Allyouneed: Das sagen die Händler zum Marktplatz-Aus

Veröffentlicht: 13.08.2018 | Geschrieben von: Theresa Strohbach | Letzte Aktualisierung: 13.08.2018

Ein weiterer Marktplatz muss den Betrieb einstellen: Allyouneed wird noch dieses Jahr geschlossen. Der Plattform-Betreiber DHL hatte sich dabei mit einer recht überraschenden Mail an die Händler gewendet. Doch wie haben die Händler auf diese Nachricht reagiert?

Daumen hoch, Daumen runter
© Gonzalo Aragaon_shutterstock.com

Wie unsere aktuelle Umfrage  zeigt, waren tatsächlich nur wenige der Allyouneed-Händler überrascht. So haben viele Teilnehmer Kritik über technologische Schwachstellen der Plattform, den fehlenden Support vonseiten Allyouneed aber auch über die Höhe der Monatsgebühren geäußert.

Allyouneed: Zu geringer Umsatz für Händler

Allyouneed weist ein breites Repertoire an unterschiedlichen Produktkategorien auf, das sich auch in der Umfrage widerspiegelt. Mit 38,3 Prozent sind dabei die meisten der befragten Händler in dem Bereich Haushalt, Garten, Baumarkt aktiv. Dem folgten Segmente wie Sport & Outdoor (18,3 Prozent), Mode & Accessoires und Spiele & Spielzeug (jeweils 13,9 Prozent).

In welcher Produktkategorie verkaufen Sie? © Händlerbund

Allyouneed war 2010 unter dem Namen meinpaket.de gestartet, bevor dann 2012 die jetzige Webseite gelauncht wurde. Fast ein Viertel der Befragten hat die Entwicklung der Plattform seit den ersten Anfängen und einschließlich der Umfirmierung erlebt, war also von Anfang an auf dem Marktplatz aktiv. Dabei wurden die Händler über das Marktplatz-Aus in einer recht überraschenden Mail informiert. Die Form, in der die Verkäufer benachrichtigt worden, hat aber tatsächlich nur für wenig Aufregung gesorgt.

Auf die Frage hin, was die erste Reaktion der Händler auf das Markt-Aus war, antworteten viele in einem sehr ernüchternden Ton. Ein Händler schrieb: „Wir hatten schon seit Längerem darüber nachgedacht, die Plattform zu verlassen, da der Umsatz zu gering war, um die monatliche Gebühr von 40 Euro abzudecken. Daher war es für uns kein größeres Problem.“ Wiederholt sagten die befragten Händler, dass die Monatsgebühr für die gelieferte Performance von Allyouneed nicht gerechtfertigt gewesen sei – auch in Anbetracht dessen, welchen geringen Anteil der Umsatz über die Plattform am jährlichen Gesamtumsatz der Händler einnehme. So haben rund 90 Prozent der Befragten angegeben, dass der Verkauf über Allyouneed für weniger als 10 Prozent ihres gesamten Umsatzes pro Jahr sorgen würde.

Wie viel Prozent nimmt der Handel über Allyouneed von Ihrem jährlichen Gesamtumsatz ein?© Händlerbund

Das Urteil einiger Händler bezüglich der Gebühren im Vergleich zu den generierten Umsätzen klingt nahezu niederschmetternd. Ein Händler, der kurz vor Bekanntgabe der Marktplatz-Schließung seine Produkte von der Plattform genommen hatte, sagte: „Wir hatten unseren Account kurz davor gekündigt, weil auf dieser Plattform seit Jahren nichts läuft und nicht mal die Abogebühr reinkam. Insofern mussten wir über die Nachricht nur mal kurz schmunzeln, es kam nicht überraschend.“ Es scheint so, als hätten viele Händler bereits damit gerechnet, dass Allyouneed sich nicht viel länger durchsetzen wird. So habe die Plattform auch einige technische Schwachstellen.

Technische Schwierigkeiten habe Kunden verschreckt

Die Händler haben in der Umfrage auch mehrfach technologische Aspekte kritisiert, die scheinbar auch mit dem Wechsel von meinpaket.de zu Allyouneed aufgetreten seien. So sagte ein Befragter: „Die Umfirmierung von Meinpaket zu Allyouneed war eine Fehlentscheidung. Die Weboberfläche war zumindest zu Beginn viel zu langsam. Bei Antwortzeiten von 5 Sekunden und mehr macht ein Einkauf auf einer Online-Plattform keinen Spaß, was schon zu Beginn dazu geführt hat, dass etliche Kunden vergrault wurden.” Doch nicht nur die Technologie wurde von den Händlern kritisiert. Auch die wohl eher halbherzig betriebene Werbung für die Plattform wurde mehrfach bemängelt. Aber was sind nun die Optionen für Händler nach der Allyouneed-Ära?

„Amazon ist leider der Platzhirsch.“

Auf die Frage hin, welche Alternativen die Noch-Allyouneed-Händler für ihr Geschäft sehen, zeichnet sich ein eher durchwachsenes Bild ab. Entweder entscheiden sich Händler für die großen Plattformen wie Amazon oder Ebay – oder es kommt tatsächliche keine andere in Frage. Nur wenige haben noch Plattformen wie Hood, real.de oder Rakuten als Alternative im Blick. Allerdings ist die Wahl der Plattform dann auch von der jeweiligen Branche abhängig. 

Welche Marktplätze kommen für Sie als Alternative in Frage?

© Händlerbund

Das Markt-Aus von Allyouneed kam als solches also nicht unerwartet für die Händler. Kritisch wird nur betrachtet, dass es für kleinere Marktplätze immer schwieriger wird, sich gegen die Online-Riesen zu behaupten. So sagte ein Händler, dass das Ende von Allyouneed vor allem ein Rückschlag „für die Leute und Mitarbeiter, die versuchen neben Amazon und Ebay etwas gleichwertiges hoch zu ziehen“ sei.

Kommentare  

#2 Katrin Zauner 2020-06-23 10:43
war wohl das dümmste AUS aller Zeiten... Wenn Manager nicht managen können oder wollen, war dies ein Paradebeispiel.
Stattdessen macht Amazon fresh den Reibach. Vor allem zu Corona-Zeiten.

Auch im Nachhinein und als ehem. Dauerkundin dieses Portals kann ich nur sagen: Ohne Worte!
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#1 matze 2018-08-15 17:34
Wir haben nach einem Test und der Umformierung schnell die Reißleine gezogen, ebenso wie wir das jetzt auch mit Hoof getan haben. Einkaufserlebni sse als Kunden sehen anders aus und da ist das deutsche Angebot an Marktplätzen nicht wirklich gut.
Haben und auch umgesehen und festgestellt, Real.de geht auf Grund von extremen Restriktionen der Händler, teurere Gebühren als Amazon und keine Gewährleistung einer zeitnahen Auszahlung. Viel Geld für wenig tun und dann noch schwächelnde Eigentümer...., die inzwischen wieder aus allem Geld machen wollen bis hin zur Objektverwaltung...
Nee nee...da warten wir lieber auf den Markteintritt der Chinesen...
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