IFH-Studie zu Wertschöpfung

Arbeitsplätze, Innovation, Umsatz – so wichtig ist der Online-Handel

Veröffentlicht: 01.06.2021 | Geschrieben von: Markus Gärtner | Letzte Aktualisierung: 01.06.2021
Konzept Online-Handel

Gerade in der Coronakrise steht der E-Commerce im Fokus: Vor allem Amazon profitierte, während der stationäre Handel durch die Beschränkungen gebremst wurde. Das Institut für Handelsforschung Köln (IFH) hat in einer aktuellen Studie die Wertschöpfung des Online-Handels untersucht und dabei unter anderem die Aspekte Kundenbedürfnisse, Beschäftigung, Innovation, Nachhaltigkeit und die Auswirkungen auf stationäre Filialnetze und den kleinbetrieblichen Fachhandel analysiert. Demnach ist der deutsche E-Commerce unter anderem ein wichtiger Treiber für digitale Innovationen und Arbeitsplätze. Insgesamt trug der B2C-Onlinehandel im Jahr 2020 rund 13 Milliarden Euro netto zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei – 12,7 Prozent der Wertschöpfung des gesamten Einzelhandels.

„Onlinehandel in Deutschland ist mittlerweile weit mehr als das Geschäft der reinen Onlinehändler – Multi-Channel-Handel ist die Regel. Unsere Studie zeigt, dass der Online-Handel Wert für Konsumentinnen und Konsumenten und Unternehmen schafft, als Innovationstreiber fungiert und den stationären Handel in vielerlei Hinsicht unterstützt“, fasst IFH-Direktor Werner Reinartz die Ergebnisse zusammen.

Marktplätze für Online-Händler: Mehr Chancen, aber auch mehr Konkurrenz

Aus den Ergebnissen hat das Forschungsinstitut acht Thesen abgeleitet:

  • Online-Handel schafft Wertschöpfung: Neben dem genannten direkten Anteil am BIP ist der Online-Handel vor allem für die Logistikbranche wichtig, aber auch für Export, Unternehmensgründungen und den Innovationsgrad der Branche.
  • Online-Shops der Multichannel-Händler unterstützen deren Filialnetze: In den vergangenen Jahren war der Online-Kanal bei Multichannel-Anbietern für Umsatzsteigerungen verantwortlich, das stationäre Geschäft hingegen verliert Kunden und Umsätze und muss andere wichtige Funktionen im Kundenkontakt übernehmen.
  • Marktplätze helfen kleinbetrieblichen Fachhändlern: Mittlerweile gibt es mehr Händler auf Marktplätzen als mit eigenem Webshop. Zwar bieten Plattformen einen niedrigschwelligen „Online-Hebel“ für mehr Sichtbarkeit und Umsätze, aber es kommt auch zu mehr Preiswettbewerb sowie Druck durch größere Anbieter und den Direktvertrieb durch Hersteller.
  • Online-Handel bietet kleinen Nischen-Händlern globale Absatzmärkte: Die Exportquoten des Nonfood-Fachhandels nehmen tendenziell zu, vor allem bei Lederwaren, Textilien, Kunst oder Antiquariaten. Der Effekt beschränkt sich jedoch vor allem auf Nischenmärkte.

Beschäftigung im Online-Handel: 233.000 Arbeitsplätze

  • Online-Handel als Innovationsmotor für die gesamte Handelsbranche: Viele neue Ideen in der Handelsbranche stammen aus dem E-Commerce, daher treibt der Online-Handel auch digitale Innovationen am Point of Sale im stationären Handel. 
  • Online-Handel schafft Arbeitsplätze: Die Zahl der Beschäftigten im Online-/Versandhandel ist in den letzten zehn Jahren um 155 Prozent (Hochrechnung 2020) auf mehr als 233.000 Menschen gestiegen – mehr als der Zuwachs im Einzelhandel. 
  • Online-Handel erfüllt Kundenbedürfnis nach Bequemlichkeit: 57 Prozent der Befragten können sich ein Leben ohne Online-Handel nicht vorstellen. Die entscheidenden Faktoren sind dabei leichter Zugang zu Informationen, Zeitersparnis und der Zugang zu Produkten aus dem Ausland.
  • Online-Handel ist nachhaltiger als sein Image: Bei der Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette im Handel – inklusive Beschaffungslogistik, Lagerhaltung und Geschäft – ist der Online-Handel bei CO2-Emissionen nachhaltiger als sein Ruf. In den drei untersuchten Kategorien (Konsumgüter des täglichen Bedarfs, Bücher und Elektronik) verursacht der Online-Handel nur rund 25 bis 40 Prozent der CO2-Emissionen des stationären Handels. Insgesamt sehen Kunden aber immer noch den stationäre Handel als die umweltfreundlichere Alternative.

Für die Studie befragte das IFH 1.000 Konsumentinnen und Konsumenten sowie elf Experten und hat eine Vielzahl statistischer Quellen ausgewertet.

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