Nach Übernahme: Wie es mit Afterbuy weitergeht [Interview]

Veröffentlicht: 05.12.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 05.12.2016

Nach 14 Jahren ändert Afterbuy seine Preise: Zum ersten Januar des kommenden Jahres wird es ein neues Preismodell bei dem Händler-Tool geben. Vor allem größere Händler sollen stärker zur Kasse gebeten und kleinere Händler entlastet werden. Wir haben mit Geschäftsführer Valentin Schütt über die Änderungen gesprochen.

Afterbuy Powerbank

Vor einem Monat wurde bekannt, dass Ebay die ViA-Online GmbH und damit das Händler-Tool Afterbuy verkauft hat. (Wir berichteten) Neuer Besitzer ist der ehemalige Geschäftsführer und Gründer Valentin Schütt. Nun verkündete das Unternehmen in einer E-Mail an seine Kunden, dass demnächst die Preise angepasst und AGB und Datenschutzerklärung geändert werden sollen. Ab dem 1. Januar 2017 wird Afterbuy ein neues Preismodell einsetzen, bei dem – so die Erklärung in der E-Mail, die im Sellerforum diskutiert wird – größere Händler stärker zur Kasse gebeten und kleinere Händler entlastet werden sollen.

Grund für die Anpassung der Preise sei der Fakt, dass Afterbuy die Serverstruktur von Ebay übernommen hat. Die Rechenzentren waren in den vergangenen Jahren für Millionenbeträge ausgebaut worden und befinden sich allesamt in Deutschland. Dadurch will Afterbuy ein sicheres und stabiles System bieten – eine Sicherheit für Händler, die ihren Preis hat.

Valentin Schütt erklärt die Afterbuy-Neuerungen

Trotzdem betont das Unternehmen, auch nach der Umsetzung der neuen Preise weiterhin der günstigste Anbieter auf dem Markt zu sein. Wir haben mit Valentin Schütt über die Änderungen gesprochen und dabei auch geklärt, was jetzt auf Händler und Nutzer von Afterbuy zukommt.

OnlinehändlerNews: Welche Möglichkeiten ergeben sich für Afterbuy durch die Übernahme der Rechenzentren, die die ViA-Online GmbH gemeinsam mit Ebay aufgebaut hat?

Valentin Schütt: Die Entscheidung zur Übernahme der Rechenzentren haben wir sehr bewusst getroffen. Die Anforderungen an Datenschutz, Verfügbarkeit und Sicherheit können wir für unsere Kunden nur mit einer eigenen Infrastruktur dauerhaft sicherstellen. Zudem können wir mit dem Serverstandort Deutschland auch perspektivisch dem deutschen Datenschutz entsprechen, der auch für unsere Kunden immer wichtiger wird. In die Rechenzentren wurde in den vergangenen Jahren entsprechend der sehr hohen Standards von Ebay massiv investiert. So konnten wir eine perfekt auf unsere Bedürfnisse angepasste Infrastruktur entwickeln. Dies ist der Grund, weshalb wir unter anderem die Geschwindigkeit von Afterbuy im vergangenen Jahr um 25% steigern konnten. Und die Verfügbarkeitsrate lag bei 99,9% im Jahresmittel. Damit liegen wir sehr deutlich über den Verfügbarkeiten anderer Anbieter. Für unsere Kunden ganz klar ein Wettbewerbsvorteil, der bei immer höheren Erwartungen der Konsumenten an Service-, Reaktions- und Versandzeiten auch in der Zukunft immer wichtiger wird. Wir sind also sehr gut aufgestellt und darüber hinaus mit den übernommenen Rechenzentren auch in der Lage, das Wachstum der nächsten Jahre bei Kunden und Umsatz ohne Komplikationen zu bewältigen. Auch hier sehen wir deutliche Vorteile gegenüber unserem Wettbewerb. Hier sind ja im Markt durchaus Beispiele bekannt, bei denen das Wachstum viele Schwierigkeiten bereitet.

Durch die aktuellen Entwicklungen wird Afterbuy seine Preise nach 14 Jahren zum 01.01.2017 erhöhen. Dabei sollen vor allem große Händler stärker zur Kasse gebeten und kleinere Händler entlastet werden. Ab welcher Größe muss ein Händler mehr zahlen?

Ja, wir ändern unsere Konditionen. Aber, nein, es handelt sich nicht um eine generelle Erhöhung. Uns geht es bei dem neuen Modell in erster Linie um eine angemessene und gerechte Verteilung von existierenden Kosten. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass das neue Modell nicht jeder Einzelfallsituation bei unseren Bestandskunden gerecht werden kann. Daher sprechen wir auch die Möglichkeit für unsere Bestandskunden aus, die Preisanpassung durch verschiedene Maßnahmen neutralisieren zu können. Für alle neuen Kunden gilt ab dem 01.01.17 jedoch das neue Modell.

Aber nochmal zu den Bestandskunden: Pauschal lässt sich nicht sagen, ab welcher Größe ein Händler mit höheren Kosten zu rechnen hat. Abhängig sind die Konditionen von den monatlichen Verkaufszahlen, die je nach Branche und Händler schwanken können. Vereinfacht kann man sagen, dass wir den Einstieg von kleinen Händlern günstiger machen, Händler mit besonders hohen Transaktionszahlen müssen mit monatlichen Mehrkosten rechnen. Wir sind aber sehr froh darüber, dass wir trotz dieser Anpassungen die für diesen Leistungsumfang günstigsten Konditionen im Händertool-Markt anbieten. Zudem werden wir am kostenlosen und unbegrenzten Support per Forum, E-Mail und Telefon nicht nur selbstverständlich festhalten, sondern ihn weiter ausbauen.

Sie wollen kleinen Händlern die Möglichkeit bieten, die Preiserhöhung um bis zu 12 Monate nach hinten zu schieben, falls das neue Preismodell zu belastend ist. Wie genau wird diese Verschiebung abgewickelt?

Wir bieten allen Kunden auf Wunsch die Möglichkeit, weiterhin mit ihren alten Konditionen zu planen. Hierzu kann die Option der Vorauszahlung in Anspruch genommen werden. Der Händler entscheidet selbst, für wie viele Monate er vorab zahlen möchte und kann sich damit sein bisheriges Preisniveau für bis zu ein Jahr sichern. Wir möchten so den Ablauf der Konditionsanpassung so problemlos und reibungslos wie individuell notwendig gestalten.

Müssen die Händler die Beträge, um die sie zunächst entlastet wurden, später nachzahlen?

Selbstverständlich nicht. Das sage ich in aller Deutlichkeit. Bei den genannten Aktionen geht es nicht darum, versteckte Kosten zu verursachen. Die Anpassungen im Preismodell kommunizieren wir genau deshalb so transparent, weil wir nichts versteckt in Rechnung stellen wollen. Das würde das Verhältnis zu unseren Kunden belasten und kann daher nicht in unserem Interesse sein.

Gibt es schon konkrete Pläne, welche Neuerungen in nächster Zeit bei Afterbuy umgesetzt werden sollen? Wenn ja, was können Händler erwarten?

Wir werden massiv in die Weiterentwicklung von Afterbuy investieren. Dieses Zeichen wollen wir zum Start von Nexec als Gesellschafter ganz klar und unmissverständlich setzen. In diesem Zuge ist die Usability unserer Software ein wichtiger Baustein, an dem wir arbeiten. Darüber hinaus werden in Zukunft auf die Warenwirtschaft, das Produktinformationsmanagement und das Data Warehouse stärker fokussieren. Es wird auch Funktionen rund um Kundengewinnung und Umsatzsteigerung geben. Dafür werden wir an neuen Verkaufskanälen (zum Beispiel Ausbau der Marktplätze, Preisvergleichs-Portale, Mobile Commerce), Marketingtools (zum Beispiel Pricing-Tools, Online-Marketing, Newsletter, Plattform-SEO, Wettbewerbsbeobachtung) und Steuerungs- und Controlling-Instrumenten arbeiten. Und als Marktführer werden wir zudem Pionierarbeit beim Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Reduktion von Aufwand und Optimierung von Margen leisten. Insgesamt wollen wir die Software Afterbuy auf ein neues Level bringen und uns damit noch deutlicher vor dem Wettbewerb positionieren.

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.