Übernimmt Amazon ungefragt Produkte von Online-Händlern?

Veröffentlicht: 12.05.2015 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 23.06.2022

Amazon steht im Verdacht, Produkte von Online-Händlern in sein eigenes Sortiment zu integrieren, auch wenn die entsprechenden Online-Händler das gar nicht möchten. Das legt zumindest der Fall des 55-jährigen Berliner Händlers Christian Romanowski nahe, der sich mit Amazon angelegt hat.

Online-Händler gegen Amazon.

(Bildquelle Jeff das Messer: Screenshot - www.jeff-das-messer.de)

Amazon genießt unter Online-Händlern bekanntlich einen gespaltenen Ruf. Das Unternehmen gerät wegen einiger Ansichten und Handlungen immer wieder in die Kritik. Dazu gehört auch der Verdacht, Amazon könnte auf seinem Marktplatz besonders gute laufende Produkte von Online-Händlern übernehmen und selbst verkaufen, auch wenn diese nicht kooperieren wollen. Was ist an dem Verdacht dran?

Kampf zwischen David und Goliath

Im Streit zwischen dem Online-Händler Christian Romanowski und Amazon ging es letztlich um Küchenmesser. Der 55-jährige Berliner vertreibt exklusive Messermarken in Zusammenarbeit mit Fachhändlern. Einige dieser Fachhändler verkaufen ihre Messer auch über den Marktplatz von Amazon, doch Christian Romanowski selbst meidet Amazon, denn er möchte sich nach eigenen Angaben als Importeur nicht in direkte Abhängigkeit von Amazon geben.

Und so kam es zum Kampf zwischen David und Goliath, zwischen Online-Händler Romanowski und Amazon: Auf der einen Seite wollte Amazon unbedingt besonders gut laufende Messer von Romanowski in seinem eigenen Sortiment anbieten, auf der anderen Seite wollte Romanowski nicht direkt an Amazon liefern.

Doch auf irgendeinem Weg tauchten doch gerade die Messer bei Amazon im Sortiment auf, die Romanowski Amazon nicht liefern wollte.

Plötzlich tauchten Produkte bei Amazon auf

Wie konnte das passieren? Romanowski hatte Amazon in Verdacht und dachte sich eine List aus: Er markierte einige seiner exklusiven Messer mit einer UV-Markierung und Datum. Wochen später bestellte er bei Amazon eines der angebotenen Messer und siehe da, es war tatsächlich eines aus seiner Ware. Und das, obwohl er Amazon nicht beliefert hatte.

Wie konnte Amazon an die Ware kommen? Genau weiß es Romanowski nicht, im Raum steht allerdings der Verdacht, dass Amazon mit einer List die Ware von Romanowski zum Verkauf angeboten haben könnte, obwohl dieser Amazon nicht beliefern wollte.

Ein Online-Händler der aus Angst vor Amazon anonym bleiben möchte, hatte dem Amazon-Watchblog zu diesem Fall seine eigene Erfahrung geschildert: „Die Händler werden ausgesaugt und weggeworfen wenn sie es wagen den Mund aufzumachen. Ich selber wurde schon von Amazon erpresst. Wenn Du das nicht machst, dann werden wir dich rausschmeißen, wir brauchen dich nicht. Den genauen Fall möchte ich Ihnen aus Angst nicht schreiben. Amazon filtert und analysiert alles bis ins kleinste Detail und wenn Amazon das spitz bekommen würde, wäre ich weg vom Fenster. Auch bedient sich Amazon an den Lagern der Händler, ungefragt. Wenn es dann auffällt, ist die Ware verschwunden und wird gutgeschrieben.“

Mit Satire gegen Amazon

Wie es genau ab gelaufen ist und ob hinter dem Vorgehenein System stecken kann, ist nicht festzustellen. Der Händler Romanowski selbst wusste keinen Rat und wollte sich wohl auch nicht direkt mit Amazon anlegen, wollte andererseits aber die Sache auch nicht ungestraft vorbeigehen lassen. Er protestiert auf eigene Art gegen Amazon: Er hat extra ein Küchenmesser mit einer japanischen Santoku-Klinge, die besonders scharf ist anfertigen lassen und nennt das Produkt „Jeff das Messer“, in Anlehnung an Amazon-Chef Jeff Bezos. Jeff das Messer „schneidet gnadenlos alles“.

Wie sind Ihre Erfahrungen in Zusammenarbeit mit Amazon? Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht? Gerne können Sie uns Ihre Erfahrungen und Hinweise in den Kommentaren oder auch anonym über unseren Insider-Tipp zukommen lassen: http://www.onlinehaendler-news.de/insider-tipp

Kommentare  

#1 Michael Wölker 2015-05-20 12:40
Hallo,

auch wenn es aussieht, als ob die Ware von Amazon verkauft wird, muss es nicht unbedingt der Fall sein. Größtenteils - gerade beim Kleinteilen - tritt zwar Amazon selbst als Einkäufer und Händler auf, ich vermute in diesem geschilderten Fall eben nicht. Im Fall der Messer hat der Importeur selbst keine Ware an Amazon verkauft.

Hintergrundinfos:
Jeder Händler kann seine Ware zu Amazon ins Lager schicken und im Fullfillment alles abwickeln lassen durch Amazon. Somit erscheint beim Produktverkauf das Amazon Logo mit Prime Versand, obwohl ein normaler Händler verantwortlich für die Ware und auch die Rechnungsstellu ng ist.
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