Karstadt: Digitalstrategie ja, aber eher Pflicht als Kür

Veröffentlicht: 11.10.2017 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 11.10.2017

Karstadt ist kein Digital-Pionier. Doch während andere den Untergang schon vorhergesagt hatten, hat die österreichische Mutter Signa Retail einiges investiert. Nun soll es auch in puncto Online-Handel vorangehen. In einem Brief an seien Lieferanten habe der Warenhauskonzern seine kurz- und mittelfristige Digitalstrategie erläutert.

Karstadt Logo
© Bjoern Wylezich / Shutterstock.com

Karstadt will und muss sich neu erfinden. Dies soll nun durch eine umfangreiche Digitalstrategie ändern. In dem an die Lieferanten versendeten Brief heißt es, dass man so „konsequent wie nur wenige andere Einzelhändler gemeinsam mit Partnern über alle Kanäle hinweg verkaufen und Dienstleistungen anbieten“ wolle. Die Kunden sollen dafür überall angesprochen werden: in der Innenstadt, auf dem Smartphone und der App sowie im Online-Shop und auf Online-Marktplätzen.

Standard-Cross-Channel-Services eingeführt

Welche Bestandteile sieht die Digitalstrategie also vor? Wie t3n unter Bezugnahme auf den Brief, der bei wortfilter.de in Auszügen veröffentlicht wurde, schreibt, will Karstadt vermehrt auf „Click & Collect“ setzen. Zudem soll auch eine „Click-&-Reserve“-Funktion für die Kunden verfügbar gemacht werden. Eigentlich gehören beide Services beim Cross-Channel schon lange zum Standard und sollten 2017 für ein Warenhausunternehmen selbstverständlich sein.

Neben den Services am Kunden will sich Karstadt aber auch dem Vertriebskanal Marktplätze öffnen. So heißt es in dem Brief: „Wir werden unser Warensortiment von karstadt.de auch auf anderen Plattformen, wie hood.de, Amazon, Ebay, anbieten und damit einen zusätzlichen Vertriebskanal eröffnen. Eine Zusammenarbeit mit weiteren Plattformen und die Nutzung von Amazon Pay und anderen Services sind in Planung.“ Hood.de wurde im Sommer 2017 von der Karstadt-Mutter übernommen und gehört seit dem zur Karstadt Marktplatz GmbH. Zeigte man sich damals noch selbstbewusst, ist davon nur noch wenig übrig. Der Schritt zur Omnichannel-Startegie ist längst hinfällig.

Erste Maßnahmen noch in diesem Weihnachtsgeschäft

Während an sich die verkündeten Pläne nichts Außergewöhnliches beinhalten, ist der Zeitplan für die Umsetzung ambitioniert. Noch zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft, genauer: bis Ende November 2017, soll die Click-&-Reserve-Funktion in den Filialen umgesetzt werden. Die Nutzung von Hood.de soll sogar bis Mitte Oktober fertig sein.

Während das Schreiben eher von Aufbruchsstimmung zeugt, wird der Ton zum Ende hin rauer. Karstadt schreibt an seine Lieferanten: „Sollten Sie wider Erwarten darauf verzichten wollen, die Digitalisierung von Karstadt mit uns voranzutreiben, bitten wir Sie um einen entsprechenden Hinweis bis zum 13. Oktober 2017.“ Der Hintergrund eines solchen Satzes, so mutmaßt t3n, ziehlt wahrscheinlich auf einige Premium-Marken ab, die im Interesse der Brand Awareness das Digitalgeschäft in den eigenen Händen behalten wollen und entsprechend wenig erpicht darauf sind, bei Ebay oder Amazon gelistet zu sein.

Wie am Ende die genaue Umsetzung der Strategie erfolgen wird bleibt abzusehen. Das anstehende Weihnachtsgeschäft wird zeigen, ob Karstadt sein Potenzial, das vor allem im traditionellen Filialgeschäft liegt, auch im E-Commerce ausspielen kann.

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