Online-Strategie Marktplatz: Trend des Jahres?

Veröffentlicht: 07.03.2013 | Geschrieben von: Redaktion | Letzte Aktualisierung: 13.06.2013

Der Marktplatz im Internet vom Typ Amazon, mit 2,5 Milliarden Euro Umsatz der größte Online-Handelsplatz Deutschlands, steht offenbar zunehmend Modell für die neuen Online-Strategien einiger Großhändler in den vergangenen Monaten. Die Auktionsplattform Ebay strebt inzwischen an, ein Internet-Warenhaus für alles zu werden, die Drogeriemarktkette dm richtet einen neuen eigenen Online-Shop auf Amazon.de ein, und auch die von Otto wiederbelebte Quelle.de öffnet sich im Internet als Marktplatz für andere Händler.

Ende Mai hat Ebay mit seinem Strategiewechsel zu Festpreisverkäufen den aktuellen Trend eingeläutet. Als Internet-Auktionshaus für gebrauchte Waren von privaten Verkäufern gestartet, hatte sich 2010 das über Festpreis-Sofort-Verkäufe erzielte Handelsvolumen bei Ebay um 15 Prozent erhöht, teilte das Unternehmen mit. Die Zahl der zu Festpreisen verkauften Artikel stieg in den vergangenen vier Jahren um 58 Prozent. Es geht also um das ganz normale Online-Shopping, an Auktionen scheinen die Nutzer offenbar immer weniger interessiert zu sein. „Die Bedürfnisse und die Ansprüche der Käufer haben sich verändert“, heißt es dazu bei Stephan Zoll, Geschäftsführer von Ebay in Deutschland. „Wir haben unseren Marktplatz und unser Angebot entsprechend angepasst.“

Während auf der einen Seite immer mehr Retailer ins Internet drängen, nutzen viele Kunden die Verkaufsräume etwa der Elektronikkette Media Markt und Saturn nur noch wie eine Ausstellung, in der sie sich umschauen und beraten lassen – und bestellen anschließend die Ware im Internet bei Amazon oder anderen Online-Händlern. Es wird also eng für den einzelnen Anbieter im stationären Handel wie im Online-Geschäft.

Denn auch der klassische Einzelhandel expandiert weiter ins Internet. „Ich will mir später nicht von meinen Kindern sagen lassen, einen Trend verpasst zu haben“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Erivan Haub der Tengelmann-Gruppe. Zunächst werden die vorhandenen Web-Angebote von Kaiser’s, Obi und Kik optimiert, doch Tengelmann engagiert sich auch bereits beim Berliner Schuhversand Zalando.

Der Versandhändler Otto macht schon jetzt rund 70 Prozent seines Umsatzes im Internet. Branchenbeobachter interpretieren eine Umstellung von einzelnen Unternehmensabteilungen und gerade erfolgte personelle Neubesetzungen als eine Umgestaltung der Firma in eine „E-Company“. Nach der Übernahme der Marke Quelle war Otto mit ihr zunächst in Österreich, Russland, Frankreich und der Schweiz aktiv gewesen. Jetzt hat Quelle als Nur-Web-Shop auch in Deutschland wieder geöffnet. Auf dem „persönlichen Marktplatz“ können alle mit dem Kauf verbundenen Dienstleistungen abgewickelt werden. Indem Quelle sein neues Web-Portal wie auch Amazon für den Weiterverkauf und die Vermittlung von Verkäufen externer Händler öffnet, entsteht hier ein neues Online-Händlernetzwerk, das mit der Traditionsmarke Quelle kaum noch etwas gemein hat. Immerhin finden die Kunden wieder die beliebte Hausmarke Privileg für Elektrogeräte. 250.000 Artikel stehen derzeit zum Verkauf auf www.quelle.de, mehr als eine Million Produkte sollen es in Kürze schon sein.

Auch die Metro-Gruppe mit ihren Töchtern Media Markt und Saturn will verloren gegangenes Terrain im Internet schnell zurückgewinnen. Erstmals in der Firmengeschichte hatte Media-Saturn Medienberichten zufolge für das zweite Vierteljahr 2011 einen Verlust von 44 Millionen Euro verbuchen müssen. Im nächsten Jahr will der Konzern seine Strategie von den Ladengeschäften abwenden und auf das eigene Online-Geschäft lenken. Damit habe man die „wichtigste Entscheidung in der Unternehmensgeschichte“ getroffen, heißt es dort. Mit 3.000 Produkten wolle man starten und zugleich den Cross-Channel-Verkauf zwischen Ladengeschäften und Internet verstärken. Für das sogenannte Kernsortiment will die Metro-Tochter sogar die bisherige Preisautonomie der einzelnen Märkte aufheben und einheitliche Preise im Web anbieten. Dazu kaufte man sich im März den Onlinehändler Redcoon. Alle drei sollen unter eigener Marke ihre Web-Shops betreiben.

Wenn die Douglas Holding (Parfümerie, Buchhandel, Schmuck, Mode und Süßwaren) eine geeignete Führungsperson mit Kenntnissen der Informationstechnologie für ihren Vorstand sucht, wird auch hier die Stoßrichtung deutlich. Man wolle die isolierten Inseln von Filialläden und den Internet-Shop enger zusammenführen, hieß es. Der aktuelle Online-Anteil von rund sieben Prozent am Umsatz solle in den kommenden fünf Jahren verdoppelt werden.

Die Drogeriemarktkette DM bedient sich derweil der Infrastruktur von Amazon. Von den rund 12.500 Artikeln der DM-Filialen soll der Amazon-Shop 1.700 Produkte führen. Die Höhe der Preise legt Amazon fest und übernimmt auch den Verkauf und den Vertrieb an die Kunden. Ein Konzept also, das die Preisgestaltung des klassischen Vertriebs nicht beeinflusst. „Wir stellen damit sicher, dass wir unseren Kunden weiterhin in den DM-Märkten die günstigen DM-Dauerpreise anbieten können“, begründete Erich Harsch, Vorsitzender der Geschäftsführung.

Einen Schritt weiter ist derweil Bonprix, mit 388 Millionen Euro Umsatz 2010 die Nummer Sechs unter den umsatzstärksten Online-Shops in Deutschland. Sein komplettes Sortiment bietet das Hamburger Versandhaus nun für die Bestellung per Smartphone an. Dabei kann der Nutzer des Mobile-Shops die Artikel in acht Produktkategorien finden und dann nach Größe, Farbe oder Preis filtern. „Wir sehen insbesondere ein großes Potenzial in der stark wachsenden Zielgruppe der weiblichen Smartphone-Nutzer“, begründete Marcus Ackermann, Sprecher der Geschäftsführung von Bonprix, den Schritt.

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