Unister: Auch Ab-in-den-Urlaub.de beantragt jetzt Insolvenz

Veröffentlicht: 02.09.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 02.09.2016

Die Insolvenzen um den Unister-Konzern ziehen weitere Kreise: Jetzt hat auch das Flaggschiff-Portal Ab-in-den-Urlaub.de Insolvenz beantragt. Das habe aber vor allem strategische Gründe. Zeitgleich gab Insolvenzverwalter Dr. Flöther bekannt, Kaufangebote zu prüfen.

Unister-Firmenschild

© Unister

Auch das bekannte Reiseportal Ab-in-den-Urlaub.de hat nun Insolvenz beantragt. Daneben stellten auch die Kurz Mal Weg GmbH und die RMK Billigfluege.de Insolvenzantrag, wie die Unister-Insolvenzverwaltung Flöther & Wissing erklärt. Dabei handelt es sich offenbar um eine strategische Entscheidung: „Die Insolvenzanmeldung ist Voraussetzung für einen Schulden- und Altlasten-freien Verkauf dieser Gesellschaften im Rahmen des Investorenprozesses“, so Insolvenzverwalter Prof. Dr. Lucas F. Flöther. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass Flöther einen Asset-Deal anstrebe. Damit sind nun auch in der Travel-Sparte die Voraussetzungen für einen solchen Deal geschaffen.

Kunden der betroffenen Gesellschaften hätten durch die Insolvenzanmeldung keinen Nachteil, bekräftigt der Insolvenzverwalter. „Vor der Insolvenz gebuchte Leistungen werden weiter voll erbracht und Buchungen sind weiterhin in vollem Umfang möglich und sicher“, betont Flöther. Die Unister-Gesellschaften seien nur als Vermittler von Leistungen tätig. Zahlungen fließen deshalb „in den meisten Fällen direkt an den Leistungserbringer, d. h. etwa das Hotel oder die Fluggesellschaft“.

Sechs konkrete Angebote für Unister-Travel-Sparte

Unterdessen prüft Flöther konkrete Kaufangebote von Investoren. Sechs Angebote, die sich auf die Travel-Sparte von Unister beziehen, lägen dem Insolvenzverwalter vor. Dazu kommen weitere Angebote für kleinere Konzern-Einheiten. Flöther wertet den Umstand, dass man bereits sechs Angebote erhalten habe, als „ein gutes Zwischenergebnis“. Die Angebote sollen nun mit dem vorläufigen Gläubigerausschuss geprüft werden, dann folgen die Einzelverhandlungen mit den Bietern. Bis zum Verkauf werden die insolventen Unister-Gesellschaften weiter fortgeführt. „Die Ertragslage ist stabil“, bekräftigt Flöther. Nach der aktuellen Liquiditätsplanung sei man in der Lage, die Gruppe auch über den Insolvenzgeldzeitraum hinaus „unter Vollkosten fortzuführen“.

Bei der Travel-Sparte handelt es sich um den werthaltigsten Teil der Unister-Gruppe. Alle Angebote für diese Sparte gehen von einem Asset-Deal aus, bei dem die Investoren die werthaltigen Assets ohne Altlasten, insbesondere Verbindlichkeiten, Lasten und Risiken wie Schulden oder auch Rechtsstreitigkeiten, übernehmen. Diese Altlasten verbleiben bei einem solchen Deal beim alten Rechtsträger. Nach dem Unfalltod von Unister-Chef Thomas Wagner und dem Gesellschaften Oliver Schilling war bekannt geworden, dass der Konzern Schulden in Höhe von 39 Millionen Euro hat.

Thomas Wagner und Oliver Schilling waren Mitte Juli dieses Jahres bei einem Flugzeugabsturz in Slowenien ums Lebens gekommen. Die beiden Geschäftsmänner waren auf dem Rückweg von Venedig nach Leipzig. In der italienischen Stadt wollte Wagner offenbar in einem dubiosen Geldgeschäft neues Kapital für sein angeschlagenes Internet-Unternehmen beschaffen, soll dabei aber betrogen worden sein. Direkt nach dem Flugzeugabsturz beantragte Unister Insolvenz. Der Finanzvermittler, der das Geldgeschäft in Venedig vermittelt haben soll, befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft. Ihm wird Beihilfe zum Betrug in einem besonders schweren Fall vorgeworfen.

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