Kapital benötigt: Wagt Unister einen versteckten Börsengang? (Update)

Veröffentlicht: 22.01.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 22.01.2016

Das Leipziger Internet-Unternehmen Unister soll Medienberichten zufolge einen Börsengang vorbereiten. Damit soll der Reiseportalbetreiber offenbar dringend benötigtes Kapital einsammeln wollen. Update: Unister äußerte sich zu den Medienberichten.

Reisender am Flughafen 

(Bildquelle Reise: Peshkova via Shutterstock)

Der Reiseportalbetreiber Unister könnte einen Börsengang anstreben, um seine vermeintliche finanzielle Schieflage zu korrigieren. Wie Gründerszene berichtet, will das Leipziger Unternehmen offenbar seine Reisesparte an die Börse bringen, bereits Ende November wurden die Aktien der Capital One AG an der Düsseldorfer Börse notiert. Unister hatte die Aktiengesellschaft gekauft, über 96 Prozent der Aktien befinden sich laut Gründerszene im Besitz von Unister Travel. Nun hat die Capital One AG einen neuen Aufsichtsrat bestellt. Der Weg an die Börse scheint sich damit deutlich abzuzeichnen.

Kein Geschäftsmodell, aber der Aktienwert steigt

Wie das Handelsblatt aber berichtet, habe die Capital One AG kein Geschäftsmodell, es handele sich schlicht um eine Vorratsgesellschaft. Trotzdem sei der Aktienwert vom Ausgabewert von einem Euro auf 2,65 Euro gestiegen – obwohl noch gar nicht mit der Aktie gehandelt wird. Grund genug für die Düsseldorfer Börse, das Papier unter Beobachtung zu nehmen. Thomas Dierkes, Chef der Düsseldorfer Börse, vermutet, dass der Kursmakler möglicherweise Kaufangebote erhalten habe, die nicht angenommen wurden. Eine Nachfrage nach Aktien einer Gesellschaft ohne Geschäftsmodell? Unister dementiert gegenüber dem Handelsblatt, selbst die Nachfrage gestellt zu haben, um den Aktienwert in die Höhe zu treiben.

Unister könne laut Handelsblatt-Bericht nun aber werthaltige Unternehmensteile in die Capital One AG einbringen wollen, um die Vorratsgesellschaft mit tatsächlichen Werten zu füllen. Dann wäre die Steigerung des Aktienpreises auch begründet. Insider geben einem solchen Plan aber „keine Chance“. Geeignete Unternehmensteile seien als Sicherheiten verpfändet. Das bezeichnet Unister allerdings auf Nachfrage als „aus der Luft gegriffen“.

Neue Hinweise auf finanzielle Probleme

Trotzdem scheint Unister dringend neues Kapital zu benötigen: Immer wieder gibt es Hinweise darauf, dass das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten steckt. So wurde der Schuldenberg im vergangenen Jahr auf rund 85 Millionen Euro geschätzt. Das Handelsblatt will auch ein weiteres Indiz dafür gefunden haben: Der Zahlungsverkehr-Dienstleister Concardis habe Unister zu Ende Januar gekündigt, wie. Dies wurde von Unister bestätigt. Das Handelsblatt zitiert allerdings ein internes Schreiben, in dem Concardis Unister mitteilt, dass man eine „verschlechterte Finanzlage“ des Unternehmens befürchte. Eine Einschätzung, die Unister gegenüber Gründerszene zurückweist. Außerdem habe man verschiedene Kreditkartenanbieter, weshalb die Kündigung kein Problem darstelle.

Unister hatte sich im vergangenen Jahr stark umstrukturiert. Im Sommer kündigte das Unternehmen an, Doppelstrukturen abbauen zu wollen, um Geld zu sparen. Im Zuge dessen wurde ein Abbau von 150 Stellen angekündigt (wir berichteten). Im November wurde über eine Übernahme des Leipziger Unternehmens durch CTS Eventim spekuliert – zu einer Übernahme kam es allerdings nicht, da dem Ticket-Anbieter „die Risiken zu groß“ gewesen seien.

Update - 22.01.2016, 10:32 Uhr

Unister erklärte gegenüber OnlinehändlerNews, dass das Unternehmen keinen Börsengang plane. Die Erstnotierung der Aktien der Capital One AG ist bereits zum 25. November letzten Jahres öffentlich erfolgt. Unister werde sich „über die künftige Positionierung der börsennotierten Capital One AG [. . .] selbst zu gegebener Zeit äußern“.

Zudem erklärte Unister, dass es sich bei den vermeintlichen Befürchtungen von Concardis, die Finanzlage des Unternehmens könne sich verschlechtern, um „nicht bestätigte Medienspekulationen“ handele. Diese waren bereits zuvor von der Leipziger Volkszeitung gemacht worden, das Handelsblatt habe sie lediglich wieder aufgegriffen. Unister betont, dass die Befürchtungen ausgeräumt werden konnten und man weiterhin mit mehreren Zahlungsdienstleistern zusammenarbeite.

Darüber hinaus heißt es vom Unternehmen: „Unister ist zufrieden mit der Geschäftsentwicklung 2015 und wird sich dazu zu gegebener Zeit äußern.“

Kommentare  

#1 Gehörlos 2016-01-26 19:11
Blick in die Handelsregister aller Unister Unternehmen, was passiert denn da böses? Stichwort: gelöscht
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