Ama-Zone

Schluss mit Mogeleien zu Amazons Rabattschlacht

Veröffentlicht: 22.06.2022 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 19.07.2022
Amazon Prime Day: Schnäppchenjagd im Internet

In der Reihe „Ama-Zone“ grübelt Tina Plewinski über die vielfältige Welt von Amazon: über Vor- und Nachteile des Online-Riesen, neue Entwicklungen, trendige Hypes, die unablässigen Machtbestrebungen des Konzerns und – im aktuellen Teil dieser Reihe – über Mondpreise und den Wert von Rabatten.

Das Highlight naht: Am 12. und 13. Juli feiert Amazon seinen alljährlichen Prime Day. In bereits gewohnter Manier wird der Konzern seiner zahlungswilligen Kundschaft wieder eine Rabattschlacht präsentieren. Kund:innen haben dann zwei Tage lang Zeit, sich ins digitale Getümmel zu stürzen und mit anderen Schnäppchenjäger:innen um teils begrenzte Aktionsprodukte zu rangeln.

So weit, so bekannt. Doch in diesem Jahr könnte der Amazon Prime Day etwas anders verlaufen als in den vergangenen Jahren und entsprechend auch andere Reaktionen bei den Shopperinnen und Shoppern hervorrufen. Warum? Weil neue rechtliche Vorgaben Amazon und andere Händler dazu zwingen, ehrlicher mit Preisen umzugehen. Um dies zu erklären, machen wir einen Schritt zurück.

Verbraucherschützer warnen vor unechten Streichpreisen

Wenn der Duden einen Rabatt als Preisnachlass erläutert, der „unter bestimmten Bedingungen gewährt“ wird, dann klingt das ziemlich spröde und kommt nicht im Ansatz an das Gefühl heran, das manche Kund:innen dabei empfinden, wenn sie einen echten Schnapper gemacht haben: Das Glücksgefühl, das einen überkommt, wenn man sich nicht nur ein Wunschprodukt gegönnt, sondern dabei sogar bares Geld gespart hat.

Das Problem mit Rabatten: Manchmal stellt sich heraus, dass sie gar nicht jenen Wert haben, der Verbraucherinnen und Verbrauchern zuvor versprochen wurde. So auch bei Amazon. In den letzten Jahren gab es an den Amazon-Prime-Day- (und anderen Aktions-)Tagen immer wieder Meldungen erboster Kund:innen, die monierten, dass auf dem Online-Marktplatz mit unechten, aufgeblasenen Streichpreisen geworben wurde und die Rabatte dadurch viel größer erschienen, als sie eigentlich waren. Selbst Verbraucherschutzzentralen warnen alljährlich vor dieser Shopping-Falle.

Die Krux mit aufgeblasenen Rabatten

Mancher mag vielleicht meinen, dass es eigentlich vollkommen egal ist, ob man nun neun Euro oder nur sechs Euro spart – Hauptsache gespart! Doch neben einer gewissen Ernüchterung stellt sich bei vielen Kund:innen eben auch eine Enttäuschung und ein gewisser Ärger ein, wenn sie über den Wert von Rabatten getäuscht wurden. Vielleicht wären sie sogar mit den sechs Euro Preisnachlass glücklich gewesen, doch die Täuschung vergällt ihnen die Freude am Rabatt.

Neue Regeln für mehr Transparenz

In diesem Jahr könnte deshalb alles anders werden, weil es seit Kurzem mehr Preistransparenz bei Amazon gibt. Grundlage dafür ist die neue Preisangabenverordnung im Rahmen der Omnibus-Richtlinie. Diese verbietet es Händlern nun ganz ausdrücklich, mit Mondpreisen oder UVP-Streichpreisen zu werben, die derart eigentlich niemals verlangt wurden. Stattdessen sieht die Verordnung vor, bei Preisermäßigungen als Vergleichspreise ECHTE Preise anzugeben – konkret: jene niedrigsten Gesamtpreise, die innerhalb der vergangenen 30 Tage vor dem Rabatt verlangt wurden. Aufgeblasene Streichpreise, adé!

Heißt das nun, dass Amazons Rabattschlacht in diesem Jahr ein waschechter Reinfall wird, weil die Rabatte weniger hoch wirken und deshalb weniger Leute kaufen? Ich glaube nicht, dass sich das so pauschal sagen lässt. Natürlich leben wir in einer Zeit, in der die Bürger:innen durch steigende Energie- und Lebensmittelpreise, immense Spritkosten und hohe Lebenskosten starken Belastungen ausgesetzt sind. Viele halten ihr Geld derzeit beisammen, statt es bei ausgiebigen Shopping-Trips um sich zu werfen. Und auch Amazon dürfte diese Entwicklung zu spüren bekommen.

Grundsätzlich tut dies dem Wert der Ehrlichkeit und dem transparenteren Umgang mit Preisen aus meiner Sicht allerdings keinen Abbruch. Sie schaffen auf lange Sicht Vertrauen. Und Aufrichtigkeit und verdientes Vertrauen kann die Welt gut gebrauchen.

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Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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