pro Paket. Dann würde jeder Kunde zweimal überlegen, ob er das Produkt wirklich braucht und vielleicht sogar die Beschreibung lesen oder sich die weitere Produktbilder ansehen.
S.M.
27.09.2024

Antworten

Der ganze Retourenwahn wurde ja geradezu als Anspruchshaltung gezüchtet. Es ist ja auch viel einfacher anonym hinter dem Bildschirm einfach Ware wieder in die Schachtel zu werfen, Aufkleber drauf und weg, als im stationären Handel dem Verkäufer an der Ladentheke die Ware persönlich zurückzutragen, ggf. wegen mangelhaftem Umgang mit der Ware angesprochen zu werden oder auch als regelmäßiger Käufer in dem Geschäft persönlich bekannt zu werden, als ständiger Retourenlieferant. Aber im Online-Handel ist das ja alles so einfach. Und der Gesetzgeber sieht ja den Onlinehandel sowieso nur aus der Perspektive der Marktplätze, der Giganten wie Amazon, Zalando etc. und meint, daß der "Verbraucher" immer im Recht ist. Dazu kommen noch die ganzen so genannten "Verbraucherschützer" (selbsternannte und Vereine), die ihre Existenzberechtigung daraus ziehen, jede kleinste Läßlichkeit oder unzureichenden Texte zu ahnden, anstatt sich mal wirklich um Verbraucher- und Umweltschutz dahingehend zu kümmern, daß nicht Tonnen von Waren aus Drittländern (ohne Käuferschutz, Produktinformationen etc.) massenweise den Markt fluten mit Billigartikeln, die anstatt dann teuer retourniert zu werden, in der Landschaft oder in der Tonne landen.
Sandra
26.09.2024

Antworten

Ich gebe Bettina völlig recht. Kunden sehen es auch als ihr gegebenes "Recht" an, alles kostenlos geschickt zu bekommen und selbstverständlich auch kostenlos zu retounieren. Wir werden ständig angeschrieben, dass wir das kostenlose Retourenlabel schicken sollen! Wäre ja eine Frechheit, dass der Kunde dafür zahlen soll. Ähm, nein. Sehe ich anders. Wir bieten kostenlose Beratung, telefonisch wie auch schriftlich an. Das Gleiche ist, wenn der Kunde seine Adresse falsch angibt, NN einfach verweigert und dann schreibt "schicken Sie es nochmal" - NEIN, machen wir nicht. Warum sollen wir auf doppelten und dreifachen Versandkosten sitzenbleiben, wenn es dann zum 2. Mal nicht angenommen wird. Wir verschicken auch NN zum Beispiel genau 1x, danach wird der Kunde per Nachnahme gesperrt. Sollte er dann für die vorherigen, entstandenen Kosten des Hin-UND-Rückversands aufkommen, kann er wieder per NN bestellen. Wir als Händler müssen uns nicht alles gefallen lassen. Dann lieber keine Geschäfte als schlechte. *das war das Wort zum Donnerstag* ;o)
K.I
26.09.2024

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Ich schließe mich den Worten von Bettina zu 100 Prozent an. Solange Amazon und OTTO die "kostenlose Retoure" weiter bewerben und vorantreiben werden wir Händler auf den Plattformen den kürzeren ziehen. Auf OTTO versenden wir für rund 3 Euro per Warenpost.(ab Jan 2025 wahrscheinlich 4,50 Euro als "tolles neues DHL Kleinpaket") Die DHL Retoure kostet jetzt schon 6,19 Euro. Da greift DHL natürlich auch so richtig zu. Unsere Bearbeitung haben wir noch nicht eingerechnet. Unsere Meinung: Das gesamte System Onlinehandel ist total krank. Amazon verdient ohne Ende und diktiert in Europa den Händlern was, wann, wo zu tun ist, auf eine bestialische Art und weise. Otto hätte es in der Hand, aber bis in die oberste Etage fehlt es an Fachpersonal. Statt dessen werden die Preise angehoben das einem schlecht wird. Diese Fehlentscheidungen überlebt OTTO nicht. Und da ist doch auch noch Temu. Und unsere Politiker ???
Bettina
26.09.2024

Antworten

Guten Tag, leider werden von der EU teils hirnrissige Gesetze entworfen, anstatt hier mal einzugreifen. Es geht hier nicht nur um die Kosten der Rücksendung, sondern auch um die Umwelt. Wieviele Bestellungen kommen zurück, mit der Begründung - irrtümlich bestellt - usw. Die Kundschaft meint, diese ganze Hin- und Herschickerei kostet nichts. Ja am besten noch Hin- und Rückversand kostenlos. Ich bestelle schon seit rd. 40 Jahren und meine Retouren kann man zählen, und dies auch nur bei der Bekleidung. Aber auch hier achte und lese ich die Produktbeschreibungen, um unnötige Retouren zu vermeiden. Dies ist aber leider bei der heutigen Gesellschaft nicht mehr möglich. Man bekommt teilweise Retouren bei der die Ware noch nicht mal ausgepackt wurde. Und hier spreche ich nicht von Bekleidung/ Schuhen, nein, teils Plüschtiere, Schlüsselanhänger usw. was genau, wie auf den Bildern aussieht. Aber auch hier kam schon die Aussage zu klein, obwohl die Größenmaße in der Produktbeschreibung standen. Man kann als Händler nur noch den Kopf schütteln. Alleine wenn ich bei der Post sehe, was hier an Bergen von Paketen zurückgebracht werden. Es macht sich keiner mehr einen Kopf scheinbar, kostet ja nichts. Es bieten einfach noch zuviele Versandunternehmen den kostenfreien Rückversand an und das ist ein Problem. Müsste jeder Käufer seine Kosten selbst zahlen und auch noch ein Betrag x für die Kosten der Retourenbehandlung, dann würden Käufer auch wieder Produktbeschreibungen usw. lesen. Also hier sollte die EU mal eingreifen und nicht nur den Firmen immer mehr Hürden und Belastungen aufzwingen, an die sich eine nicht EU Land nicht dran hält. Meine Meinung...
Bentlin
25.09.2024

Antworten

Portofrei und / oder freie Retourensendungen sind auf Dauer ein Massengrab für alle kleineren und mittelständigen Betriebe. welchen bei solch brutal möglichen Wettbewerb die Luft ausgeht.