Festnahme: Hamburg gelingt „Schlag gegen chinesische Online-Mafia“

Veröffentlicht: 06.04.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 06.04.2018

Chinesische Online-Händler stehen immer wieder in der Kritik, auf ihre Verkäufe in Europa keine Steuern zu zahlen. In Hamburg ist nun ein Schlag gegen solche Händler gelungen: Die Behörden haben einen Mann festgenommen, dem Steuerhinterziehung in großem Maße vorgeworfen wird.

Handschellen über einer Tastatur
© Eviart – Shutterstock.com

Die Hamburger Steuerfahndung kann einen Erfolg gegen betrügerische Online-Händler melden: Wie die Finanzbehörde der Hansestadt verkündete, habe die Hamburger Steuerfahndung unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Hamburg mehrere Objekte eines Online-Händlers sowie die Privatwohnung des Geschäftsführers durchsucht. Bei dem Geschäftsführer handele es sich um einen 44-jährigen deutschen Staatsbürger chinesischer Abstammung. Von einem „Schlag gegen die chinesische Online-Mafia“ ist die Rede.

Die Fahnder sollen bei der Razzia Vermögensgegenstände im Wert von über 350.000 Euro eingezogen haben. Das Unternehmen des Mannes sei in Hamburg ansässig und über ein chinesisches Netzwerk gesteuert worden. Die Firma hatte zwar in ihren Steuererklärungen die Umsätze von einem Ebay-Account angemeldet – mindestens 14 weitere Accounts wurden den Behörden aber verschwiegen.

Die dem Finanzamt verschwiegenen Umsätze betrugen demnach innerhalb von zwei Jahren 45 Millionen Euro. Damit habe das Unternehmen in dem Zeitraum Steuern in Höhe von sieben Millionen Euro hinterzogen.

Weitere Verdächtige bekannt

Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, erklärte ein Sprecher der Finanzbehörde auf Anfrage, dass das Unternehmen vor allem Elektronikgeräte auf Ebay angeboten hatte. Auch Haushaltsgeräte und Möbel wurden von dem Online-Händler verkauft. Zudem seien weitere Verdächtige bekannt, gegen die noch ermittelt werde. Weitere Details dazu wollte der Sprecher mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht offenlegen.

„Steuerhinterziehung im Online-Handel wird zunehmend zu einem immer größeren Problem, nicht nur für den Fiskus, sondern auch für alle ehrlichen Einzelhändler, die gegen kriminelle Wettbewerber einen massiven Nachteil erleiden“, erklärt Finanzsenator Dr. Andreas Dressel. „Wir werden hier nicht nachlassen und den Druck auch im Online-Handel aufrecht erhalten.“

Die Strafe, die den 44-jährigen Geschäftsführer nun erwartet, könnte durchaus beträchtlich ausfallen: Die Finanzbehörde verwies darauf, dass die Strafe für Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen zwischen sechs Monaten und bis zu zehn Jahren beträgt.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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Kommentare  

#11 Mark 2018-07-13 21:10
Wer es nicht gemerkt hat. Politiker und Zoll sind schon längst von Chinesen unterwandert.
Hochwertige und günstige Produkte sind tatächlich am besten von Chinesen zu kaufen.

Ich jedenfalls kaufe aus Prinzip nur noch von chinesischen Händlern.
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#10 MarcP 2018-04-15 07:24
Ich kann nur meinen Vorrednern beipflichten. Das System amazon ist durch und durch halsbrecherisch . Es nimmt kleinen Händlern die "Luft zum atmen" denn es klinkt sich bei attraktiven Produkten selbst ein, und unterbietet dann auch noch die eigenen Händler. Ferner ist das Problem mit der Übernahme der Texte und Produktfotos rechtlich eine Grauzone. Dagegen ist bei Ebay die Welt noch in Ordnung. Wie lange noch...? Von amazon habe ich mich bereits vor ca. 6 Jahren verabschiedet und es nicht bereut.
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#9 Jörg Frie 2018-04-14 09:07
Da haben die mal einen Händler erwischt und da wird so ein Medienrummel gemacht, aber das eigentliche Problem wird nicht bekämpft.

Wie kann es sein, das da bei Ebay und Amazon Milliarden Werte am Fiskus und an europäischen Gesetzlichkeite n vorbei verkauft werden und die Staatsmacht da nicht einschreitet? Wenn ich sehe was wir kleine Onlinehändler da an Auflagen haben und Abgaben zahlen müssen, dann verstehe ich nicht das z.B. über Amazonund Ebay Artikel die keine Elektroschrott Registrierung haben and Endverbraucher verkauft werden, was man über die Stiftung Ear innerhalb von 1 Minuten nachprüfen kann. Da werden Sachen verkauft, wo jeder deutsche Händler sofort für abgemaht würde und Amazon und Ebay, können sich da mit der wir sind nur die Plattform und der chinesische Händler ist für den Inhalt verantwortlich aus der Verantwortung ziehen?
Überhaupt scheinen die europäischen/de utschen Gesetze eher dafür gedacht zu sein uns kleinen ehrliche Händlern das Leben schwer zu machen und Kosten zu verursachen, die uns im Wettbewerb gegen solche Chinahändler benachteiligen.
Wie wäre es, wenn da mal deutsche Behörden, entweder direkt an der Grenze, oder bei Amazon in den Lagern, die Rechtmässigkeit der angebotenen Artikel prüft und zumindest die ohne Elektroschrottr egistrierung oder rechtmässiger CE Kennzeichnung direkt aus dem Verkehr zieht? Schliesslich müssen wir anderen ja, für den Elektroschrott der da angeboten wird Gebühren mitzahlen.
Aber da traut sich scheinbar wieder keine Behörde ran...
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#8 Manfred Tränker 2018-04-14 09:06
Hallo an alle . Ich lasse meine Waren in China produzieren. Ist günstiger. Ich bin als Importeur voll haftbar der Gewährleistung.
Wir Hänler müssen hartnäckig dagegen etwas unternehmen.
Meine Bitte an den Händlerbund, wo können wir Anzeige wegen Verdacht von Steuerbetrug machen. In Deutschland und der EU ? Alle unsere Freunde und Bekannten aktivieren. Jeder der auf amazon oder ebay etwas chinesisches gekauft hat. Es wäre gut eine Anlaufstelle zu gründen (vieleicht hier ) die konkret mit Sammelanzeigen bei Staatsanwatscha ft und Politiker in Deutschland und EU das dauerhaft macht. Als einzelner ist man schwach. Gemeinsam sind wir stark. Der Zoll bzw. Finanzamt hat mehr Möglichkeiten als die Polizei.
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#7 AlbCamper 2018-04-14 08:26
Endlich wird mal etwas unternommen auch wenn das sicherlich nur der Tropfen auf den heißen Stein ist. Da gibt es meiner Meinung nach noch viele tausend weitere und jeden Tag kommen neuen dazu. Das System solche Leute zu verfolgen und dranzukriegen ist viel zu träge. Solche Verkäufer handeln 10 Jahre und erst dann irgendwann passiert vielleicht etwas. Mir selbst wurde schon von einem Beamten gesagt das man die Firmen hier im Lande einfach viel besser und einfacher kontrollieren kann als die in China. Deshalb machen die da auch so gut wie nichts. Ich bin auch der Meinung das die ganzen Plattformen die solchen weltweiten Handel ermöglichen dazu verpflichtet werden müssen dass solche Machenschaften nicht mehr möglich sind. Nur so ist die Sache in dern Griff zu bekommen.
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#6 Stefan Inri 2018-04-11 23:37
Ich finde das richtig das endlich mal was unternommen wird gegen diese China Schmarotzer die alle Preise bei Ebay kaputt machen.
Das gleiche gilt auch für Amazon. Wie schon andere hier schreiben, die machen FBA und schicken ihren scheiss Aus china zu Amazon und es wird keine Steuer bezahlt an den Fiskus. Ich verstehe nicht das bei kleinen Händlern jeder Cent umgedreht wird vom Fiskus aber Amazon.de und diese China Händler unterschlagen Millionen und niemand unternimmt was.. Von mir aus könnten sie den Amazon Verein komplett schließen. das braucht Kein Mensch und die Kunden würden dann wieder auf Normale Online Shops zurück greifen. Ich habe mit Amazon Verkaufen aufgehört weil mir deren System und Regeln so was von auf den Nerv gehen, das es nicht auszuhalten ist.. Ich hoffe das die zugrunde gehen und das der Amazon Besitzer nicht der reichste Man sein wird sondern der ärmste...
Damit er mal sieht wie das ist, so was machen die tagtäglich mit kleinen Händlern !!
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#5 Nikita 2018-04-10 16:28
Wird wahrscheinlich eh nicht verurteilt. Das System was er angeboten hat gleicht wohl eher Amazon-FBA (vorsichtige Annahme). Er hat einfach im Auftrag gehandelt.
Dem müsste die böse Absicht erst Mal nachgewiesen werden.
Sollte er verurteilt werden könnte man sich fragen ob Amazon nicht ebenfalls Teil einer Mafia ist, da Amazon wissen müsste, dass viele Asien/US Händler keine Steuern zahlen und über prime versenden...
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#4 anja 2018-04-10 12:57
tja, bei einem kleinen online-händler, der ggf. mal 5,- € nebenher bei einem privatverkauf einnimmt, hätten die sofort auf der matte gestanden, um zu schauen, ob er die nicht auch geschäftlich zu versteuern hat. selbst private flohmarkthändle r werden da stärker kontrolliert. und bitte: um selbst mit 14 accounts 45 millionen umzusetzen - da möchte ich echt nicht wissen, wieviele jahre die gebraucht haben, um überhaupt mal zu reagieren. gerade chinaware wird ja zum spottpreis inkl. versand rausgehauen. da müssen bei einer solchen summe lange zeit schon lastwagenweise die artikel rausgegangen sein. aber natürlich geben sie bei so einer sache nicht an, wie lange die behörden gepennt haben, während kleine existenzen wenig kleinigkeiten zerstört wurden.
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#3 Oejendorfer 2018-04-09 10:25
Hoffentlich hat ebay die weiteren 14 Accounts geschlossen.
Ist das bekannt ?
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#2 Gift Anthony 2018-04-09 08:52
Hahahaha das ist aber funny, in English gesagt!, Wer seine tür offen lassen und wunder warum alles seine mobel weg ist, ist auch mit schuldig!.
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