E-Commerce in Europa: Griechenland, der schnell wachsende Markt mit vielen Herausforderungen

Veröffentlicht: 21.07.2015 | Geschrieben von: Christian Laude Test | Letzte Aktualisierung: 22.07.2015

Unsere Reise durch den europäischen E-Commerce geht weiter: Dieses Mal blicken wir nach Griechenland. Mina Zoulovits, Rechtsexpertin und Mitglied des Consulting Committees des griechischen E-Commerce-Verbandes GRECA, hat unsere Fragen zum Online-Handel in ihrem Land beantwortet. Sie spricht von einem Land, das mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hat.

Griechische Flagge(Bildquelle Griechische Flagge: CGinspiration via Shutterstock)

OnlinehändlerNews: Was zeichnet die griechische E-Commerce-Industrie und das Online-Kundenverhalten aus?

Der griechische E-Commerce-Markt wächst seit den letzten zwei bis drei Jahren rapide. Zunächst hat der Dienstleistungssektor (Online-Reiseagenturen, Reservierungswebseiten, touristische C2C-Plattformen usw.) die meiste Aufmerksamkeit der Kunden erhalten. Heutzutage steigt auch die Anzahl an B2C-Shops immens. Webseiten, die elektronische Geräte, Kleidung, Schuhe, Accessoires, Arzneiprodukte und traditionelles Essen (wie zum Beispiel griechisches Olivenöl, Honig, Joghurt usw.) verkaufen, zeigen ebenfalls ein großes Wachstum. Kunden stellen sich auf den digitalen Kauf von Produkten und Dienstleistungen mehr und mehr ein. Dabei ist für sie Vertrauen ein wichtiges Thema, das auch ihr Konsumentenverhalten bestimmt. Sie bevorzugen es, online bei bekannten Marken oder Online-Shops einzukaufen, die ein gutes Ansehen genießen. Gleichzeitig zeigen sich die Kunden weiterhin aufgrund der Angst vor Sicherheitslücken sehr zurückhaltend, wenn es um die Nutzung von Payment-Lösungen wie Kreditkarten oder Paypal geht. Die überwiegende Mehrheit entscheidet sich entweder dafür, per Vorkasse oder Nachnahme zu bezahlen. Aufgrund des mangelnden Vertrauens arbeiten momentan viele Online-Shops eher als eine Art Werbe-Werkzeug für Marken, die ebenso im stationären Handel erhältlich sind. Kunden tendieren dazu, Webseiten zu besuchen, um Informationen über die Produkte zu erhalten und letztendlich dann im stationären Handel den Kauf zu tätigen. Aus diesem Grund fokussieren sich derzeit alle Online-Händler darauf, das Vertrauen des Konsumenten zu steigern und den lokalen Markt über die Sicherheit von Online-Payment-Lösungen für digitale Transaktionen aufzuklären.

GRECA-Logo

© GRECA

Was sind die größten Herausforderungen, vor denen griechische Online-Händler stehen?

Momentan besteht die größte Herausforderung in der Tatsache, dass aufgrund von Kapitalkontrollen, die dem griechischen Bankensystem auferlegt wurden, Online-Käufer nicht bei Anbietern außerhalb Griechenlands bezahlen können.
Alle Zahlungen außerhalb des Landes sind derzeit strengstens verboten – solange kein triftiger Grund durch die Bank genehmigt wird. Zusätzlich sind griechische Kreditkarten nicht im Ausland gültig. Daher sind die Online-Shops sogar nicht dazu in der Lage, ihre eigenen operativen Kosten (wie Hosting, Marketing, SEO, AdWords usw.) zu zahlen. Abgesehen von diesen vorübergehenden Problemen, sind die hohen Exportkosten eine permanente Herausforderung für Online-Händler.
Aufgrund der Tatsache, dass Griechenland kein hohes Exportvolumen aufweisen kann, sind die Kosten für einzelne Pakete außerhalb des Landes (sogar innerhalb der EU) gewaltig – besonders verglichen mit ähnlichen Leistungen, die den Import eines Paketes im Land betreffen. Um eine Lösung zu finden und die Lieferkosten zu senken, die die Wettbewerbsfähigkeit von griechischen Online-Händlern erheblich negativ beeinflussen und die Möglichkeit verringern, ihre Waren zu exportieren, untersucht die Greek E-Commcerce Associtation (GRECA) die Möglichkeit, ein „Cluster“ zu entwickeln. Dieses würde es ermöglichen, Produkte von verschiedenen Online-Shops, die für spezifische Länder angedacht sind, zu sammeln.
Ziel dabei ist es, ein gemeinsames logistisches Gebiet zu entwickeln, das als „erste Meile"-Abholpunkt für international zu versendende Produkte fungiert. Auf diesem Weg soll das notwendige Volumen erreicht werden, um die Lieferkosten auf einem international wettbewerbsfähigen Niveau zu senken.

Welche Marktplätze und Plattformen werden in Griechenland am häufigsten genutzt?

Unseres Wissens nach sind die beliebtesten Online-Shop-Plattformen Magento, Shopify und Prestashop. Zusätzlich verkaufen Online-Händler sehr häufig auf Amazon, Ebay und Etsy.

Vor welchen Herausforderungen stehen ausländische Online-Händler, wenn sie in den griechischen Markt einsteigen wollen?

Die größte Herausforderung für ausländische Online-Shops ist die Tatsache, dass griechische Konsumenten am liebsten per Nachnahme zahlen. Der Anteil dieser Payment-Möglichkeit erreicht in einigen Produktkategorien eine Quote von 70 Prozent. Die meisten internationalen Online-Shops bieten diese Payment-Variante nicht an und sind deswegen nicht mit den notwendigen Arbeitsabläufen vertraut. Außerdem lehnen einige internationale Kurierdienste, die Pakete nach Griechenland liefern, die Verantwortung ab, Bezahlungen des Kunden im Auftrag ihrer Firma anzunehmen (obwohl die Mehrheit der lokalen Kurierdienste und die Post diese Verantwortung übernehmen, da es sich um eine gängige Praxis für den gemeinsamen lokalen Markt handelt).

Wie hoch ist die Retourenquote in Griechenland?

In Griechenland kann das Rückgaberecht vom Kunden innerhalb von vierzehn Tagen nach dem Erhalt der Ware genutzt werden. Danach hat der Kunde weitere vierzehn Tage Zeit, die Ware dem Händler zurückzugeben. Die Retourenquote variiert stark von Sektor zu Sektor. Im Kleidungsbereich beträgt der Anteil beispielsweise zwischen zehn und fünfzehn Prozent. Bei Arzneiprodukten, die über Online-Apotheken verkauft werden, liegt der Anteil zwischen einem und zwei Prozent.

 

Über GRECA

Die GReek ECommerce Association ist eine staatliche Institution, die 2012 gegründet wurde. Zu den Schlüsselaktivitäten zählen Vernetzung, Ausbildung, Zusammenarbeit mit der Politik und der Vertrauensaufbau mit dem Konsumenten. Die GRECA ist ein Mitglied von Ecommerce Europe.

Weitere Informationen zum griechischen E-Commerce-Markt finden Sie auf der Seite von Ecommerce Europe.

Mina Zoulovits

Mina Zoulovits

Unsere Reihe zum E-Commerce in Europa:

Finnland - Der Markt der kleinen Händler

Italien - Der Markt der geringen Retourenquote

Tschechien - Der Markt des günstigsten Anbieters

Griechenland - Der schnell wachsende Markt mit vielen Herausforderungen

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