Arbeitskampf: Darum sind Amazon die Dauerstreiks egal

Veröffentlicht: 07.11.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 07.11.2016

Vier Jahre. So lange schon stehen Mitarbeiter von Amazon regelmäßig vor den Logistikzentren des Unternehmens und streiken. Bisher merklich ohne Erfolg, denn für den Online-Händler sind die Arbeitsniederlegungen inzwischen Teil der Geschäftskalkulation.

Streikschild bei Amazon

In Leipzig wird regelmäßig gestreikt (Foto: Händlerbund)

Seit vier Jahren ruft die Gewerkschaft Verdi bei Amazon immer wieder zu Arbeitsniederlegungen auf, regelmäßig stehen Beschäftigte des Unternehmens vor den Logistikzentren wie etwa in Leipzig oder Bad Hersfeld und künftig vermutlich auch noch in Frankenthal und Dortmund. Doch bislang hatten die Streiks keinen Erfolg. Amazon lehnt das Argument der Gewerkschaft, die Mitarbeiter müssten nach Tarifen des Einzel- und Versandhandels bezahlt werden, grundlegend ab – bei den Mitarbeitern handele es sich, so Amazon, um Logistikmitarbeiter und beruft sich deshalb auf den Logistik-Tarifvertrag.

Diese Gleichgültigkeit gegenüber den Streiks legt Amazon selbst im hektischen Weihnachtsgeschäft an den Tag. „Die Streiks sind ein Witz“, urteilt nun auch der E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann in der FAZ. Heinemann will keine Wirkung des Arbeitskampfes erkennen – Amazon habe die Streiks nach Ansicht des Wissenschaftlers längst einkalkuliert. Das Unternehmen hat längst mehr Versandzentren in Europa aufgebaut und kann durch dieses Logistiknetz Auftragsspitzen und streikende Mitarbeiter ausgleichen. „Amazon ist so aufgestellt, bei streikbedingten Engpässen aus Logistikzentren im benachbarten Ausland liefern zu können“, erklärt auch Kai Hudetz, Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung, gegenüber der FAZ.

„Amazon und Verdi passen nicht zusammen.“

Nun will die Gewerkschaft Verdi offenbar auch in diesem Weihnachtsgeschäft wieder einmal die Logistikstandorte von Amazon bestreiken. Flexibel wolle die Gewerkschaft sein, heißt es. Die Streiks sollen dort geschehen, wo die Auftragsvolumen hoch seien. Das Ziel der Gewerkschaft: Dafür zu sorgen, dass Amazon seine Lieferversprechen im wichtigen Weihnachtsgeschäft nicht erfüllen kann. Bisher schien das aber keinen großen Erfolg gehabt zu haben: Eine FAZ-Leserumfrage hatte vor zwei Jahren gezeigt, dass das Unternehmen bis auf wenige Ausnahmen sein Lieferversprechen einhalten konnte.

Ohnehin betont Amazon immer wieder, dass das Unternehmen attraktive Arbeitsplätze mit guter Bezahlung biete. Auch deshalb will man die Gewerkschaft heraushalten. Amazon-Sprecherin Anette Nachbar erklärte sogar: „Amazon und Verdi passen nicht zusammen.“ Dass die Gewerkschaft mit ihren Streiks in diesem Weihnachtsgeschäft den gewünschten Erfolg haben wird, ist also äußerst unwahrscheinlich.

Kommentare  

#2 Andre Lardy 2016-11-07 10:43
... na warum wird wohl Amazon die ausländischen Standorte eröffnet haben?

Bald wird es Verdi geschafft haben auch diese Arbeitsplätze zu vernichten.... wie sie es schon mit so vielen geschafft haben.

Schon mein Vater hat Verdi als Arbeitnehmerver räter und nicht als Arbeitnehmerver treter bezeichnet.
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#1 Susanne Vieser 2016-11-07 09:41
Schön dass die PR von Amazon hier angekommen ist: Den Händlern auf dem Marktplatz sind die Streiks gar nicht egal, weil sie trotz allen gegenteiligen Beschwörungen von Amazon durchaus mit Einbußen rechnen müssen und mit verspäteten Sendungen (die dann übrigens bei Amazon wieder zu schlechten Bewertungen und Rankings führen). Es gibt einige Händler, die im vergangenen Jahr Lieferprobleme bekamen. Und wer garantiert eigentlich, dass Amazon beim Streik nicht seine eigenen Bestellungen bevorzugt durch Engpässe durchschleust? Immerhin konkurriert der Marktplatzbetre iber als Höndler auch mit seinen Händlerkunden.
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