Online informieren, offline kaufen – Webrooming beliebter als Showrooming

Veröffentlicht: 15.12.2014 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 15.12.2014

Den Begriff des „Showroomings“ kennt man in der Branche – vor allem dem stationären Handel ist es ein Dorn im Auge, denn angeblich nimmt dieses Verhalten bei deutschen Shoppern immer mehr zu. Dass es aber auch andersherum geht, scheint kaum jemand zu wissen. Das sogenannte „Webrooming“ ist nämlich viel verbreiteter.

Frau mit Smartphone in der Hand beim Shopping

(Bildquelle Frau mit Smartphone: Johan Larson via Shutterstock)

Der stationäre Handel sieht im Online-Handel oder im Internet allgemein oft das Böse in „Person“. Nicht nur, dass viele Shopper vermehrt einfach online einkaufen, sondern auch das sogenannte „Showrooming“ betreiben, ist dabei das Problem. Denn nach einer aktuellen Umfrage der intelliAd Media GmbH testen drei von vier Deutschen das Produkt erst im Geschäft und kaufen es später im Internet. Gerade in der Gruppe der 18 bis 34-jährigen kauft ein Viertel der Befragten noch direkt im Geschäft mobil über das Smartphone.

An Samstagen Anstieg des Mobile-Shoppings

Der Hintergrund für die Umfrage war eine Analyse von knapp 275.000 Online-Käufen von Modeartikeln im September und Oktober 2014. Dabei stellte sich heraus, dass am Samstag, dem Haupteinkaufstag, 22 Prozent mehr Online-Einkäufe via Smartphone getätigt werden als in der restlichen Woche. Aus diesen Ergebnissen schließen die Studienautoren, dass das mobile Shopping direkt in den Läden stattfindet. Was für die Autoren wiederrum eindeutig auf das Phänomen des Showroomings hindeutet.

Diese für den stationären Handel beängstigenden Zahlen werden gern von den Medien aufgegriffen. Dass es aber auch das umgekehrte Phänomen gibt, bei dem sich Kunden im Internet informieren und anschließend stationär kaufen, wird weniger diskutiert. Dabei ist dieses Verhalten, das kurz ROPO (research online, purchase offline) genannt wird, ähnlich stark verbreitet wie das Showrooming.

Webrooming bzw. ROPO viel beliebter

Nach Angaben der Studie “Zukunft und Potenziale von Location-based Services für den stationären Handel” des Handelsverband Deutschland (HDE), kaufDA und dem Web Research Center der Hochschule Niederrhein, recherchieren 39 Prozent der Deutschen zuerst im Netz und kaufen das Produkt anschließend im stationären Handel. Weitere 10 Prozent kaufen nach der mobilen Recherche im Ladengeschäft ein. Das bedeutet, dass fast 50 Prozent völlig gegensätzlich zum viel beschworenen Showrooming agieren. Nach Angaben der Studie betreiben dies nur 14 Prozent sehr oft und 8 Prozent kaufen direkt im Geschäft mobil ein.

 

© eWeb Research Center, August 2014 – Aktuelles Informations- und Kaufverhalten 2014

 

Die Studie offenbart weiterhin, dass es nach wie vor Kunden gibt (22 Prozent), die sich vor dem stationären Kauf nicht im Internet informieren. Insgesamt kaufen immernoch 71 Prozent der Kunden - und damit über drei Viertel der Befragten - im stationären Handel, wobei sich die Mehrheit vorher im Netz informiert.

Die Zahlen machen deutlich, dass der stationäre Handel nicht um seinen Existenz fürchten muss. Allerdings, und das machen sämtliche Studien zu diesem Thema deutlich, wird die Nutzung von mobilen Endgeräten eher noch zunehmen als abnehmen. Vor allem zur Informationsbeschaffung wie Ladenöffnungszeiten oder Verfügbarkeit werden die mobilen Geräte herangezogen.

Der stationäre Handel muss sich anpassen

Entsprechend muss ein Umdenken bei den stationären Händlern stattfinden, denn, so Christian Gaiser, CEO der Bonial.com-Gruppe, zu der auch KaufDa gehört, gegenüber Location Insider: “Mit steigender Internet-Nutzung entsteht […] auch eine zunehmende Erwartungshaltung auf Kundenseite nach Informationen. Für den Handel ist dies eine riesige Chance. Damit es aber auch gelingt, die Webroomer tatsächlich zum Besuch des Ladengescha¨ftes zu bewegen, mu¨ssen zusa¨tzliche Bru¨cken gebaut werden, etwa Multi-Channel-Strategien, lokale und digitale Angebote oder zusätzliche Aktionen im Shop, die das Kauferlebnis vor Ort noch attraktiver gestalten.”

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