Kirche, Hugendubel und Seehofer zum Ende des katholischen Weltbilds

Veröffentlicht: 13.01.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 13.01.2014

Weltbild ist zahlungsunfähig! Diese Nachricht war am vergangenen Wochenende das Top-Thema in den Medien und wurde bereits von zahlreichen Parteien kommentiert, bewertet und näher beleuchtet. Welche Rolle Amazon dabei spielte und wie die katholische Kirche auf die Insolvenz und den Niedergang reagiert, zeigen wir Ihnen hier.

Weltbild ist insolvent

(Bildquelle Schwarze Statistik: Onypix via Shutterstock)

Weltbild unter der Macht Amazons und der Zensur der Kirche

Der Grund der Weltbild-Insolvenz ist wohl ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, wobei sowohl ein mangelhaftes Online-Konzept sowie die allgegenwärtige und unangefochtene Macht Amazons eine Rolle spielen dürften. Auf dem US-amerikanischen Buch-Markt gibt es bereits zahlreiche Opfer zu beklagen und auch hierzulande bleibt die Vormachtstellung Amazons nicht ohne Auswirkungen.

Wie der Tagesspiegel berichtet, habe die Geschäftsführung von Weltbild „viel zu spät auf die digitale Revolution reagiert“, so ein kirchennaher Manager. Auf der Suche nach einem funktionierenden Gegenmodell zum US-Riesen Amazon sei das Unternehmen letztendlich gescheitert.

Als weiteren entscheidenden Punkt in der Insolvenz-Entwicklung kann auch die Haltung der katholischen Kirche zum eigenen Unternehmen genannt werden. Da sich Weltbild in den Händen diverser katholischer Diözesen, dem Verband der Diözesen Deutschlands sowie dem katholischen Militärbischofsamt Berlin befindet, gab es immer wieder Kritiker aus den eigenen Reihen. Diese hielten zum Teil eine Zensur des angebotenen Buch-Sortiments aus Gründen der Sittsamkeit für notwendig. Doch ein solcher Schritt erscheint mit Blick auf den modernen Handel und den E-Commerce nicht nur als umsatzschädigend, sondern als geradezu absurd.

Neben der Zensur-Komponente darf im Zuge der Insolvenz auch die komplizierte Eigentümer-Struktur von Weltbild nicht außer Acht gelassen werden. Denn der Finanzbedarf des Unternehmens soll sich laut Tagesspiegel in den kommenden drei Jahren mit rund 135 bis 160 Millionen Euro mehr als verdoppelt haben. Die Einigung zu einer entsprechenden Unterstützung und Finanzierung hätte innerhalb weniger Tage stattfinden müssen, was mit Blick auf die vielen Gesellschafter und Eigentümer unmöglich gewesen wäre.

Katholische Kirche weist Vorwürfe zurück

Mittlerweile hat die katholische Kirche auf die Bekanntwerdung der Weltbild-Insolvenz reagiert. Vorwürfe, nach denen die religiöse Institution diese Entwicklung fahrlässig verursacht habe, werden laut Süddeutsche entschieden zurückgewiesen. Demnach kommentiert Kardinal Reinhard Marx: „Wir konnten es als Gesellschafter nicht verantworten, auf absehbare Zeit dreistellige Millionensummen aus Kirchensteuermitteln zu investieren.“

Die Kirche selbst sei vom Kapitalbedarf überrascht worden und hätte weitere Folgekosten nicht absehen können. Nun stehe sie zwar „in Verantwortung für die Mitarbeiter, aber wir haben auch Verantwortung für die Kirchensteuerzahler“, so Marx. Der nächste Schritt bestünde darin, sich einen Überblick über die finanzielle Lage von Weltbild sowie den benötigten Bedarf im Zuge der Insolvenz zu verschaffen.

Hugendubel hatte bereits Trennungs-Pläne

Schon am Freitag hatte das Partnerunternehmen Hugendubel laut buchreport eine Stellungnahme abgegeben: Zwar sei die Insolvenz-Nachricht von Weltbild überraschend gewesen, dennoch wurde ein solches Szenario aus Gründen der Vorsorge bereits in Überlegungen und mögliche Pläne einbezogen. Selbst betroffen sei der Geschäftsbetrieb von Hugendubel nicht, denn die Buchhandelkette könne mit den eigenen Entwicklungen und Zahlen sehr zufrieden sein.

Wie die Süddeutsche im Anschluss bekannt gab, sollte eine Hugendubel-Abspaltung zum 31. Januar 2014 erfolgen. Diesen Schritt hätte man nicht nur zum Schutz von Hugendubel, sondern auch zur Entlastung von Weltbild unternommen. Dies sei nun jedoch nicht mehr möglich, da der Insolvenz-Verwalter über alle weiteren Entwicklung entscheiden müsse.

Es bleibt festzuhalten, dass die Bekanntgabe der Weltbild-Insolvenz nicht nur für die Medien, sondern auch für die Buchhandelsbranche und den E-Commerce von Bedeutung sein wird. Sogar aus politischen Reihen sind schon Wortmeldungen zu vernehmen. So hatte dem Tagesspiegel zufolge Horst Seehofer (CSU) am Wochenende seine Hilfe angeboten: Von Bürgschaften bis Überbrückungen ist alles möglich, aber es müssen Konzepte dahinterstehen“, sagte Bayerns Ministerpräsident.

Es wird sich zeigen, wie jene Konzepte aussehen werden und welche weiteren Verfahrensweisen bezüglich der Weltbild-Insolvenz, den bedrohten Arbeitnehmern und dem Partnerunternehmen Hugendubel angedacht sind.

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