Google Adblocker: Verleger kritisch, Wettbewerbsbehörden schauen hin

Veröffentlicht: 06.06.2017 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 06.06.2017

Google startet einen eigenen Adblocker und erntet für die Pläne viel Kritik. Die Wettbewerbsbehörden könnten dem Unternehmen, zumindest in Europa, einen Strich durch die Rechnung machen, wenn es 2018 soweit ist.

Google Chrome

Evan Lorne / Shutterstock.com

Ende vergangener Woche hat Google angekündigt, in den hauseigenen Webbrowser Chrome einen Werbeblocker für aufdringliche Werbung integrieren zu wollen. Grundsätzlich ist es für den Nutzer eine praktische Angelegenheit, wenn ein Browser direkt mit integriertem Adblocker daherkommt, doch gegenüber Google regt sich nach der Ankündigung teils heftige Kritik. Überraschend ist das nicht.

Marktmissbrauch von Google?

„Dass Google mit einem eigenen Adblocker in Chrome gegen nervende Werbung vorgehen will, empfinden wir als heuchlerisch. Es geht aus Sicht des BDZV vielmehr um Macht und Kontrolle über den Werbeblockermarkt, über Website-Betreiber und Werbekunden“, so ein Sprecher des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) gegenüber Heise. Der Verband wirft Google Marktmissbrauch vor. Die Qualitätsverbesserung der ausgelieferten Werbung sei nur ein Vorwand, Google würde selbst vermarktete Anzeigen kaum filtern. Auf lange Sicht würde Google wahrscheinlich seine Machtposition ausnutzen und neue Abhängigkeiten schaffen.

Wenn der Suchmaschinen-Marktführer auch noch Werbevorgaben machen sollte, dann ist es für viele nicht mehr weit bis zum Missbrauch der Meinungsmacht. Nun ist der BDZV ohnehin ein großer Adblock-Kritiker, würde die Programme am liebsten gesetzlich verbieten lassen. Doch Kritik regt sich auch in der US-Presse und auch die Wettbewerbshüter der EU wollen sich die Entwicklung sehr genau anschauen. Es ist nicht auszuschließen, dass Googles Plänen ein Riegel vorgeschoben wird, wenn offensichtlich werden sollte, dass das Unternehmen seine Macht bei der Werbeausspielung missbraucht.

Google selbst versucht abzuwiegeln, verweist auf die Coalition for Better Ads, der u.a. auch Facebook angehört und dass man dafür kämpfe, hochwertige Werbeformen zu etablieren und intrusive Werbung abzuschaffen. „In Absprache mit der Coalition for Better Ads und anderen Industrieverbänden planen wir, dass Google keine Anzeigen mehr auf Websites anzeigt, die sich nicht an die Better Ads Standards halten – davon betroffen sind auch die Anzeigen, die von Google ausgeliefert werden“, so Google-Manager Rahul Roy-Chowdhury. Hält man sich nicht an die Google-Vorgaben, würde also die gesamte Seite abgestraft werden.

Webmaster sollen besser Bescheid wissen

Google überwacht also ständig die Werbung auf erfassten Webseiten. Betreiber haben aber oft gar keinen Überblick, welche Werbeanzeigen die Nutzer auf der eigenen Präsenz sehen. Dafür hat Google den Ad Experience Report gestartet, die Webmaster informiert, wenn es zu Verstößen kommt.

Mit dem Google-Contributor-Programm setzt sich Google außerdem dafür ein, dass es zu einem Einnahmeausgleich kommt, wenn Nutzer keine Werbung sehen wollen. Bei teilnehmenden Webseiten (u.a. Business Insider) kann man gegen einen kleinen Cent-Betrag werbefrei surfen. Bei einigen Angeboten ist darüber hinaus ein Anti-Adblocker integriert, der Nutzer etwa von Adblock Plus aussperrt – das bislang zudem sehr effektiv. In Kombination mit einem eigenen Adblocker spricht dies wiederum für einen Marktmachtmissbrauch.  Bis 2018 hat Google noch Zeit, das System so zu optimieren, dass es keinen Ärger gibt.

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