Morten Severon von Zitra: „Die Kontrolle bleibt immer bei den Marken.“

Veröffentlicht: 30.11.2015 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 01.12.2015

Das Otto-Unternehmen Zitra ermöglicht es Marken, auf Online-Marktplätzen weltweit vertreten zu sein. Vor allem für kleinere Marken, denen es oft an Ressourcen mangelt, ergibt sich damit ein großer Vorteil. Morten Severon, Managing Director von Zitra, hat uns erklärt, worauf es dabei ankommt und wieso Marken sich nicht mehr vor dem Online-Handel verschließen dürfen.

Morten Severon

Morten Severon (© Zitra)

OnlinehändlerNews: Sie ermöglichen es Marken, auf den großen Online-Marktplätzen vertreten zu sein. Wie groß ist das Bedürfnis der Marken nach dieser Präsenz heutzutage?

Morten Severon: Enorm. Die Zeiten, in denen Konsumenten Ihre Waren hauptsächlich im Laden um die Ecke kauften, sind lange passé. Der traditionelle Vertriebskanal Einzelhandel verzeichnet massive Verkaufseinbrüche, während der Online-Handel weiter an Zugkraft gewinnt und floriert. Das wissen Marken und Hersteller und kommen daher gezielt mit dem Anliegen auf uns zu, sie auf den reichweitenstärksten Online-Marktplätzen zu platzieren. Genau diese immense Reichweite und die beträchtliche Marktgröße sind zwei der wichtigsten Argumente für den Verkauf über Online-Marktplätze. Meist wird erwartet, den Online-Verkauf als Ergänzung zu den bereits bestehenden Verkaufskanälen der Marke und somit im Rahmen einer Omnichannel-Strategie zu etablieren. Die Herausforderung besteht für Marken jedoch darin, die neuen Vertriebskanäle im Interesse des Verbrauchers zu bedienen. Denn das bedeutet, in die entsprechende Entwicklung von Prozessen und die damit verbundene IT- und Fulfillment-Infrastruktur investieren zu müssen: Die Realität zeigt, dass es den meisten hier an finanziellen Mitteln, Know-how und internen Ressourcen mangelt. Aus diesem Grund ist Bedürfnis der falsche Begriff. Es ist heutzutage unumgänglich, auf Online-Marktplätzen vertreten zu sein, da sie ein essentieller Vertriebskanal für alle Marken und Hersteller sind.

Die Marke muss lediglich die Basis-Daten und die Produkte beisteuern, den Rest übernimmt Zitra. Wie stark sind Sie damit in die Abwicklung der Bestellungen und den gesamten Verkaufsprozess eingebunden?

Die Abwicklung Richtung Online-Marktplatz erfolgt komplett durch Zitra und aus einer Hand. Somit ist für alle Beteiligten (Endkunde, Marktplatz und Marke) sichergestellt, dass alle Anforderungen in Bezug auf Lieferzeiten, die Qualität der Artikeldarstellung und den Kundenservice erfüllt und im besten Falle sogar übertroffen werden.

Zitra unterstützt Marken auch in Bereichen wie Sortimentsauswahl und Optimierung, Lagerbestandsplanung, Contenterstellung und strategischen Entscheidungen um eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu gewährleisten.

Wie eng ist die Zusammenarbeit mit den einzelnen Marken?

Da es sich um ein sehr wichtiges strategisches Geschäftsfeld handelt, ist die Zusammenarbeit entsprechend eng. Strategische und kommerzielle Entscheidungen werden immer gemeinsam im Sinne einer Partnerschaft getroffen.

Somit bleibt die volle Kontrolle immer bei unseren Marken. Wir stellen sämtliche Detailinformationen transparent zur Verfügung, sodass sich das Projekt Marktplatzbespielung für den Kunden nicht als Blackbox erweist.

Zitra ist vielmehr vergleichbar mit einer externen Abteilung innerhalb der Marke, die die erforderliche Erfahrung mitbringt und hohe Investments, unkalkulierbare Risiken und Kopfschmerzen vermeidet. Um Prozesse zu straffen und den Umsatz zu optimieren, verwaltet Zitra die Produktverkaufsdaten sowie die Wiederbeschaffung zwischen Marke und Händler. Dabei stimmt die Verfügbarkeit des Produkts stets in Echtzeit mit dem Verkaufsstatus überein. Darüber hinaus schafft das Business-Intelligence-Tool von Zitra mithilfe von Echtzeitdaten Transparenz und gewährleistet, dass die Marke die volle Kontrolle über alle Geschäftsaktivitäten behält, und zwar ohne dass eine Systemintegration notwendig ist.

Zitra vernetzt die Marke mit den Online-Plattformen weltweit. Wieso ist die globale Präsenz im heutigen Handel so wichtig für Händler und Marken?

Durch die Präsenz auf Online-Marktplätzen kann sich die Marke einem internationalen Publikum präsentieren und damit die Markenbekanntheit umgehend und auf globaler Ebene erhöhen. Auf diese Weise öffnet sich die Marke nach außen und spielt an vorderster Front im Online-Handel mit. Indem Zitra die Marke mit den Online-Plattformen vernetzt, erhält die Marke nicht nur weltweite Resonanz, sondern macht ihr Produktangebot für internationale Einzelhändler und Verbraucher zugänglich und steigert damit den Umsatz.

Wie schwierig ist es, eine Marke global zu präsentieren?

Auch wenn die Welt durch Internet, Logistik und Politik immer kleiner wird, gibt es viele Herausforderungen. Neben logistischem und steuerrechtlichem Know-how ist ein Verständnis kultureller Markt-Unterschiede entscheidend.

Dadurch, dass Zitra durch internationale Standorte und durch enge Partnerschaften innerhalb der Otto Gruppe weltweit vertreten ist, können wir hier auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen und aufbauen.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Vertriebsbeschränkungen auf Marktplätzen, vor allem bei Amazon. Wie sehen Sie dieses Verhalten von großen Markenherstellern, den Online-Vertrieb ihrer Waren einzuschränken?

Wichtig ist ein größtmögliches Kräfte-Gleichgewicht von Marke und Handel. Ohne die Leidenschaft, die Risikobereitschaft und den Einsatz des kleinen und mittelständischen Handels ist der Erfolg vieler Marken undenkbar. Der Schutz des Handels und die Chance für Marken (egal ob klein oder groß), ein über lange Zeit aufgebautes Image im Sinne aller Beteiligten und vor „schwarzen Schafen“ schützen zu können, ist hoffentlich ein gangbarer Weg von dem alle profitieren werden.

Zitra ist ja ein Unternehmen der Otto Gruppe. Wie eng ist die Zusammenarbeit mit Otto?

Teil der Otto Gruppe sein zu dürfen, ist großartig. Durch die über 123 Unternehmen innerhalb der Gruppe gibt es quasi grenzenlose Synergieeffekte.

Klar, Zitra hat durch die Otto Gruppe und Hermes einen starken Handels-Backbone. Diese Infrastruktur nutzen wir. Von Quality Check von Ware unserer Kollegen in Wuhan über die weltweite Supply Chain von Hermes bis zu den Einkaufsabteilungen von Otto, die zu Fuß zu erreichen sind, arbeiten wir sehr gut innerhalb der Gruppe zusammen.  

Davon profitieren selbstverständlich auch unsere Partner und dies ist ein Grundstein für unsere erfolgreiche Entwicklung innerhalb und außerhalb der Gruppe.

 

Über Morten Severon

Morten Severon, Jahrgang 1973, ist seit 2011 und nach fast 25 Jahren Unternehmenszugehörigkeit bei der Otto Group Managing Director der Zitra GmbH. Zuvor war Morten Severon von 2008 bis 2010 President der Otto International USA LLC. In den Jahren 1990 bis 2008 besetzte Herr Severon verschiedene Positionen innerhalb der Otto GmbH & Co KG. Dazu gehörten unter anderem Leiter Beschaffung Wäsche/Bademoden, Leiter Business Development Lascana, Leiter Beschaffung DOB.

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