NRW-Verbraucherminister will individualisierte Preise verbieten

Veröffentlicht: 01.02.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 01.02.2016

Online-Händler haben die Möglichkeit, ihren Kunden individualisierte Preise auszugeben. Die Preise können dabei aufgrund des Wohnorts, der Einkaufsgewohnheiten oder sogar des benutzten Endgeräts variieren. Dieser Praxis will NRW-Verbraucherminister Johannes Remmel nun einen Riegel vorschieben.

Warnbarke mit Stop-Schild

(Bildquelle Stop: Eugene Sergeev via Shutterstock)

Nordrhein-Westfalens Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) will entschieden gegen individualisierte Preise im Online-Handel vorgehen und schärfere Gesetze gegen diese Praxis prüfen. Das habe der Verbraucherminister Heise Online zufolge gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe erklärt. „Wir müssen solche Praktiken verhindern, bevor sie sich weiter ausbreiten“, so Remmel. „Wenn ich als Kunde nur wegen meines Wohnortes oder meiner Konsumgewohnheiten einen anderen Preis bekomme als mein Arbeitskollege, dann ist das schlicht und einfach eine unfaire Preispolitik der Wirtschaft.“

Die Gesetzesverschärfungen seien nach Ansicht des Verbraucherministers notwendig, weil sich Gesetze aus dem analogen Zeitalter nicht mehr auf die rasanten Entwicklungen der digitalen Welt anwenden ließen.

Bevölkerung steht hinter Remmel

Remmel scheint mit seinem Vorstoß zumindest in Nordrhein-Westfalen auf Zuspruch zu stoßen: Eine von den Funke-Zeitungen im Auftrag des NRW-Verbraucherministeriums durchgeführte Umfrage habe ergeben, dass 57 Prozent der Bewohner des Bundeslandes einheitliche Preise fordern. 38 Prozent der insgesamt 1.000 Befragten sprachen sich hingegen für individualisierte Preise aus. Dabei zeigt sich, dass die Konsumenten weniger ein Problem mit niedrigen Preisen für treue Kunden haben. Anders sieht es in Sachen Wohnort aus: Online-Shops, die Kunden in bestimmten Stadtvierteln oder Straßen niedrigere Preise bieten, stoßen auf die größte Ablehnung.

Wir hatten bereits vor einiger Zeit darüber berichtet, dass einige Reiseportale Nutzern von Apple-Geräten teurere Hotels bei der Buchung anzeigen. Die US-amerikanische Northeastern University hatte diese Beobachtungen bestätigt: Internet-Nutzer bekommen demnach je nach Betriebssystem, Browser und vorhandenen Cookies unterschiedliche Preise angezeigt. Der Reiseanbieter Travelocity hatte damals auf Nachfrage der Universität erklärt, dass man mit den unterschiedlichen Preisen die Kunden dazu bewegen wolle, die hauseigene App herunterzuladen und zu nutzen.

Kommentare  

#2 O.Jeske 2016-02-08 11:45
Prinzipiell eine gute Idee, nur leider ist der Kern der Idee in Deutschland schon vor zig Jahren von politischer Verantwortlichk eit in die Mülltonne getreten worden. Das hieß mal Rabattgesetz und hat für faire Handel für alle Menschen gesorgt. Mit dem Wegfall des Rabattgesetzes ist eine Diskriminierung von Konsumenten eingerissen: Die gut verhandeln können, stauben mächtig ab und die, die es nicht können, zahlen die Zeche. Das Internet gleicht diesen Nachteil aus, weil man eben recherchieren kann und anonym das günstigste Angebot annehmen kann. Der gute Verhandler im Laden um die Ecke schlägt dann vielleicht nicht soviel raus. Der anfängliche Nachteil hat sich hier egalisert.
Eine Preisdifferenzi erung nach Geräten und Orten halte ich nicht für diskriminierend , da höherwertige Geräte und Wohngegenden auch eine andere Herangehensweis e bzw. Zielgruppe darstellen. Man kann eine Menge Geld sparen, wenn man Reisen mit Bahn z.B. rechtzeitig bucht und die Bearbeitungsgeb ühr des Reisebüros, wenn man es im Internet macht. Ich kenne Leute mit hohem Monatseinkommen , die genau dies alles nicht tun, also kurzfristig im Reisebüro buchen. Es ist ihnen schlichtweg egal, ob sie Geld sparen können oder nicht. Andere Dinge sind für sie wesentlich wichtiger. Und andere, die ebenfalls eine Menge Kohle jeden Monat nach Hause schleppen achten auf jeden Cent.
Politiker befinden sich im permanenten Aktionismus ohne Sinn und Verstand. Nicht der Markt ist das Problem, sondern genau solche Politiker. Letztlich kommt irgendwelcher unausgegorene Müll bei raus, der nach drei Jahren fünfmal nachgebessert wurde und noch immer stümperhaft wirkt. Ich frage mich schon lange, welche "Verbraucherorg anisation" uns eigentlich vor den Populismus-Poli tikern schützt?
Wie gesagt, prinzipiell hätte ich nichts dagegen, aber wenn dann richtig und das bedeutet das alte Rabattgesetz.
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#1 Detlef Loeffelholz 2016-02-01 09:29
Das nenn' ich doch "freie Marktwirtschaft"?
DDR läßt grüßen!
Die Kunden sollten nicht so bequem sein und bei dem erstbesten kaufen ohne zu vergleichen.
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