Abgasskandal: Deutsche See fühlt sich von VW hintergangen und erwägt Klage

Veröffentlicht: 04.07.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 04.07.2016

Vor 17 Jahren hat der Fischhändler Deutsche See seinen Fuhrpark auf VW-Fahrzeuge umgestellt, um nachhaltiger zu agieren – Doch dann kam der Abgasskandal. Deutsche See fühlt sich von dem Autokonzern hintergangen und denkt nun über eine Klage nach.

 verdrecktes VW-Logo

Bildquelle: villorejo / Shutterstock.com

Der Fischhändler Deutsche See hat sich ganz dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Deshalb ging Geschäftsführer Egbert Miebach auch schnell den Fuhrpark des Unternehmens an, nachdem er Deutsche See gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Peter Dill vor 17 Jahren übernommen hatte. Denn zum damaligen Zeitpunkt bestand die Fahrzeugflotte von Deutsche See aus vielen verschiedenen Fahrzeugen – unterschiedliche Größen, Marken und Modelle. Nicht unbedingt vorteilhaft für die CO2-Bilanz.

„Wir haben 450 Firmenwagen“, erklärt Miebach gegenüber Spiegel Online. „Wir haben nach einem Partner gesucht, mit dem wir gemeinsam unsere Idee von Nachhaltigkeit umsetzen können.“ Schließlich habe man sich für Volkswagen Nutzfahrzeuge und MAN entschieden. Gemeinsam wurde ein Konzept entwickelt, das sich offenbar bewährt hat: Im Jahr 2010 erhielt Deutsche See den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Ein Grund dafür war auch die Fahrzeugflotte – VW warb mit der Auszeichnung und entwarf sogar großflächige Anzeigen.

Deutsche See sucht nach einem neuen Partner

Doch im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass der Wolfsburger Autokonzern die Schadstoffwerte seiner Dieselmotoren mittels einer Software auf dem Prüfstand niedrig gehalten hatte. Der Abgasskandal sorgte für viel Wirbel, auch bei Deutsche See: Miebach fühlt sich von VW hintergangen: „Wir wollten eine moderne und ökologische Mobilität und VW hat Autos geliefert, die das Gegenteil tun“, so der Geschäftsführer. Miebach habe nach dem Abgasskandal das Gespräch mit dem Autokonzern gesucht, doch niemand war für ihn erreichbar. „Unsere bisherigen und durchaus vernünftigen Geschäftspartner wurden durch Juristen und PR-Profis ersetzt“, erklärt er.

Die Haltung von VW im Abgasskandal bezeichnet Miebach als „entsetzlich“. Der Konzern bietet seinen Kunden in Deutschland bislang keinen Schadensersatz. Nun denken Miebach und Dill offenbar darüber nach, den Autobauer zu verklagen. Der Streitwert sei schließlich nicht gering, es geht um rund zehn Millionen Euro für die Rückabwicklung der Leasingvereinbarung für die gesamte Fahrzeugflotte von Deutsche See. Doch viele raten Miebach von einer Klage ab, der Konzern sei ein zu mächtiger Gegner. Trotzdem denkt der Deutsche See-Geschäftsführer offenbar immer noch darüber nach. In jedem Fall schaut der Fischhändler sich bereits nach einem neuen Partner für den Fuhrpark um – außerhalb von Deutschland.

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