Gegen den Online-Handel: Warenhäuser wollen auch sonntags öffnen

Veröffentlicht: 30.05.2017 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 30.05.2017

Sonntag ist Ruhetag! – Zumindest für den stationären Handel. So war es schon immer, doch so muss es nicht immer bleiben, finden einige namhafte Warenhäuser. Denn während die Pforten ihrer Filialen sonntags geschlossen bleiben müssen, zieht der Online-Handel an ihnen vorbei. Das soll sich ändern.

Schild an Tür: Wir haben geöffnet
© Tonktiti – shutterstock.com

Verschiedene namhafte Warenhäuser wie die Traditionsunternehmen Karstadt und Kaufhof, aber auch die Luxus-Kaufhäuser der KaDeWe-Group tun sich zusammen, um für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen: Sie treten für eine Freigabe der Öffnungszeiten an Sonntagen ein. Der Hintergrund ist klar: Der Online-Handel hat auch sonntags und feiertags „geöffnet“, kann rund um die Uhr Umsätze generieren und zieht den stationären Händlern somit davon. Auch andere Unternehmen möchten sich der Offensive anschließen.

„Wir wollen Waffengleichheit“, erklärt KaDeWe-Chef Andre Maeder laut N-TV und meint damit nicht nur den Online-Handel, sondern beispielsweise auch Outlet-Zentren in den Niederlanden und Polen. Die Verbraucher müssten nach Meinung der Warenhäuser in der Lage sein, selbst zu entscheiden, wann sie arbeiten bzw. wann sie einkaufen. Karstadt-Chef Stephan Fanderl verweist zudem darauf, dass Einkaufen ein „fundamentaler Teil der Beschäftigung an Sonntagen“ sei und den Verbrauchern somit die nötige Freiheit gegeben werden müsse.

Vier offene Sonntage seien nicht ausreichend

Doch der Kampf um die Sonntagsöffnung liege nicht nur in der Wahlfreiheit der Kunden begründet. Durch die Öffnung an Sonntagen soll auch die Attraktivität der Innenstädte steigen. Bisher sei es stationären Geschäften in der Regel nur möglich, an lediglich vier Sonntagen im Jahr zu öffnen. Abhängig ist dies vom jeweiligen Bundesland und dessen Regelungen. Erfahrungsgemäß versuchen die Städte und Kommunen etwa zwei Sonntage in die Vorweihnachtszeit zu legen, um das Weihnachtsgeschäft bestmöglich zu stützen.

Grundsätzlich wollen die Warenhäuser nicht an sämtlichen Sonntagen im Jahr geöffnet haben, so Karstadt-Chef Fanderl laut N-TV weiter. Aber die bisherige Regelung der vier Sonntage sei einfach zu knapp bemessen. „Wir möchten aber an den Sonntagen öffnen, an denen es kaufende Kundschaft gibt – und Mitarbeiter, die arbeiten wollen.“ Die Zuschläge für die Sonntagsarbeit der Mitarbeiter sollen dabei erhalten bleiben.

Sonntagsarbeit führ immer wieder zu Problemen

Auch im Online-Handel ist die Sonntagsarbeit ein kritischer Punkt: Natürlich haben die Shops rund um die Uhr „geöffnet“, doch die Abwicklung der Bestellungen, Retouren und aller sonstigen Prozesse ist natürlich ebenfalls auf Werktage beschränkt. Amazon hatte jedoch in der Vergangenheit auch Sonntage genutzt, um der steigenden Zahl weihnachtlicher Bestellungen Herr zu werden.

Dafür wurde der Konzern jüngst vom Verwaltungsgericht Kassel abgewatscht (wir berichteten). Denn auch Großunternehmen wie Amazon müssen sich eben an die gesetzlichen Regelungen halten.

Kommentare  

#2 Wolfgang Herrmann 2017-05-31 20:36
Die Herrschaften weigern sich zu begreifen, dass der fundamentale Unterschied, der vermeintliche "Vorteil", im Angebot der Online-Pures schlicht darin besteht, dass man als Kunde eben GAR NICHT persönlich dort hin muss. Nicht am Sonntag und auch an keinem anderen Tag... Daran wird sich auch nichts ändern, wenn man das Verkaufspersona l künftig alle 365 Tage à 24 Stunden hinter den Ladentisch nötigt...
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#1 Manfred 2017-05-30 09:22
Waffengleichhei t? Wovon spricht der gute Mann? Welchen Vorteil sollen Online-Pure-Pla yer denn bitteschön haben, den karstadt.de, kaufhof.de und kadewe.de nicht hätten? Von fairen Verhältnissen in der sonntäglichen Konsum-Wunderwe lt könnten wir doch erst dann sprechen, wenn konsequenterwei se auch die Online-Pure-Pla yer sonntags ausliefern. Das hatte Herr Maeder aber sicherlich nicht im Sinn. Waffengleichhei t wäre indes erst hergestellt, wenn KaDeWe und Co. ihre lukratien Innenstadtlagen zeitweise für Pure-Player räumen würden. Machen wir Schluss mit dem durch Kapitalmacht erkauften Wettbewerbsvort eil der stationären Hegemone! Man müsste laut lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
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