Pavel Gnatenko von Maxpay: „Fake-Accounts sind die beliebteste Betrugsmasche“

Veröffentlicht: 28.06.2017 | Geschrieben von: Redaktion | Letzte Aktualisierung: 28.06.2017

Betrug ist ein großes Problem für Online-Händler. Pavel Gnatenko, Head of Risk bei dem Payment-Anbieter Maxpay, erklärt, wie sich Händler vor Betrügern schützen können.

Betrugswarnung auf einem Laptop

© Rawpixel.com – Shutterstock.com

OnlinehändlerNews: Welche Betrugsmaschen gibt es?

Pavel Gnatenko: Betrug kann in zwei Arten eingeteilt werden. Bei der ersten Art stiehlt ein Betrüger, ein sogenannter Scammer, die Konto- bzw. Kartendaten und nutzt sie, um Waren zu kaufen. Das ist die beliebteste Betrugsmasche und Händler kommen am häufigsten mit ihr in Kontakt. Die zweite Art, der sogenannte “Friendly Fraud”, hat in den vergangenen Jahren aber an Beliebtheit gewonnen. Hier kauft ein Kunde etwas und verlangt später sein Geld zurück, obwohl er die Ware behält. Dabei behauptet er, dass er die Ware nie bekommen hat und bittet den Händler um Rückerstattung des Geldes. Weigert dieser sich, kontaktiert der Kunde seine Bank oder sein Payment-System und versucht, so eine Erstattung zu erhalten.

OnlinehändlerNews: Welche Betrugsmasche ist heute am weitesten verbreitet?

Pavel Gnatenko: “Friendly Fraud” war im Jahr 2015 an der Spitze, hat aber 2016 um 13 Prozent nachgelassen. Das Anlegen von Fake-Accounts wurde damals zur beliebtesten Betrugsmasche, genau wie das Hacken von echten Accounts. PayPal, Apple Pay und Amazon Payments wurde alle Opfer dieser Vorgehensweise, von kleineren Plattformen ganz zu schweigen.

Diese Betrugsmasche ist so stark gewachsen, weil 2014 viele Länder auf den EMV-Standard gewechselt haben. Dabei handelt es sich um kontaktlose Bankkarten, die schwieriger zu hacken sind. Betrüger haben schnell reagiert und sich auf die Fake-Accounts konzentriert. In nur einem Jahr hat diese Masche um 113 Prozent zugelegt und macht heute 20 Prozent aller Verluste durch Betrug aus.

OnlinehändlerNews: Wie viel kann ein Händler durch Betrug verlieren?

Pavel Gnatenko: Der finanzielle Verlust beläuft sich nicht nur auf die Kosten der Ware, sondern beinhaltet auch Strafzahlungen, die von Banken und den Payment-Systemen von Visa und MasterCard ausgesprochen werden. Diese können zwischen 5.000 und 200.000 Dollar betragen.

2014 haben Betrüger die Datenbank von Home Depot gehackt und Kundeninformationen von 50 Millionen Kunden veröffentlicht. Das Unternehmen wurde geschlossen und der Ladenbesitzer musste Strafen in Höhe von fast 135 Millionen Dollar an die Bank und die Kartenfirmen zahlen – zuzüglich zu den 20 Millionen Dollar Entschädigung, die an Kunden gezahlt wurden.

OnlinehändlerNews: Ab welcher Größe sollten sich Unternehmen über Betrugspräventionssysteme informieren?

Pavel Gnatenko: Sobald man sich für ein Payment-System entscheidet. Das sollte ein Kernpunkt der Wahl sein. Leider bieten die meisten Payment-Systeme nur schwache Betrugsprävention oder sogar gar keine. Und in 90 Prozent der Fälle ist der Händler für Betrug und Rückzahlungen komplett selbst verantwortlich. Wenn sich ein Händler für ein Payment-System entschieden hat, aber mit der Betrugsprävention unzufrieden ist, sollte er sich überlegen, ob er den Vertrag wirklich eingehen will.

OnlinehändlerNews: Wie hoch liegt der Anteil des Verlusts durch Betrug für gewöhnlich?

Pavel Gnatenko: Da gibt es keine absoluten Werte. Vollständiger Schutz vor Betrug ist unmöglich, jedes Unternehmen muss selbst entscheiden, welches Risiko und welches Ausmaß an Verlusten es eingehen will und kann. Und falls ein Händler mit dem bestehenden Level an Betrug und Rückzahlungen unzufrieden ist, sollte er um Hilfe bitten.

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