Ebay-Betrüger Bayrob: Ermittlungserfolg nach neun Jahren

Veröffentlicht: 13.10.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 13.10.2017

Neun Jahre lang trieb die Betrüger-Gruppe Bayrob ihr Unwesen im Netz. Die Kriminellen führten von gefälschten Ebay-Auktionen bis zum Kryptomining durch ein Botnetz verschiedene Aktionen durch – nun konnten die Ermittlungsbehörden den Betrügern endlich das Handwerk legen.

Polizei-Auto
© ArtOlympic – Shutterstock.com

Die Bayrob-Betrüger-Gruppe trat erstmals im Jahr 2007 mit einer gefälschten Ebay-Auktion auf den Plan. Die Bande bot einen Geländewagen für knapp unter 10.000 Euro an – ein Schnäppchen. Doch die Kunden wurden getäuscht, der Wagen wurde nie ausgeliefert und das Geld war auch verloren. Wie Golem.de berichtet, sei die Bayrob-Gruppe „eine der am längsten laufenden kriminellen Operationen im Internet“ gewesen.

Bayrob habe über die Jahre verschiedene illegale Methoden genutzt. Während die Gruppe mit einfachem Online-Betrug begann, folgten auch Phishing-Angriffe auf Dienste wie PayPal und Facebook. Zudem soll Bayrob auch Kreditkartenbetrug, Kryptomining und Spam durchgeführt haben. Dabei scheinen die Betrüger andere Kriminelle maßgeblich beeinflusst zu haben: Die Methoden der Gruppe sollen in den letzten Jahren von anderen Banden kopiert worden sein.

Betrüger setzten auf guten Kundenservice

Die Kriminellen sollen früh erkannt haben, dass guter Kundenservice Pflicht ist. Diesen für den Handel geltenden Grundsatz beherzigen auch immer mehr Ransomware-Entwickler. Bayrob soll einen Kundenchat für Ebay entwickelt haben, lange bevor der Marktplatz selbst eine ähnliche Funktion eingeführt hat. Die betrügerischen Chats seien in fehlerfreiem Englisch abgewickelt worden, wodurch der Anschein an Seriosität gesteigert wurde.

Um die Kunden auf dem Online-Marktplatz um ihr Geld zu erleichtern, schaltete die Malware von Bayrob Angebote in die Ebay-Suchergebnisse im Browser. Neben richtigen Angeboten fanden sich also besonders attraktive Produkte. Rund 1.000 solcher falschen Angebote sollen die Kriminellen geschaltet haben. Dabei fielen diese kaum auf: Sie hatten ein definiertes Start- und Enddatum, die Bezahlung wurde über einen vermeintlich neutralen Mittelsmann abgewickelt. Damit Kunden nicht misstrauisch wurden, erstellte Bayrob sogar ein gefälschtes Transportunternehmen samt Website. Dadurch konnten Tracking-Nummern an die Kunden verschickt werden, um den vermeintlichen Versand der Ware vorzutäuschen. Allein durch den Ebay-Betrug der Gruppe soll dem FBI zufolge ein Schaden von über vier Millionen US-Dollar entstanden sein.

Ahnungslose Mittelsmänner für den Geldtransfer

Da es Anfang der 2000er-Jahre noch keine Möglichkeit wie Bitcoin gab, um das Geld der Opfer aus den USA zu transferieren, setzten die Betrüger offenbar auf ahnungslose Mittelsmänner, die über Stellenanzeigen angeheuert wurden. Die Geldboten sollten gegen Zahlung einer Provision Geld auf Western-Union-Konten im Ausland überweisen. Dafür versprach die Betrügerbande ihnen einen Monatslohn von 3.500 Dollar und setzte keine Expertise für die Arbeit voraus.

Aber auch die Geldboten wurden von Bayrob betrogen: Die Bande bot den Mittelsmännern an, entweder sechs Prozent des Betrags direkt als Lohn einzubehalten oder den gesamten Betrag zu überweisen und anschließend zehn Prozent ausgezahlt zu bekommen. Das sei nach Angaben der Ermittler aber nie geschehen.

Erst im Jahr 2016 wurden die Ermittlungen abgeschlossen, als das FBI verkündete, dass drei Männer in Rumänien verhaftet und an die USA ausgeliefert wurden. Sie sollen hinter Bayrob stecken – derzeit läuft noch das Verfahren gegen die Männer. Ihnen wird Auktionsbetrug, Kreditkartenklau, der Betrieb eines Botnetzes und der Handel mit gefälschten Produkten zur Last gelegt.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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Kommentare  

#2 Michael Graen 2017-10-16 08:45
Es wird leider immer noch zu wenig gegen Betrügereien unternommen, wenn ich einen Betrüger anzeige, kommt oft nach Monaten die Mitteilung das diese Straftaten nicht weiter verfolgt werden, da der Betrüger wegen anderen Straftaten bereits gerichtlich verfolgt werde und diese Straftat nicht wesentlich zu einer weiteren Verurteilung beiträgt. Da die Justiz total überlastet ist kommt es auch öfter vor, dass noch nicht mal eine Einstellungsmit teilung kommt. Mein Geld oder meine Ware sehe ich sowieso nicht mehr wieder, aber der Betrüger kann so weiter machen und andere schädigen. Warum der Händlerbund nicht eine Stelle einrichten an die diese Betrügereien gemeldet werden, um andere Händler zu schützen?
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#1 Robert 2017-10-16 08:26
Erschreckend daran ist, dass ich bereits vor über 8 Jahren bei Kleinanzeigen eine Anzeige entdeckt hatte bei der, der mutmaßliche Verkäufer das Geld auf eine Romänische Bankverbindung übermittelt haben wollte, nach mehreren Fragen konnte ich noch viele Details herausfinden wie Name des Bankkonto-Inhab ers, genauer Wohnort, etc... Hatte alles an die Deutsche Polizei weitergegeben mit der ernüchternden Rückmeldung nach einem halben Jahr, das die Polizei die Sache wieder abgelegt hatte.

Wenn man einen Fisch an der Angel hat und dann die Deutsche Justiz einschaltet, hat der Fisch alle Zeit der Welt gemütlich noch weitere 9 Jahre Köder abzufressen weil, so wie es mir manchmal vorkommt das Interesse zur Arbeit fehlt.

Sowas kann und muss schneller gehen,... der Ruf von Ebay hat darunter auch stark gelitten.
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