Facebook für Online-Händler: Des einen Freud, des anderen Leid

Veröffentlicht: 17.03.2014 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 17.03.2014

Facebook erweist sich für manche Online-Händler offensichtlich als lukratives Marketinginstrument, wie die Geschichte von Ben Cardwell zeigt. Doch ein Erfolg ist keineswegs garantiert. Tatsächlich können Facebook-Kampagnen auch trotz hoher Einsätze nicht den gewünschten Erfolg bringen, wie der Unternehmer Raaj Kapur Brar erfahren musste.

Immer mehr Unternehmen setzen im Social Commerce auf Facebook.

(Bildquelle Social Commerce: Tashatuvango via Shutterstock)

Ben Cardwell aus Neuseeland ist Online-Händler. Der 21-Jährige verkauft über seinen Online-Shop „Dealman“ vorwiegend modische Bekleidungsartikel. Eigentlich nicht weiter sonderbar, wenn der junge Mann nicht dank Facebook zum Millionär geworden wäre. Denn laut dem Business Insider, der mit Ben Cardwell sprach, soll der Online-Händler dank der Nutzung von Facebook extrem erfolgreich geworden sein.

Geschickt Facebook-Algorithmus getäuscht

Angefangen hat Cardwell auf dem neuseeländischen Online-Marktplatz TradeMe, einer ähnlichen Verkaufsplattform wie bei uns zum Beispiel eBay. Dort eröffnete der 21-Jährige einen Online-Shop und bot Elektronik- und Modeartikel zum Verkauf an. Bis dahin war er allerdings nicht besonders erfolgreich, weshalb er laut dem Business Insider begann, seine Artikel auf Facebook zu teilen und eine eigene Facebook-Seite für den Online-Shop einrichtete.

Zunächst postete der Neuseeländer bis zu sieben Produktfotos am Tag auf dieser Seite. Doch das besondere an seiner Strategie: Er schaffte es, den Facebook-Algorithmus zu täuschen. Denn Cardwell postete seine Produktfotos nur in bestimmten Ländern. Zunächst nur in Mexiko und Indien. Erst später postete er seine Produktfotos über Facebook auch in den USA, Kanada und Neuseeland. Der Trick: Cardwell postete seine Fotos zunächst nicht in Neuseeland, wo es insgesamt nur rund 15.000 Facebook-Nutzer geben soll. Stattdessen wandte er sich Indien zu, wo rund 93 Millionen Menschen Facebook nutzen sollen. Damit konnte sich Cardwell in kurzer Zeit eine hohe Zahl an Facebook-Fans für seinen Online-Shop sichern. Facebooks Algorithmus behandelte Cardwells Facebook-Seite aufgrund der über 200.000 Facebook-Fans bevorzugt.

Algorithmus wurde überarbeitet, um für mehr Werbeeinnahmen zu sorgen

Ohne für Werbung auf Facebook zu bezahlen, schaffte es Ben Cardwell nach eigenen Angaben mithilfe von Facebook seine Monatsumsätze auf 100.000 US-Dollar anzuheben. Das ging allerdings nur solange gut, bis Facebook seinen Algorithmus gegen Ende des Jahres 2013 überarbeitete. Damals hatte das Unternehmen entschieden, nicht mehr so viele Einträge von Facebook-Seiten in die Newsfeeds der Facebook-Nutzer einzubinden und änderte seinen Algorithmus. Denn Facebook wollte schließlich, dass Unternehmen für die Werbung bezahlen.

Nach der Änderung des Facebook-Algorithmus soll der Umsatz von Online-Händler Cardwell auf 800 US-Dollar am Tag zurückgegangen sein, schreibt Business Insider. Ben Cardwell soll sich dann erfolglos im Internet nach möglichen Marketingstrategien umgeschaut haben, um dann doch festzustellen, dass er für Werbung auf Facebook von nun an bezahlen müsste. Gesagt getan, fing Ben Cardwell an seine Reichweite bei Facebook mithilfe von bezahlten Beiträgen zu erhöhen und knackte dadurch, so schreibt es der Business Insider, die Umsatzmarke von einer Millionen US-Dollar.

Was sich wie eine PR-Geschichte für Facebook liest, könnte auch ganz anders erzählt werden. So nutzte auch der Unternehmer Raaj Kapur Brar Facebook, um seine Fashion-Magazine zu bewerben – insgesamt soll er laut dem Business Insider 600.000 US-Dollar für seine Facebook-Kampagnen ausgegeben haben – und glaubt heute, dass das ein großer Fehler war.

Unternehmer möchte Rechnung von Facebook nicht bezahlen

Denn Obwohl Raay Kapur Brar extra nach Toronto fuhr, um von Facebook zu lernen, wie man bei Facebook effektiv wirbt, erwies sich die Facebook-Werbung für den Unternehmer im Nachhinein als Fehlinvestition. Zum einen ärgert sich Raay Kapur Brar darüber, dass eine Vielzahl seiner Facebook-Fans sogenannte Fake-Fans seien. Außerdem liegt der Unternehmer mit Facebook im Streit, weil das Netzwerk andere Nutzerzahlen für die Marketingkampagne von Brar für die Abrechnung der Anzeigenkampagne zugrunde legt, als es der Unternehmer selbst mit Programmen wie Google Analytics nachweisen kann.

Facebook behauptet laut dem Business Insider, das Netzwerk hätte dem Unternehmer rund 600.000 neue Besucher auf seine Internetauftritte gebracht. Brar selbst konnte nur rund 160.000 Facebook-Besucher nachvollziehen und ist nun darüber enttäuscht, dass er deutlich mehr Geld für die Facebook-Kampagnen ausgeben soll, als diese ihm eigentlich einbringen konnte. Deshalb weigert er sich, die von Facebook gestellte Rechnung in Höhe von rund 600.000 US-Dollar in voller Höhe zu bezahlen.

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