Händlerbund Jahresstudie

Umsatz-Rückgang und trübe Prognosen belasten Online-Händler

Veröffentlicht: 28.02.2022 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 28.02.2022
Händlerbund Jahresstudie 2021

Wie lief das vergangene Jahr für Online-Anbieter? War das Weihnachtsgeschäft 2021 erfolgreich? Und wo sehen Unternehmen die größten Herausforderungen für die kommenden Monate? – All diese Fragen hat der Händlerbund im Rahmen seiner achten Jahresstudie an Online-Händler gerichtet. Mehr als fünfhundert Menschen haben teilgenommen, sodass sich ein aktuelles Meinungsbild aus der Branche bilden lässt. 

Und es zeigt sich: Die Zufriedenheit der Händler ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Das dürfte sowohl mit einem weniger erfolgreichen Weihnachtsgeschäft und einem Rückgang der Umsätze als auch mit eingetrübten Aussichten für das Gesamtjahr 2022 zu tun haben.

Händlerbund-Studie: Zahl der unzufriedenen Händler steigt deutlich

Die gute Nachricht zuerst: Die deutlich überwiegende Mehrheit geht zufrieden oder sehr zufrieden aus dem Jahr 2021 heraus – ihr Wert liegt bei sieben von zehn Online-Händlern (70 Prozent). Allerdings hat sich der Anteil jener Verkäufer verdoppelt, die mit ihren Geschäften unzufrieden oder sehr unzufrieden sind. Lag dieser für das Jahr 2020 noch bei insgesamt 15 Prozent (11 Prozent unzufrieden und 4 Prozent sehr unzufrieden), ist ihr Anteil nun auf satte 30 Prozent gewachsen (21 Prozent unzufrieden und 9 Prozent sehr unzufrieden).

Die sinkende Zufriedenheit der Händler dürfte maßgeblich mit dem verzeichneten Abwärtstrend bei den Umsätzen zusammenhängen. Genau wie im vergangenen Jahr gaben 17 Prozent der befragten Unternehmer an, gleichbleibende Umsätze generiert zu haben. Während nur noch 15 Prozent von stark gestiegenen Umsätzen berichten (im Vorjahr waren es noch 25 Prozent), kämpften 12 Prozent mit stark sinkenden Umsätzen. 2020 waren es hingegen nur 7 Prozent.

Weihnachtsgeschäft eher mau, Retourenquote dafür besser

Ein Blick speziell auf das Weihnachtsgeschäft unterstreicht die sinkende Zufriedenheit mit dem Gesamtjahr 2021. Verzeichneten im Vorjahreszeitraum noch 73 Prozent, also fast drei Viertel aller Händler, positive Umsatzentwicklungen, waren es im jüngsten Abschlussquartal deutlich weniger: Nur noch 60 Prozent, also nicht einmal zwei Drittel, schätzen die Q4-Umsätze als positiv ein.

Erfreulicher hingegen sind die Studienergebnisse in puncto Retouren: Der Anteil der Händler, die 2021 viele Retouren abwickeln mussten, hat sich im Vergleich mit dem Vorjahr von 24 Prozent auf 12 Prozent halbiert. Deutlich gestiegen ist hingegen der Anteil jener, die gar keine Retouren verzeichneten: Lag der Wert für 2020 noch bei 12 Prozent, stieg er für 2021 auf 20 Prozent. 

Gründe für diese positive Entwicklung im Retouren-Bereich dürften unter anderem in einem wachsenden Umweltbewusstsein der Verbraucher, aber auch in der stetigen Optimierung von Online-Angeboten liegen, denn bessere Produktbeschreibungen, aussagekräftige Bilder und die Einbindung zusätzlicher Informationen wie Größenangaben können die Retourenquoten ebenfalls senken.

Prognosen der Händler trüben sich ein

Der Rückgang der Umsätze sowie die sinkende Zufriedenheit wirken sich auch darauf aus, wie die Online-Händler auf die kommenden Monate schauen: Blickten Anfang 2021 noch drei von vier Händlern (76 Prozent) wohlwollend auf das Restjahr, so haben laut der Händlerbund-Umfrage aktuell nur noch 63 Prozent der Befragten positive Prognosen. Einen Tiefpunkt stellen diese 37 Prozent kritischer Händler allerdings nicht dar: Der Wert gleicht in etwa dem aus dem Vor-Corona-Jahr 2019, als rund 40 Prozent der befragten Anbieter über trübe Erwartungen sprachen.

Als die drei größten Herausforderungen für 2022 empfinden Online-Händler übrigens Lieferengpässe (56 Prozent), die der gesamten Branche bereits seit Monaten zu schaffen machen, auf Platz zwei folgt der Konkurrenzdruck mit 49 Prozent), gefolgt von Corona-Auswirkungen mit 40 Prozent. Eher weniger Sorgen bereiten vergleichsweise Kriterien wie die Digitalisierung (10 Prozent), Payment bzw. Zahlungen (9 Prozent) oder Kundenservice (7 Prozent).

Alle Ergebnisse, die neben den genannten Themen etwa auch Bereiche wie das Elektrogesetz oder die Omnisbus-Richtlinie umfassen, können kostenfrei als pdf-Dokument auf dem Händlerbund Marketplace heruntergeladen werden:

Pdf-Datei der Studie kostenlos herunterladen!

Einen Überblick über die Daten der aktuellen Händlerbund-Jahresstudie können Sie sich zudem mithilfe der entsprechenden Infografik verschaffen. Auch diese steht zum kostenlosen Download bereit.

Hinweis: Durch einen Klick auf die Grafik öffnet sich diese in größerem Format in einem neuen Tab.

 HB 2021 Jahresstudie Infografik

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Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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Kontaktieren Sie Tina Plewinski

Kommentare  

#1 Karl Ranseier 2022-03-05 09:41
spannende Auswertung. Sie vergißt leider das Seefahrerdilemma:
Wenn ein Schiff in Seenot geriet, beteten natürlich alle ganz fleißig. Dann lies der Allmächtige ein Wunder geschehen und errettete die frommen Seeleute.
Gottesbeweis erbracht, Halleluja!.
Die meißten Seeleute wurden nur leider nicht vom Herrn erhört und gerettet. Deren Leichen wurden von den Fischen gefressen und berichteten nicht, wie selten es wirklich funktioniert in einem Sturm zu beten.

Gleiches haben wir hier: die meißten (sehr) unzufriedenen Händler wird es bald nicht mehr geben und sie fallen aus der Befragung raus. Daher ist eine Verdopplung dieser Sektion die eigentliche Aussage er Befragung. Richtung 30% der Onlinehändler werden bald ihre Pforten schließen müssen. Schon klingt das ganz anders.
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