Amazon: Jedes fünfte Produkt ein Verlustgeschäft?

Veröffentlicht: 10.08.2017 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 10.08.2017

Um auf Amazon zu verkaufen, nehmen einige Händler sogar Verluste hin. Wie eine Untersuchung von SellerLogic jetzt herausgefunden haben will, werden rund 20 Prozent der Artikel mit einem Verlust an den Kunden gebracht.

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© PeoGeo / shutterstock.com

Wer auf den umkämpften Marktplätzen wie Amazon und Ebay erfolgreich verkaufen will, braucht neben einem guten Produkt auch eine erfolgreiche Strategie. Denn je mehr Kunden eine Verkaufsplattform anzieht, desto häufiger werden auch gleiche Produkte von unterschiedlichen Händlern angeboten. Sich im diesem Kampf erfolgreich durchzusetzen, gelingt offenbar nur den wenigsten. Wie der Repricer SellerLogic jetzt herausgefunden haben will, werden rund 20 Prozent der Artikel mit einem Verlust verkauft. Denn um einen Verkauf zu erzielen, drücken die Verkäufer ihre Preise oft in ungeahnte Tiefen.

Traumziel: die Buybox

Wenn ein Produkt in der berühmt-berüchtigten Buybox landet, hat man es geschafft. Es wird ein Umsatz erzielt. Doch der Weg dahin ist nicht leicht, besonders wenn die Konkurrenz durch eine zunehmende Zahl an Händlern immer größer wird. Neben den Händlerbewertungen spielt natürlich auch der Preis eines Artikels mit die größte Rolle. Und diesen drücken Händler selber oft so weit runter, das er einen Verlust einfährt. Wie SellerLogic herausgefunden haben will, soll dies bei rund 20 Prozent der Artikeln der Fall sein. Für die Untersuchung hat sich das Unternehmen 583.891 Produkte angeschaut. Laut SellerLogic liegt bei rund 80 Prozent der Amazon-Verkäufer eine durchschnittliche Nettomarge von 12,5 Prozent vor. Dass 20 Prozent der Produkte mit Verlust verkauf werden, ist für die Händler dementsprechend beträchtlich. Besonders wenn man bedenkt, dass davon noch alle Fix- und eventuell Personalkosten abgehen und im Besten Fall noch ein Gewinn für den Händler rausspringen soll.

Gründe für das Verlustgeschäft

Anhand der Daten, die SellerLogic vorliegen, hat sich der Repricer die Gründe für ein solches Verlustgeschäft genauer angesehen. Diese sieht das Unternehmen vor allem darin, dass sich ein Produkt schlecht verkauft und durch einen geringen Preis Liquidität geschaffen werden muss. Ein weiterer Grund ist, dass das Produkt neu ist und der eingestellte geringe Preis notwendig, um Verkäufe zu generieren und im Ranking von Amazon aufzusteigen. Als letzten Grund nennt SellerLogic die Tatsache, dass der Händler den Verkaufspreis schlicht und einfach falsch berechnet hat.

Kommentare  

#13 Markus 2017-08-14 15:49
Es gibt zum Glück auch Alternativen. Ich liste seit Neuestem auch auf dem Marktplatz smartvie.de. Ist natürlich nicht Amazon, aber zumindest mal ein Anfang.
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#12 Toros Yeter 2017-08-13 09:48
Ich frage mich nur, warum so ein eklatanter Unterschied besteht: Alle beschweren sich, alle klagen. Aber alle verkaufen weiter über Marktplätze, sei es Amazon, Rakuten oder...
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#11 Thomas 2017-08-12 10:46
Bei der Betreuung unsere Kunden als Dienstleister für JTL Produkte sehen wir immer wieder, wie die Händler bei der Preisberechnung vorgehen. Allein die Tatsache, das Amazon 15% vom Brutto Verkaufspreis + Versand dem Händler als Netto Gebühr in Rechnung gestellt wird, berücksichtigen viele Händler nicht.
Die meisten schauen nur nach der Konkurrenz und bleiben ein bisschen darunter. Eine wirkliche Preiskalkulatio n findet nur rudimentär statt.
Obwohl es eigentlich nicht unsere Aufgabe ist, geben wir den Kunden immer kochen einen Crashkurs in Sachen Preiskalkulatio n mit.
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#10 Nora 2017-08-10 14:27
Es ist schlimm, dass Amazon immer mehr den Handel kaputt macht. Händler werden gedrückt und läuft ein Produkt mal gut dauert es nicht lange bis Amazon es selbst zum niedrigsten Preis verkauft oder mit Prime Versand anbietet. Ganz Neu ist jetzt, dass Händler gesperrt werden mit dem Hintergrund diese dazu zu zwingen über Amazon Logistik zu versenden. Das Konto wird einem auch nach dem 20tigen Maßnahmeplan nicht freigeschaltet, da man ja selbst versenden will. Viele der Käufer bei Amazon kennen keine Hintergründe. Wissen nicht das Amazon mehr verdient als der Händler, welcher die ganze Arbeit und Kosten hat. Wohin soll das noch gehen? Machen wir weiter so, kaufen bei Amazon und vertreiben unsere eigenen Händler bis irgendwann nur noch Amazon über ist....
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#9 Elke 2017-08-10 12:01
Nach 15 Jahren im Online-Handel kann ich diese Aussagen nur bestätigen. In den Jahren haben wir viele Mitbewerber kommen und gehen sehen - nicht nur über Amazon. Es werden häufig die betriebswirtsch aftlichen Parameter nicht ausreichend berücksichtigt, man orientiert sich in der Preispolitk gemäß der "geiz ist geil" Mentalität an der supergünstigen Konkurenz, aber ist nach spätestens 3 Jahren wieder "weg vom Fenster" - der supergünstige Konkurenz-Shop natürlich auch... aber bis dahin kommen immer wieder neue Probanden nach, die sich nach dem gleichen Schema aufstellen = Insolvenz inklusive.
Auch wir versuchen natürlich günstige Preise anzubieten, aber ein guter Kundenservice mit fundierter Beratung und hilfbereiten Ansprechpartner n fruchtet unserer Erfahrung nach auf Dauer mehr als nur billig.
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#8 Guillermo 2017-08-10 11:10
Ein erfolgreicher Verkäufer der alten Schule sagte mal vor 25 Jahren zu mir folgendes:
" Herr Meyer: Sie dürfen da draußen machen was Sie wollen. Nur machen Sie nie die Preise kaputt, die bekommen SIE nie wieder hin."
Recht hat er: Amazon verführt die Händler dazu sich gegenseitig im Preis zu unterbieten, greift parallel die Daten ab und schaut in Ruhe zu wie man sich selber in den Abgrund führt, um dann lukrativ einzusteigen. In Amerika sei jeder zweite Haushalt Prime Kunde.
Parallel wächst in meiner Branche die Unzufriedenheit mit Amazon. Erste herstelle ziehen sich bewusst von der Plattform zurück und sortieren gnadenlos im Händlernetz aus weil sie schlicht keine Lust darauf haben, dass ihre Ware verramscht wird.
Und ganz offen: warum sollte man den reichsten Mann der Welt noch reicher machen wollen?
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#7 Dennis Bernhöft 2017-08-10 10:37
Umsatz ist nicht gleich Gewinn. Ich kann auch schnell und viel Umsatz machen aber was habe ich davon. Ich lebe auch von dem Geld und nach einigen Jahren bleibt von deinem tollen Umsatz nichts mehr über und dein Geldhaufen wird immer kleiner. Die Bank will dann auch Ihr Geld haben und du bist Pleite. Wer es schafft mit nichts eine Firma aufzubauen kann wirklich von sich behaupten ein Kaufmann zu sein. Ich muss oben nicht mitspielen da mein Mitbewerber 10 Teile verkaufen muss um meinen Gewinn zu bekommen den ich an 1 habe. Mir reichen wenig Verkäufe und mein Kunde kriegt wenigstens noch einen Ansprechpartner da ich Zeit für Ihn habe.
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#6 Dennis Bernhöft 2017-08-10 10:30
Umsatz ist nicht gleich Gewinn. Wir haben 2003 angefangen und seit dem sehr viele Händler/Mitbewe rber kommen und gehen gesehen. Umsatz machen ist leicht und verleitet alles billig raus zu hauen. Was aber unterm Strich bleibt sieht anders aus. Viele leihen sich viel Geld bei der Bank und leben wie ein König bis Feierabend ist. Die Kunst ist es mit nichts anzufangen und damit eine Firma aufzubauen. Wer das schafft kann wirklich behaupten das er ein Kaufmann ist.
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#5 Stefan 2017-08-10 09:28
Ich kann dies auch nur bestätigen. Die Gewinne sind bei Amazon nach Abzug von allen Kosten und der Amazon Fee mehr als mickrig. Produkte wie T-Shirts lohnt sich eigentlich gar nicht mehr zu verkaufen, Gewinnspanne liegt da im unteren einstelligen bereich.

Hauptsache Amazon Chef Bezos ist der reichste Mensch der Welt. Wundert eigentlich auch nicht, da Amazon die Verkaufsgebühr vom Bruttopreis errechnet.

Die genannten Gründe kann ich bestätigen.
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#4 Harald 2017-08-10 09:10
Diese Aussage kann ich nur bestätigen. Nicht nur das solche Gründe für diese Verlustgeschäft e vorliegen. Es wird mit System dieses Dumping unternommen in der Annahme, dass der Händler durch größere Stückzahlen einen geringeren Preis erzielen kann. das führt soweit, dass die Handelsspannen bei weniger als 5% liegen, wenn man die Verkaufsprovisi on der Handelsplätze abzieht. Diese Entwicklung die ist der blanke Horror. Unternehmen die diesen Wahnsinn betreiben finden das scheinbar noch super toll. Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
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