Milliardengeschäft mit den Lizenzen: „Einzelfallentscheidung, die rechtlich sehr komplex sein kann“

Veröffentlicht: 09.05.2018 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 14.05.2018

T-Shirts mit bekannten Motiven sind beliebt, der Verkauf lukrativ. Für große Marken braucht man aber auch die Lizenz. Im Interview erklärt Olivia Schusser, Senior Licensing Manager Europe bei Spreadshirt, was es zu beachten gilt.

T-Shirt auf Bügel
© Africa Studio / Shutterstock.com

OnlinehändlerNews: Brauchen Sie für T-Shirts mit offiziellen Logos von zum Beispiel Batman oder The Big Bang Theory Lizenzen von den Rechte-Inhabern?

Olivia Schusser: Ja natürlich, für jeden Charakter aus Buch, Film und TV sowie jede Brand aus Entertainment oder Fashion und Lifestyle benötigt man eine Lizenz. Im Falle von Batman und The Big Bang Theory ist der Rechteinhaber Warner Bros.

Wie muss sich der Laie den Vorgang vorstellen? Denkt jemand im Unternehmen: „Batman wäre cool“ und fragt das dann an? Oder sind an dieser Stelle tatsächlich viele Motive frei verfügbar?

Wenn man als Unternehmen Dinge nutzen möchte, die einem Copyright unterliegen, dann kann dies nur über einen gültigen Lizenzvertrag gehen. Im Falle von Spreadshirt ist das ein Lizenzvertrag über die Nutzung der Designs für die Bedruckung von Bekleidung und Accessoires. Im Gegenzug erhält die Rechtinhaber eine umsatzabhängige Provision. Wird der Vertrag abgeschlossen, erhält man den Zugang zu den Designs und kann diese dann nach seinen Bedürfnissen anpassen, aber nur gemäß den unterschiedlich strengen Vorgaben des Rechteinhabers. Wir versuchen natürlich, für unsere Kunden etwas möglichst Neues und Einzigartiges anzubieten, also zum Beispiel ein besonders cooles Batman-Motiv. Aber auch bekannte Klassiker verkaufen sich gut.

Gilt das auch für Motive aus den jeweiligen Vorlagen? Also zum Beispiel ein Shirt mit dem Claim „Bazinga“, ohne dass explizit „The Big Bang Theory“ mit abgedruckt ist?

Das ist eine Einzelfallentscheidung, die rechtlich sehr komplex sein kann. Der Spruch „Bazinga“ zum Beispiel kann eindeutig der Serie „The Big Bang Theory“ zugeordnet werden und unterliegt damit dem Copyright von Warner Bros. Entertainment. Bei allen Anspielungen, Sprüchen usw. ist also Vorsicht geboten.

Besonders bei Spreadshirt ist die Tatsache, dass der Kunde sich seine T-Shirts, Mützen oder Tassen selbst gestalten kann. Dabei werden sicher auch oft geschützte Marken verwendet, die man ohne Lizenz so nicht verkaufen könnte. Dürfen die Kunden das tun, weil es für den Privatgebrauch gedacht ist? Oder muss Spreadshirt so etwas verweigern?

Wenn Privatkunden die schriftliche Erlaubnis vom Rechteinhaber für den einmaligen Kauf vorweisen, dann erlauben wir das auch. Aber normalerweise stornieren wir solche Bestellungen und informieren den Kunden über die Rechtslage.

Wie sieht es hier bei Großbestellungen aus? Gilt das noch als Privatgebrauch? Kann ich bei Spreadshirt einfach 500 Pullover mit dem Star Wars-Logo bestellen?

Ganz besonders bei Großbestellungen geht das natürlich nicht, da der gewerbliche Kauf und damit der Weiterverkauf sehr offensichtlich ist. Wenn es sich um einen legitimen Lizenznehmer ist, der die Erlaubnis zur Produktion bei Dritten vertraglich innehat, dann dürften wir solche Aufträge auch ausführen.

Gab es schon den Fall, dass sich ein Rechte-Inhaber bei Spreadshirt beschwert hat, weil Lizenzen vermeintlich widerrechtlich genutzt wurden?

Das kann vorkommen. Diese Fälle werden von unserer Rechtsabteilung sorgfältig geprüft und entsprechend werden Handlungsweisungen weitergegeben.

Sind gebrandete Shirts eigentlich ein wichtiger Erfolgsbeitrag? In welchem Umfang würde Spreadshirt Umsatz fehlen, wenn man komplett auf Marken/Lizenzen verzichten würde?

Der Bereich Lizenzen ist jung bei Spreadshirt. Wir sind aber sehr stolz darauf, dass wir zuletzt ein mittleres zweistelliges Wachstum pro Jahr zu verzeichnen hatten. In Deutschland arbeiten wir sehr erfolgreich unter anderem mit dem WDR und dem ZDF zusammen. Wir bauen das Geschäft stetig aus und nehmen auch andere Länder ins Visier. Außerdem leisten Lizenzen in Sachen Image und Glaubwürdigkeit einen großen Beitrag zur Marke Spreadshirt, was wiederum unsere Marktposition stärkt.


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Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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Kommentare  

#1 Jens 2020-08-04 18:19
Hallo,
ihr Artikel hat mir sehr gefallen. Es wäre aber auch interessant gewesen, zu erfahren, wie man solche Lizenzen erhalten kann.

MfG
Jens
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