Erste Hauptversammlung: Rocket Internet im Kreuzverhör

Veröffentlicht: 23.06.2015 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 23.06.2015

Rocket Internet hat seine erste Hauptversammlung in Berlin abgehalten. In der Eventpassage in Berlin-Charlottenburg stellte die StartUp-Holding die Ergebnisse der einzelnen Unternehmensbeteiligungen und seine eigenen Unternehmenszahlen vor Aktionären und Presse vor.

 Rocket Internet: Oliver Samwer

Oliver Samwer bei der Hauptversammlung von Rocket Internet © Michael Pohlgeers

„Auch wenn wir aus dem kleinen Berlin kommen: Wir haben eine große Vision“, erklärte Oliver Samwer auf der ersten Hauptversammlung von Rocket Internet. Erneut erklärte der Chef der Berliner StartUp-Holding das Ziel, die größte Internet-Plattform außerhalb der USA und Chinas werden zu wollen. Seit der Gründung im Jahr 2007 sei man hier einen guten Schritt gegangen. „Wir sind hungrig und wollen diesen Weg weitergehen“, betonte Samwer und stellte anschließend vor den Aktionären sein Unternehmen und die Lage der Gesellschaft vor.

Rocket Internet ist derzeit in 110 Ländern in vier Sektoren aktiv: E-Commerce, Marktplätze, FinTech und Reise-Portale. Im E-Commerce, betont Samwer, wolle man die Grundbedürfnisse der Menschen abdecken. Vor allem für den Bereich Essenslieferanten kann Samwer beeindruckende Zahlen vorweisen: Jede Sekunde sollen so vier Bestellungen eingehen - „Das ist 'ne Menge Pizza“, so der Rocket-Chef.

Oliver Samwer: „Wir sehen auch das Risiko.“

Das erklärte Ziel von Oliver Samwer: Den Homescreen der Smartphones dominieren. Denn das Smartphone ist ein wichtiger Wachstumstreiber für das Unternehmen – ein Wachstum, welches laut Samwer auch nach 20 Jahren Internet nicht abnimmt. „Das ist erst der Anfang und nicht die Mitte und auch nicht das Ende“, betont er.

Die Aktionäre, die durch den schwächelnden Börsenkurs durchaus Grund zur Unruhe haben, versuchte Samwer zu beruhigen, indem er versicherte, dass man sich bei Rocket Internet auch des Risikos bewusst sei: „Als Unternehmen sehen wir nicht nur die Chancen, sondern auch das Risiko. Wir wollen so wenig Geld wie möglich verlieren.“ Anders gesagt: Rocket Internet will nicht versuchen, Trends vorherzusehen. Man setze erst dann auf neue Trends, wenn diese eine „kritische Masse“ erreichen. Auch das Wettbewerbsrisiko sei ein entscheidender Faktor und Grund dafür, dass man nicht in den US-amerikanischen und chinesischen Markt einsteige. Zudem nutze Rocket Internet die Lehren aus einem Unternehmen für die nächste Unternehmensgründung und könne so immer schneller und besser Unternehmen bauen, erklärt Samwer.

 Aktionäre sehen LPV als wunden Punkt

Oliver Samwer bei der Hauptversammlung von Rocket InternetRocket Internet konnte im vergangenen Jahr zwar seinen Umsatz „signifikant steigern“, erklärte Rocket-CFO Peter Kimpel. Das EBIT sei aber auch signifikant geringer ausgefallen. Das liege vor allem an der veräußerten Beteiligung an Zalando im Jahr 2013 und den hohen Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Börsengang im Oktober 2014. Die gute Nachricht: Die liquiden Mittel seien gestiegen, Ende 2014 habe man über Barmittel von etwa zwei Milliarden Euro verfügt. Im ersten Halbjahr 2015 sind aber bereits 700 Millionen Euro abgeschlossen, die Liquidität liegt derzeit bei 1,3 Mrd. Euro.

 

Die Lage um die finanzielle Situation sorgten in der Genereldebatte für einige Nachfragen vonseiten der Aktionäre. Unter anderem die Fragen, wie lange die liquiden Mittel noch ausreichen werden und wann die Aktionäre mit einem positiven Ergebnis rechnen können, standen im Raum. Vor allem der aktuelle Aktienkurs lasse vermuten, dass der Ausgabepreis der Aktie ursprünglich zu hoch angesetzt wurde. Größter Kritikpunkt der Aktionäre ist aber weiterhin auch die mangelnde Transparenz, vor allem durch die Notierung im Entry Standard. Mitunter sei nicht einmal klar, wer nun eigentlich im Aufsichtsrat sitze. Auch mit konkreten Zielsetzungen hielt Rocket Internet sich zurück und sorgte so ebenfalls für ein wenig Unmut.

Für große Verwunderung sorgte auch der LPV (Last Portfolio Value) von Rocket Internet: Wie konnte dieser plötzlich um zwei Milliarden steigen? Trotz der deutlichen und mitunter sehr detaillierten Nachfragen zur finanziellen Lage des Unternehmens und der weiteren Börsenstrategie sei man sich auch bewusst, dass Rocket Internet mehr Kapital brauche, um sein Geschäft zum Erfolg führen zu können. Hier handele es sich aber um einen Vertrauensvorschuss, den Rocket Internet schlussendlich auch entsprechend belohnen müsse.

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