Das Verbot von Sonn- und Feiertagsarbeit und die Folgen für den Online-Handel

Veröffentlicht: 03.06.2015 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 06.07.2022

Einem Bericht der Welt zufolge, sollen die Bundesländer die Sonntagsarbeit in Call-Centern verbieten wollen. In Hessen ist das heute schon der Fall. Doch für den Online-Handel sind gerade Sonn- und Feiertage umsatzstarke Tage und das Verbot hätte für sie nicht nur finanzielle Folgen. Auch weil Unternehmen wie Amazon ihre Call-Center einfach in andere Länder auslagern. Erste Online-Händler wie Otto und Conrad suchen bereits nach Lösungen gegen ein mögliches Verbot.

(Bildquelle Call-Center: easyshutter via Shutterstock)

In der Debatte um die Möglichkeit der Sonn- und Feiertagsbeschäftigung gibt es verschiedene Positionen. Eigentlich verbietet das Grundgesetz das Arbeiten an Sonntagen, wenn es auch gleichzeitig Möglichkeiten offen lässt. Doch gerade durch den E-Commerce ist ein Umdenken notwendig geworden, denn für den Online-Handel gibt es keine Öffnungszeiten, wie im stationären Handel. Jetzt möchten die Bundesländer einem Bericht zufolge die Sonntagsarbeit in Call-Centern verbieten. Das hätte nicht nur für die Online-Händler, sondern auch für die Verbraucher Konsequenzen. Denn Sonntage sind oft umsatzstarke Tage für den Online-Handel und Verbraucher nutzen gerne die Hotlines um ihre Fragen und Wünsche zu äußern. Mit einem Verbot wäre das nicht mehr möglich. Es sei denn die Online-Händler würden ihre Call-Center außerhalb von Deutschland aufbauen, wie es zum Beispiel aktuell der Online-Händler Conrad überlegt. "Wir prüfen gerade intern, wie wir mit einem möglichen Verbot der Sonntagsarbeit in Callcentern umgehen", hieß es von Conrad. Auch Mytoys und Otto machen sich bereits konkrete Gedanken.

Der Online-Handel braucht die Möglichkeit der Sonn- und Feiertagsbeschäftigung

Nachdem die Gewerkschaft Verdi und kirchliche Organisationen gegen die Beschäftigung an Sonn- und Feiertagen geklagt hatten, hat das Bundesverwaltungsgericht im Herbst vergangenen Jahres ein Urteil dazu gefällt. Wenn auch auf Hessen bezogen, hatte das Urteil zur Folge, dass Call-Center an Sonn- und Feiertagen nicht mehr arbeiten dürfen. Gerade für den Online-Handel aber, wo oftmals an Sonn- und Feiertagen online eingekauft wird, ist die Entscheidung problematisch. Zudem wäre eine Auslagerung der Call-Center in andere Länder wie zum Beispiel Österreich und Schweiz, oder auch Rumänien und Ungarn für die Händler kostenintensiv.

„Der Händlerbund e.V. bekennt sich grundsätzlich zu den Wertungen des Grundgesetzes und den darin vorgesehenen grundsätzlich arbeitsfreien Sonn und Feiertagen. Eine Erlaubnis ist - im Einklang mit der Grundrechtsdogmatik – jedoch nach der Verfassung in Ausnahmefällen notwendig, wann immer kollidierende Grundrechte und das Verhältnismäßigkeitsprinzip ein solches Abwägungsergebnis gebieten“, heißt es in der aktuellen Stellungnahme des Händlerbundes.

Gerade in Bezug auf die Arbeit in Call-Centern an Sonn- und Feiertagen sieht der Händlerbund einen Bedarf. Auf der einen Seite hat das Verbot wirtschaftliche und soziale Konsequenzen, wie zum Beispiel einen fehlenden Faktor bei der nachhaltigen Finanzierbarkeit des deutschen Sozialstaates, insbesondere der Alterssicherung.

Auslagerung der Call-Center problematisch

Außerdem habe sich laut dem Händlerbund auch das Freizeitverhalten der Bevölkerung geändert: „Aktuelle statistische Erhebungen haben gezeigt, dass potentiell mehr als 20% der deutschen Bevölkerung in ihrer Freizeit entsprechenden Tätigkeiten im Rahmen der Arbeitsruhe und zu ihrer seelischen Erhebung nachgehen wollen. In einzelnen Altersgruppen ist das Interesse an diesen Freizeitbetätigungen sogar erheblich höher. Die Nutzbarkeit dieser Dienstleistungen und Services ist daher - nach hiesigem Verständnis – Grundbedingung einer entsprechenden zeitgemäßen Freizeitnutzung.“

Neben der Kostenfrage würde ein Verbot der Sonntagsarbeit in Call-Centern zudem die Kundenbindung und die Qualität des Kundenservices verändern. Experten sind der Meinung, dass eine Auslagerung der Call-Center in andere Länder qualitative Einschnitte zur Folge hätte.

Und natürlich hat die Entscheidung gegen die Beschäftigung an Sonn- und Feiertagen auch wirtschaftliche Konsequenzen für heutige Unternehmen. Letztlich führten Verschärfungen zu Lasten deutscher Unternehmen bei der Arbeitszeit auch immer zu Lasten von Arbeitsplätzen, so der Händlerbund in seiner Stellungnahme. Umsätze, die an einem Sonn- oder Feiertag nicht anfallen, lassen sich nur in geringem Maße auf andere Zeitperioden verlagern. Vermutlich ist deshalb mit einem Abbau von Arbeitsplätzen in kleinen wie in großen Call Centern, sowie mit der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland zu rechnen.

Kommentare  

#5 Büromaschinen Braun 2015-06-05 21:32
In Artikel 139 des Grundgesetzes steht:
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Art. 139:
Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.
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Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder würde sagen: Basta!
Dem ist nichts zuzufügen.
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#4 Dunkelwelt 2015-06-04 12:54
Ich würde so ein Verbot begrüßen, wenngleich ich auch nicht verstehe, was die Kirche sich da einmischt. Niemand muss 24/7 die Möglichkeit haben, einkaufen zu gehen, weder lokal, noch online, zumal man online über den Shop kauft und nicht übers Telefon und mein Onlineshop zumindest hat 24/7 geöffnet und wer Fragen hat, kann eine Mail schreiben oder dann am Montag anrufen. Also wo ist jetzt genau das befürchtete Problem? Man denke vielleicht auch mal an die ganzen Familien, die vielleicht den Sonntag zusammen verbringen wollen, wenn sie unter der Woche doch schon kaum Zeit füreinander haben, durch Job, Schule und Kindergarten. Geht nur nicht, wenn Mutti dann Sonntag im Callcenter hockt, um die Wünsche kaufgeiler Kunden zu befriedigen, die sonntags scheinbar selbst nichts besseres zu tun haben...
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#3 Wolfgang 2015-06-04 10:43
Ich sehe das auch komplett anders. Die Gesellschaft hat sich irengdwann darauf geeinigt, dass der Sonntag ein arbeitsfreier Tag ist. Es tut Familien und Freundschaften gut, wenn es dafür einen festen Tag in der Woche gibt. Zwei Freunde von mir arbeiten in der Gastronomie und es ist Unfug zu behaupten, dass ein freier Montag oder Dienstag einen Sonntag ersetzen könnte. Noch absurder ist die Behauptung, es würden sich (viele) Leute wünschen, andere Tage frei zu haben. Dieses Argument hört man zumindest immer wieder im Zuge der Sonntagsdiskuss ion.
Gerade in Call Centern arbeiten mehrheitlich Menschen, die schlecht bezahlt werden, wenige Arbeitnehmerrec hte haben und deren Geschäftsführun g nur sehr wenig Rücksicht auf deren Freizeitwünsche nimmt.
Von daher halte ich, aus gesellschaftlic her Sicht, eine Reduzierung der Sonntagsarbeit für dringend geboten.
Aus unternehmerisch er Sicht kann ich mich nur N.W. anschließen. Kleine Onlinehändler können eine 7 Tage Hotline nicht anbieten. Es macht auch keinen Sinn. Daher wäre es für kleine Händler erheblich sinnvoller für die Abschaffung von Sonntagshotline s zu werben. Wenn solche Hotlines (auch im Ausland), für Unternehmen verboten wären, würde das kleinere Händler schützen.
Das Argument, des fehlenden Umsatzes kann ich nur sehr bedingt nachvollziehen. Wenn ich Sonntags einen Drucker oder ein Fahrrad kaufen möchte und niemanden erreiche, will ich das auch am Montag oder Dienstag noch kaufen. Vielleicht fallen ein paar (wenige) Impulskäufe weg, aber was solls.
Das Argument des "fehlenden Umsatzes" gilt aber ohnehin für alle Branchen mehr, als für den Onlinehandel. Der Onlineshop ist eh offen, nur die persönliche Betreuung fällt weg. Jeder lokale Laden, jeder lokale Versicherungsma kler, und viele andere können gleich gar keinen Umsatz am Sonntag machen.
Von daher Unterstütze ich den Standpunkt des Händlerbundes in Bezug auf die Sonntagsarbeit nicht.
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#2 N.W. 2015-06-03 17:31
Als kleiner Versandhändler begrüße ich das Verbot: Ich kann mir kein Callcenter leisten und dieses Sonntagsarbeite n bringt nur den Großen etwas. Das geht mittlerweile sogar soweit, dass z.B. Amazon von seinen Händlern eine Antwortzeit auf Emails von 24 Std erwartet, egal ob Wochenende, Feiertage, Weihnachten oder Betriebsferien.

Ich finde es daher nicht gut, dass der Händlerbund hier besonders die großen Unternehmen unterstützt.
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#1 Volker Schaebl 2015-06-03 14:45
warum darf eine Organisation wie die Kirche gegen die Sonntagsarbeit Klagen.....die Arbeiten doch auch Sonntags....... .ich als Unternehmer darf das nicht .... die Kirche darf Sonntags und bekommt noch per Verträge Millionen zuschüsse vom Steuerzahler PERVERS unser Deutsches Recht ........ und die Gewerkschaften wollen sich nur Profilieren ..... ich habe keine Angestellten für Sonntags darf aber selbst nicht Arbeiten das nennt sich dann Demokratie....d a habe ich wohl in Politik gefehlt in der Schule ...........geht alles gar nicht mehr.......Irge ndwann Arbeiten wir wieder Mo-Fr bis 18:30 Uhr und SA bis 13 Uhr....als einziges Land in Europa........ das es Regionen gibt wo Urlauber Einkaufen WOLLEN...das hat doch tatsächlich in Berlin noch keiner gemerkt, aber die dürfen ja rund um die Uhr Verkaufen WEIL Hauptstadt
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