RatePay: "Erst erhält der Käufer die Ware, dann bezahlt er"

Veröffentlicht: 08.01.2014 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 21.10.2014

Im Gespräch mit OnlinehändlerNews erklärt Miriam Wohlfarth von RatePay, warum PayPal nicht das Maß aller Dinge im Online-Handel ist und weshalb auch Online-Händler von RatePay profitieren könnten.

RatePay hat sich auf die Zahlung per Rechnung spezialisiert.

 

(Bildquelle Rechnung: Leszek via Shutterstock)

OnlinehändlerNews: Der Online-Handel wird offenbar vom Bezahldienst PayPal dominiert. Worin unterscheidet sich RatePay, im Vergleich zum Konkurrenten PayPal? Wie möchte man sich gegen das US-Unternehmen profilieren?

Miriam Wohlfarth: PayPal ist eine sehr wichtige Bezahlart im Internet, das ist richtig. Allerdings ist es nicht die einzige und vor allem nicht die bei den Deutschen beliebteste. Studien belegen, dass 70 Prozent der Kunden die Zahlung per Rechnung bevorzugen. Haben Kunden bei einem Händler nur die Möglichkeit, die Ware per Vorkasse zu bezahlen, suchen 90 Prozent nach einer Alternative.1

RatePay konzentriert sich mit dem Angebot, den Rechnungskauf für Händler abzuwickeln, auf diesen Trend: Erst erhält der Käufer die Ware, dann bezahlt er. Der Zahlvorgang ist einfach und wird ohne eine Registrierung oder die Eingabe sensibler Daten abgeschlossen. Als B2B-Anbieter agieren wir im Namen unserer Händler stets mit professionellen Service als höchste Priorität. Die Kommunikation mit dem Endverbraucher findet in der Regel nur im Namen der kooperierenden Online-Shops statt. Langfristige Kundenbindung erzielen wir durch einen Top Service, neue Technologien, Transparenz und Preise ohne Kostenfallen für Händler und Käufer.

Mobile Payment ist ja im Moment ein Trend im E-Commerce. Wie steht RatePay dazu, welche Möglichkeiten bieten Sie für mobiles Bezahlen an?

Mobile Payment fügt sich nahtlos in das Konzept von RatePay ein. Das Zahlen auf Rechnung kann in alle betreffenden Apps und mobilen Endgeräte integriert werden. Ein Angebot, das viele unserer Kooperationspartner gerne nutzen. Germanwings bietet beispielsweise die Möglichkeit, Flüge mit nur einem Klick via App zu buchen und über RatePay per Rechnung zu bezahlen.

Wie viele Mitarbeiter hat RatePay, wie hoch ist der Umsatz?

RatePay ist in den vergangenen Jahren schnell gewachsen. Als Tochter der Otto Group beschäftigen wir derzeit mehr als 50 Mitarbeiter am Standort Berlin. Wir haben zahlreiche Kooperationspartner dazugewonnen und der Umsatz steigt stetig. Genaue Angaben können wir momentan allerdings noch nicht machen.

Plant RatePay seine Dienste auch außerhalb Deutschlands anzubieten?

Das tun wir bereits. Unser Angebot ist in Österreich verfügbar. Dort arbeiten wir beispielsweise mit Butlers AT zusammen.

Wie prüft RatePay die Bonität von potentiellen Käufern und garantiert damit Online-Händlern deren tatsächliche Zahlungsfähigkeit?

Spezialisten haben das Risikomanagementsystem von RatePay entwickelt und kontrollieren es regelmäßig. Das System operiert aus und in Deutschland gemäß des deutschen Datenschutzgesetzes. Die Risikoprüfung der Käufer wird dabei nur nach deren Zustimmung durchgeführt. Die Prüfung erfolgt auf Basis der eigens von den Kunden angegebenen Daten. Außerdem ruft unsere Risikoprüfung verschiedene Auskunfteien ab.

Was müssen Online-Händler tun, um Ratepay für ihre Online-Shops zu verwenden? Welche Kosten fallen für die Händler an?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, RatePay in einen Shop zu integrieren. Eine Direktanbindung via API, das Plugin eines Shopsystems, die Verknüpfung über einen Payment-Service-Provider oder aber über unsere Payment-Page. Die Kosten beinhalten das Disagio und die Transaktionsgebühr – die exakten Preise richten sich nach dem Segment des Onlineshops.

PayPal öffnet sich mit zahlreichen Pilotprojekten dem Einzelhandel und testet auch hier Bezahllösungen. Ist die Verschmelzung von Online- und Offlinehandel auch ein Thema für Sie?

Selbstverständlich. Der Rechnungskauf via RatePay funktioniert auch direkt am POS (Point of Sale). Bei Butlers beispielsweise können die Kunden die Bezahlung per Rechnung in den Filialen durchführen.

Mit Ihrem Service stehen Sie, genau wie andere Anbieter, in Konkurrenz zu klassischen Banken und Kreditinstituten. Visa und MasterCard, aber auch deutsche Bankhäuser arbeiten im Moment an Bezahllösungen für den Online-Handel. Wie stehen Sie dazu? Kommen die Banken zu spät?

Meiner Erfahrung nach fokussieren sich Banken sich kaum auf den Online-Payment-Sektor. Hier sind externe Firmen einfach deutlich schneller. Daher kann man Banken in diesem Bereich auch nicht als Innovationstreiber bezeichnen – das ist nicht ihr Kerngeschäft.

Gerade im Online-Handel wird ja vermehrt digital bezahlt. Denken Sie, dass in den nächsten Jahren vielleicht das Bargeld überflüssig werden wird?

Nein, Bargeld ist weiterhin ein wichtiges Zahlungsmittel. Doch geht der Trend deutlich in Richtung bargeldlose Transaktionen. Mobile Endgeräte dienen vermehrt als praktisches digitales Portemonnaie für unterwegs. Insgesamt wird die Payment-Branche weiter wachsen. In 50 Jahren sind die Digital Natives von heute im Rentenalter. Die logische Konsequenz ist eine stark ansteigende Nutzerschaft, deren Bedürfnisse generationenübergreifend erfüllt werden müssen.

1Erfolgsfaktor Payment, ibi research, 2013

Über Miriam Wohlfarth

Miriam Wohlfarth, CEO von RatePay.Miriam Wohlfarth hat die RatePAY GmbH im Jahr 2010 mitgegründet und verantwortet seitdem als Geschäftsführerin die Bereiche Vertrieb, Integration und Partner Management sowie Marketing und PR. Sie blickt auf über zehn Jahren Erfahrung im Online-Payment und Vertrieb zurück. Zuletzt war sie Deutschland-Chefin des international agierenden Payment-Service-Providers Ogone. Davor baute sie für die Royal Bank of Scotland und deren Payment-Services-Tochter Bibit das Geschäft im elektronischen Zahlungsverkehr in Deutschland maßgeblich mit auf. Als angesehen Expertin für das komplexe Thema Zahlungssicherheit im E-Commerce hält Wohlfarth regelmäßig Vorträge und schreibt Fachbeiträge.

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