„Shopping Actions“: Google will Amazon das Wasser abgraben

Veröffentlicht: 19.03.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 19.03.2018

Amazon dominiert den Handel in der westlichen Welt. Doch Google will dem Unternehmen nun ein wenig Druck machen und selbst ein Stück vom Online-Handel abhaben: In den USA hat der Suchmaschinenbetreiber deshalb ein neues Programm namens „Shopping Actions“ gestartet.

Google Hauptquartier
© MariaX / Shutterstock.com

Zahlreiche Menschen suchen zunächst auf Google nach einem Produkt und landen dann bei Amazon – aus Bequemlichkeit und weil sie ohnehin bei dem Unternehmen registriert sind. Anderen, kleineren Online-Händlern und Einzelhändlern entgehen diese Umsätze in vielen Fällen. Doch Google will das nun offenbar ändern, wie Reuters berichtet: In den USA hat das Unternehmen ein neues Programm namens „Shopping Actions“ gestartet, das sich an Einzelhändler aller Größen richtet.

Das Programm ermögliche es den Händlern, ihre Produkte in der Google Suche und beim Shopping-Service Google Express zu platzieren. Dafür zahlen sie einen Teil der Einnahmen an den Suchmaschinenbetreiber. Auch der Google Assistant könne auf die Produkte zugreifen – womit Google auch im Bereich Voice-Commerce angreift und Amazon hier unter Druck setzt. Dass die Kunden irgendwann alle Einkäufe bequem über Alexa abwickeln, ist die große Hoffnung des US-Konzerns. Google will sich offenbar auch direkt in diesem Markt positionieren.

Google bedient sich beim Erfolgsprinzip von Amazon

„Wir haben einen grundlegend anderen Ansatz als Amazon, weil wir uns selbst als Unterstützer des Handels sehen“, erklärt Daniel Alegre, Googles President for Retail and Shopping. „Wir sehen uns selbst als Teil einer Lösung für Händler, um bessere Verkäufe zu machen… und dem Kunden näherzukommen.“ Trotzdem bedient Google sich an einer Mechanik, die Amazon zum Erfolg verholfen hat: Mit „Shopping Actions“ kann das Unternehmen den Nutzern einen einzigen Warenkorb sowie Instant-Checkout bieten.

Um das neue Programm aufzubauen, kooperiert Google mit einigen großen US-Einzelhändlern. So haben sich unter anderem Target, Walmart, Home Depot und Costco mit dem Konzern zusammengeschlossen, um Amazon das Wasser abzugraben. Target zufolge hätte sich die durchschnittliche Produktzahl in den Google-Express-Warenkörben der Nutzer in den vergangenen sechs Monaten um 20 Prozent gesteigert.

Google als Feind des Feindes

Die Einzelhändler reizt Reuters zufolge vor allem die Möglichkeit, endlich im Voice-Commerce aktiv werden zu können. Walmart und Target hätten bereits Vereinbarungen getroffen, um in den Suchergebnissen bei Google Home aufzutauchen. Die Kunden von Target „lieben die Bequemlichkeit und Einfachheit, ihre Target-Einkäufe per Sprachbefehl zu erledigen, ohne einen Finger zu rühren“, erklärt Targets Chief Information and Digital Officer Mike McNamara.

Dass die Einzelhändler mit Google kooperieren, scheint unterdessen ein notwendiges Übel zu sein: „Marken betrachten Google als den Feind des Feindes und das macht Google zu ihrem Freund“, meint etwa Guru Hariharan, CEO des Handelstechnologie-Unternehmens Boomerang Commerce. Walmart und Amazon liefern sich seit Jahren einen Wettkampf um die Vorherrschaft im US-Einzelhandel – dabei hatte Amazon zuletzt die Nase vorn und setzt Walmart immer stärker unter Druck.

Bleibt abzuwarten, ob die Einzelhändler Google nun zu ihrem Vorteil nutzen können oder ob sie einen Pakt mit dem sprichwörtlichen Teufel geschlossen haben.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Michael Pohlgeers

Kommentare  

#3 AlbCamper 2018-03-25 07:50
Ich verstehe auch nicht ganz warum bei Google bei fast jeder Produktsuche Amazon unter den Top 3 der organischen Ergebnisse ist. Oftmals ist der Artikel von Amazon einfach nicht der Beste bzw. gibt es andere Onlinehändler die sich auf bestimmte Produkte spezialisiert haben und eine deutlich bessere Fachkenntnis haben und viel mehr Zubehör rund um das Produkt anbieten. Trotzdem ist Amazon immer unter den Top 3.
Zitieren
#2 Andreas 2018-03-20 09:58
Also ich halte das Thema für sehr spannend ... ähnlich wie die Marketplace Ambitionen von Facebook. Da könnten spannende Alternativen zu Amazon / Ebay heranwachsen.
Zitieren
#1 Avenger 2018-03-20 08:32
"Voice-Commerce " dürfte in D und der EU nicht rechtmäßig sein.

Da die strengen Informationsric htlinien beim Online-Kauf (genaue Preisangabe, Versandkosten, AGB, Widerrufsbelehr ung, wesentliche Artikeleigensch aften usw. zum Zeitpunkt des Kaufs) dabei nicht eingehalten werden.

Amazon hat deswegen ja gerade einen Prozess bezüglich der "Dash"-Buttons verloren, die ja auch genau diese Probleme haben.
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.