Kommentar: Amazon Payments zum Ausspähen der Konkurrenz?

Veröffentlicht: 10.10.2013 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 10.10.2013

Auf den ersten Blick scheint Amazons neues „Login and Pay“-Feature ein Angriff auf den Bezahldienst PayPal. Nutzer können sich freuen, dass sie bald ihre Amazon-Konten auf Seiten Dritter verwenden dürfen. Aber was, wenn Amazon mit seinem Feature sein Marktmonopol stärken möchte?

Amazons Payments könnten zum Ausspähen dienen.

Nutzer müssen Bankdaten weniger oft preisgeben

Auch die kleinsten Online-Shops können Amazons Bezahlsystem in ihre Webseiten einbauen. Für Nutzer heißt das: Empfindliche Bank- oder Kreditkartendaten müssen nicht an mehrere Unternehmen weitergegeben werden. Es reicht, wenn Amazon über die Daten verfügt. Gerade vor dem Hintergrund von Datendiebstählen wie zuletzt bei Adobe Systems eine beruhigende Nachricht für Online-Konsumenten.

Händlern verspricht Amazon, das Bezahlsystem einfach in den eigenen Online-Shop integrieren zu können. Quellcode kopieren und fertig. Aber mit dem Quellcode und „Amazon Payments“ geben Online-Händler einen Teil ihrer Entscheidungsgewalt an Amazon weiter. Nicht unbedingt nur zu ihrem eigenen Vorteil, wie Amazon das darstellen möchte.

Online-Shops werden durch „Login and Pay“ von Amazon durchleuchtet

Dass auch Händler, die bislang nicht mit Amazon zusammen gearbeitet haben durch das Bezahlsystem einen Teil ihres Umsatzes an Amazon weitergeben müssen ist klar. Denn der Online-Marktführer möchte für jeden verkauften Artikel eine zusätzliche Provision haben. Doch was, wenn Amazon dank „Amazon Payments“ und „Login and Pay“ tiefer in die eigene Geschäftspraxis eingreift? Und vielleicht sogar die eigenen Stammkunden abwirbt?

Amazon erlaubt sich durch seine Bezahlpartnerschaft Einblick in die Handelsbilanzen der Konkurrenten zu gewinnen, denn jeder Partner muss sein Umsatzvolumen angeben, um „Amazon Payment“ nutzen zu dürfen. Außerdem überblickt Amazon alle Zahlen rund um die Bestellungen der neuen Partner und Konkurrenten und macht diese so transparent. Und nicht zuletzt kommt das Geld für die Bestellungen zuerst bei Amazon an, bevor es auf das eigene Bankkonto der Händler landet. Für manche Händler ein beunruhigendes Gefühl. Außerdem: Amazon bekommt die Adressen aller Kunden, also auch der eigenen Stammkunden, die sich manch kleiner Händler durch seinen eigenen Online-Shop hart erkämpft hat. Und wer sagt, dass Amazon nicht eigene Werbekampagnen genau für diese Kunden startet und ihnen selbst irgendwann die Lieblingsprodukte aus fremden Warenkörben anbietet? Die Strategie wäre jedenfalls nicht neu, Marketplace-Händler wissen ein Lied davon zu singen.

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