Shop-Helden

Conrad: 100 Jahre Pioniergeist im Elektronik-Bereich

Veröffentlicht: 09.07.2020 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 10.07.2020
Conrad-Versandlager

Conrad gehört heute zu den großen und bekannten Elektronikanbietern auf dem Markt, doch die Geschichte des Unternehmens beginnt bereits im Jahr 1923: Vor nahezu 100 Jahren gründete Max Conrad das Familienunternehmen Conrad Electronic und verkaufte anfangs Bauteile für Hörfunk und Fernsehen. Das Unternehmen spricht seinem Gründer „eine gehörige Portion Mut und Pioniergeist“ zu. Dieser Pioniergeist zeigte sich auch dann, als das Unternehmen bereits 1997 seinen Online-Shop startete. „Auch wenn sich der Online-Shop damals um Welten vom heutigen unterscheidet und – im Vergleich zu modernen Lösungen – doch etwas antiquiert anmuten mag, war der Shop damals absolut up to date“, heißt es bei Conrad. Wöchentlich hätten 500.000 Besucher die Website aufgesucht, die 1998 mit dem TV-Movie-Award ausgezeichnet wurde.

Mitte der 1990er-Jahre mit einem Online-Shop zu starten, brachte allerdings Herausforderungen mit sich, die es heute eigentlich nicht mehr gibt. „Die Entscheidung fürs Online-Geschäft stand also schnell fest, allerdings gab es in dieser Zeit keinerlei Starthilfe – also keine Dienstleister, keine Software, keine Infrastruktur und kein Benchmark“, erzählt Ralf Bühler, CSO B2B bei Conrad Electronic. Um den Shop aufzubauen, wurde ein neues Team gegründet, das die Aufgabe hatte, den Online-Shop komplett selbst zu entwickeln und marktfähig zu machen. Aber das war nur eine der großen Herausforderungen, mit denen sich Conrad beschäftigen musste. 

Kulturen-Clash beim E-Commerce-Einstieg

Ralf Bühler CSO B2B Conrad Electronic

Denn innerhalb des Unternehmens drohte ein Interessenkonflikt zwischen dem bisherigen Versandgeschäft und der neuen E-Commerce-Generation. „In dieser Phase sind innerhalb des Unternehmens zwei Kulturen aufeinander geprallt: Diejenigen, die seit jeher das gut laufende Versandgeschäft betreuten, und auf der anderen Seite die neue Technikgeneration, die für den E-Commerce und seine Möglichkeiten brannte und klassischen Versandhandel eher oldschool und langweilig fand“, beschreibt Bühler die damalige Situation.

Das Unternehmen musste beide Seiten für die Vorteile der jeweils anderen sensibilisieren und die Mitarbeiter motivieren, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. „Unsere Geschichte zeigt, dass uns das gelungen ist. Seitdem wissen wir bei Conrad, was es heißt, die Chancen, die ein Change immer bietet, aktiv zu nutzen, und gleichzeitig seinen Herausforderungen mit offenem Visier zu begegnen und vielleicht auch mal unpopuläre Entscheidungen zu treffen.“ Heute betreibt Conrad Online-Shops in 16 Ländern Europas sowie einen Shop für weltweite Belieferung. Dazu kommen deutschlandweit 20 Filialen des Elektronik-Anbieters.

Keine Angst vor dem Wandel der Zeit

Die Mentalität, sich auf Innovationen einzulassen und Veränderungen zu akzeptieren, scheint dem Unternehmen im Blut zu liegen. Wer ein echter Technikpionier sein will, so das Argument, müsse neue Technologien lieben und leben. „Und wer Technik erfolgreich verkaufen will, darf keine Angst haben vor dem Wandel der Zeit“, betont Bühler. Stillstand sei die größte Gefahr für ein traditionsreiches Familienunternehmen. Diese Veränderungen enden auch mit dem Einstieg in den Online-Handel nicht – ganz im Gegenteil: „Mit der Welt ändert sich auch das Business und die Bedürfnisse der Kunden. Grenzen verschwimmen – zwischen B2C und B2B ebenso wie zwischen Freizeit und Arbeit und in der Interaktion von Menschen und Maschinen“, erklärt Ralf Bühler. Um hier nicht den Anschluss zu verlieren und ins Hintertreffen zu gelangen, muss das Unternehmen sich also seinen Pioniergeist und seine Flexibilität bewahren.

kollaboratives Arbeiten bei Conrad I

Diese Flexibilität habe dem Unternehmen auch durch die Coronakrise geholfen, die 2020 über die weltweite Wirtschaft hereinbrach. Durch die bereits erfolgte Digitalisierung der Arbeitsprozesse sei es innerhalb von drei Tagen möglich gewesen, 99,5 Prozent der in der Conrad-Zentrale beschäftigten Mitarbeiter dezentral arbeiten zu lassen, beschreibt Ralf Bühler die Situation Mitte März: „Die anfängliche Unsicherheit vor sozialer Isolation, aber auch vor neuen Gewohnheiten, wich nach kurzer Zeit einer konstruktiven Dynamik neuer Möglichkeiten.“ Die Coronakrise, so beschreibt es Bühler, habe zu einem „Zeitsprung in die Zukunft“ geführt. Technische Innovationen, die das Arbeiten aus dem Homeoffice ermöglichen und erleichtern, wurden schnell adaptiert. Und der Online-Handel gewann durch die Krise stark an Zugkraft. 

„Veränderungsbereitschaft liegt in unserer DNA“

Conrad kam dieser Effekt durchaus gelegen: Das Unternehmen hat als neues Projekt im Februar – also kurz vor dem Ausbruch der Krise in Deutschland – seine Sourcing Platform gestartet, die die B2B-Fokussierung des Anbieters untermauern soll. Denn auch im B2B-Bereich haben sich inzwischen die Ansprüche der Kunden weiterentwickelt – Conrad bezeichnet seine Sourcing Platform als „umfassendes Ökosystem von und für Profis“. Gleichzeitig bedient das Unternehmen damit auch einen Trend, der schon seit einiger Zeit Einzug im E-Commerce einhält: Die Plattform-Ökonomie.

„Wir haben das klare Ziel, uns zur führenden europäischen Beschaffungsplattform für technischen Betriebsbedarf zu entwickeln“, erklärt Ralf Bühler. Die Sourcing Platform stellt dabei den jüngsten, aber zweifellos nicht den letzten Schritt in der Entwicklung von Conrad dar. Denn, wie Bühler immer wieder betont: „Veränderungsbereitschaft liegt in unserer DNA.“

So tickt der Shop-Held

  • Shopsystem: Eigenentwicklung
  • Vertriebskanäle: Stationäre Filialen und eigene Online-Shops
  • Payment Service Provider: Länderspezifisch und vielseitig, auf Conrad.de u.a. Rechnung, Bankeinzug, PayPal, Sofort, Kreditkarte, Klarna.
  • Absatzmärkte: 16 Länder in Europa und 150 Länder weltweit

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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