Richtig verzahnt: Umgebungs- und Kundendaten schaffen neue Einkaufsangebote

Veröffentlicht: 07.03.2013 | Geschrieben von: Redaktion | Letzte Aktualisierung: 13.06.2013

Nicht eine größere Menge an Kundendaten, sondern die Verknüpfung von vorhandenen Daten über die Verbraucher und ihre jeweils aktuelle Umgebung sollen künftig neuartige Dienstleistungen und Angebote ermöglichen. Derartige Kontext-Informationen sollen auch Händlern und Produktherstellern ein genaueres Bild von ihren Kunden vermitteln. Größere Unternehmen sollten noch in diesem Jahr damit beginnen, Strategien für solche Kontext-Dienst zu planen, empfiehlt die Studie „Technologie-Vision 2012“ des weltweit tätigen Beratungsunternehmens Accenture.

Als Zielvorstellung dient den Beratern eine Kundin, die im Ladengeschäft mit ihrem Smartphone den QR-Code einer Bluse scannt. Sie erhält damit zusätzliche Informationen über die Qualität der Bluse und zudem den Hinweis, in welchem anderen Geschäft in der Nähe die für sie passende Größe noch zu haben ist. Auf dem Weg dorthin meldet ihr das Smartphone, dass das Konto bei ihrer Hausbank noch im Plus ist. Freundinnen kommentieren zeitgleich über das zugeschaltete soziale Netzwerk, ob die Bluse zu ihr passt oder nicht.

Bereits jetzt arbeitet Empfehlungs-Software wie beim Online-Versandhaus Amazon so, dass die persönliche Einkaufsgeschichte und das Nutzungsverhalten mit Beobachtungen aus verbundenen sozialen Gruppen oder Kreisen kombiniert und daraus in Echtzeit Kaufempfehlungen erstellt werden. Der Schlüssel der Verknüpfung liege künftig aber vor allem darin, diese neue Qualität am geografischen Ort der Handlung verfügbar zu machen. In diese Richtung geht auch die Applikation „Shopkick“, mit der derzeit einzelne größere US-Handelsketten Kunden mit Bonuspunkten belohnen, wenn diese ihre Ladengeschäfte besuchen.

So sind ortsbasierte Applikationen ein wichtiger Baustein kontextueller Dienstleistungen, aber sie allein reichen nicht aus. Nützliche Angaben zu Orten in der Nähe und zu Reiserouten können ergänzt werden durch Informationen, die verschiedene Sensoren liefern. Funkchips in Kleidungsstücken, Geräten und Gegenständen etwa teilen Smartphones ihre Identität und ihren Zustand mit. Temperaturfühler und weitere physikalische Sensoren geben Auskunft über die aktuelle Umgebung. Smartphones wie das derzeitige Modell von Apples I-Phone könnten all diese Daten mit der bereits verfügbaren Bluetooth-Smart-Technologie empfangen und sammeln. Für Spezialanwendungen können etwa medizinische Geräte den Blutzuckerwert und die aktuelle Beweglichkeit des Nutzers mit den aufgezeichneten Daten des Krankheitsverlaufes verknüpfen.

Als weitere Quelle von Kontextdaten dienen neben den Sensoren die sozialen Netzwerke. Da manche Internetnutzer recht bereitwillig bedeutende persönliche Daten veröffentlichen – sofern sie darin einen triftigen Grund wie etwa die Nutzung eines Rabatts sehen –, liefern sie Produktherstellen und Händlern wertvolle Informationen über sich. Die Unternehmensberater von Accenture rechnen damit, dass Händler und Anbieter anhand dieser Kontextinformationen in Zukunft fein abgestufte und auch auf spezielle Kunden zugeschnittene Angebote erstellen können.

Die deutschen Datenschützer werden diese Entwicklung sicherlich genau und kritisch verfolgen. Hierzulande gilt der Grundsatz, dass der Bürger über seine persönlichen Daten selbst bestimmen kann und muss und verknüpfte Daten nicht dazu missbraucht werden dürfen, den Bürger anhand von Persönlichkeits- und Bewegungsprofilen „gläsern“ werden zu lassen.

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