Kritik an Google und Co.: Professor fordert Aufspaltung von Tech-Konzernen

Veröffentlicht: 22.01.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 22.01.2018

Immer wieder wird die Marktmacht von Google, Amazon und Co. kritisiert. Nun hat Scott Galloway, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der New York University, gefordert, große Tech-Konzerne aufzubrechen.

Apps von Tech-Unternehmen
© Andrey Solovev / Shutterstock.com

„Wir sollten diese großen Tech-Konzerne aufbrechen“, erklärt Scott Galloway im Interview mit der FAZ. Die Zeitung hat während der Technologiekonferenz DLD in München mit dem Professor für Betriebswirtschaftslehre an der New York University gesprochen. Mit den großen Tech-Konzernen meint Galloway Amazon, Facebook, Google und Apple. Sie hätten seiner Meinung nach eine Größe erreicht, die den Wettbewerb verhindere.

Galloways Vorschlag ist nicht ohne Präzedenz: In der Geschichte von US-amerikanischen Konzernen kam es immer wieder zu Aufspaltungen, um ihre Marktdominanz einzudämmen. In der Telekommunikation und in der Ölbranche findet Galloway Beispiele dafür – nun sei es seiner Meinung nach auch für Internet-Konzerne nötig, die Marktmacht einzuschränken und dafür die Aufspaltung zu erwägen.

„Wir sollten sie aufbrechen, weil wir Kapitalisten sind.“

Ein Vorwurf an die Konzerne oder ihre Manager soll das aber nicht sein, stellt Galloway klar: „Sie versuchen, so viel Geld zu verdienen wie möglich und wirtschaftlich so erfolgreich zu sein wie möglich – das ist ihr Job“, so der BWL-Professor. Dafür haben die Konzerne auch zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen, ein großes Vermögen angesammelt und auch Galloway selbst Vorteile gebracht: Er selbst habe Aktien gekauft. Zudem nutze er auch die Angebote und Plattformen der Tech-Konzerne.

Eine Alternative zur Aufspaltung der Konzerne sei eine Regulierung. Die lehne Galloway aber ab, da dieses Vorhaben „mehr staatliche Stellen bedeuten“ würde. Stellen, die nicht wieder abgeschafft werden würden. „Ich bin kein Freund einer immer weiter aufgeblähten Verwaltung“, erklärt Galloway. Eine Aufspaltung der Konzerne würde hingegen zu mehr Wettbewerb führen und damit auch Vorteile für die amerikanische Volkswirtschaft mit sich bringen. „Um das noch einmal herauszuheben: Wir sollten sie nicht aufspalten, weil sie ‚böse‘ sind, oder durch ihre Innovationen andere Unternehmen ausstechen oder Märkte durcheinanderwirbeln – das haben alle innovativen Unternehmer getan und das sollen sie auch“, verdeutlicht Galloway. „Wir sollten sie nun aufbrechen, weil wir Kapitalisten sind.“

Markt-Konzentration nach Jahren wieder wahrscheinlich

Das Justizministerium der Vereinigten Staaten habe entsprechende Mittel im Rahmen der Wettbewerbsgesetzgebung. Facebook könne etwa in das soziale Netzwerk, Instagram und WhatsApp aufgebrochen werden. Im Fall von Google könne man die Suchmaschine von der Video-Plattform YouTube trennen.

Dass sich im Fall einer Aufspaltung der Markt über die Zeit wieder konzentrieren werde, hält Galloway für möglich. Das sei im Bereich der Telekommunikation auch so gewesen, räumt der Professor ein. „Mein Punkt ist nur: Bis dahin haben wir einfach vielleicht mehrere Jahrzehnte härteren Wettbewerb, der insgesamt für alle besser ist, selbst wenn wir dann wieder ungefähr am selben Punkt herauskommen sollten.“

 

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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Kommentare  

#1 Avenger 2018-01-23 08:36
Das macht Sinn....

Vor vielen Jahren wurde die übermächtige US-Telefongesel lschaft AT&T aufgespalten, um wieder mehr Wettbewerb in den Telefonmarkt zu bringen.

Gerade bei den heutigen Gesellschaften, die nicht nur ihren Markt dominieren, sondern auch (fast) alles über ihre Kunden wissen ist das geboten.
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