Netural: "Augmented Reality wird völlig selbstverständlich"

Veröffentlicht: 14.03.2014 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 21.10.2014

Welchen Stellenwert haben Technologien wie Augmented Reality für den Online-Handel? Geht es nach dem österreichischen StartUp Netural, dann sind Technologien wie virtuelle Anproben für Brillen oder Möbel, iMirror oder Augmented Reality-Apps ausschlaggebend, für die Verschmelzung von Online- und Offline-Handel. Künftig hätten nur jene Unternehmen eine Chance am Markt, welche die Verschmelzung optimal umsetzen würden, sagt Netural-CEO Albert Ortig im Interview mit OnlinehändlerNews.

Neturo testet Technologien zur Verschmelzung von Online- und Offline-Handel.

(Bildquelle Technolgie: Peshkova via Shutterstock)

Onlinehändler-News: Netural setzt auf innovative Strategien zur Verknüpfung von Online- und Offlinehandel. Welche Rolle messen Sie der Verschmelzung von Online-und Offlinehandel für die Zukunft zu?

Albert Ortig: Wir messen der Verschmelzung von On- und Offline-Handel eine enorme Bedeutung zu. Derzeit ergänzen viele Pure Player ihre Online-Shops um stationäre Präsenzen und klassische Händler entwickeln sich zu Multi- bzw. Omnichannel-Anbietern. Letztlich werden diejenigen am Markt erfolgreich sein, die On- und Offline-Stärken optimal aufeinander abstimmen können.

Sie sind Partner im Projekt "Retail of Tomorrow", wo es um die Zukunft des Einkaufens geht. Wie könnte nach Ansicht des Projektes die Zukunft aussehen?

Ja, wir sind Partner im Konsortium "Retail of Tomorrow" und beteiligen uns hier an spannenden Projekten für den POS (Point of Sale). Das Einkaufserlebnis soll einfacher werden - und genau darin liegt die Komplexität. Wir gehen heute nicht davon aus, dass eine digitale Produkt- oder Hardwareinnovation physische Einkaufswelten integriert. Vielmehr benötigt es Kompetenz - und auch Kapazitäten - in folgenden Kernbereichen: Datenhandling, Logistik und Kundenverständnis. Ohne die Verfügbarkeit aller notwendigen Daten - zum Beispiel für Kundenpräferenzen-Management, Sortimentsentwicklung oder Lagerhaltung - und ihrer intelligenten Verknüpfung mit den Touchpoints zu den Kunden, wird es künftig schwer sein, mitzuhalten. Das macht - unabhängig von der Organisationsgröße - eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Vertrieb, Marketing und IT, in enger Abstimmung mit der Geschäftsführung, absolut zwingend.

Ein einfacher Anwendungsfall der Zukunft: Der Kunde steht im Laden, möchte ein Produkt erwerben, das in genau der gewünschten Ausführung nicht vorrätig ist, kauft es aber an Ort und Stelle und beim gleichen Anbieter über einen digitalen Channel und bekommt es zeitnah, im Idealfall am selben Tag, kostenfrei nach Hause geliefert. Der Kunde nutzt dabei, was ihm am sympathischsten ist: eine Installation im Laden, ein Tablet, sein Smartphone oder Google Glass. Aus dem, was nachgefragt ist, leitet sich dann die Sortimentsentwicklung ab - mehr oder weniger live.

Mit Ihrem Unternehmen sitzen Sie in Österreich, kennen aber auch den deutschen Online-Handel. Wo sehen Sie die Unterschiede, wo Nachbesserungsbedarf?

Die Aufteilung des Online-Handels in Österreich entspricht in etwa der des deutschen Marktes. Nummer eins ist da wie dort Amazon, Nummer zwei die Otto-Gruppe, mit kleineren Verschiebungen. In Deutschland sind zum Teil Pure Player am Markt, die in Österreich nicht so stark sind und hier auch keine Entsprechung finden. In beiden Märkten ist der stationäre Handel in Alarmbereitschaft und versucht, in eigenen Projekten dem Potenzial von Online gerecht zu werden. Wir gehen hier von sehr hohen Investitionen in den kommenden zwei Jahren aus.

Sie setzen nicht nur mit Ihrer Roomle iOS App auf Augmented Reality. Wie kann Augmented Reality Ihrer Meinung nach den Handel verändern?

Augmented Reality wird unserer Ansicht nach eine völlig selbstverständliche Technologie werden, so wie heute digitale Fotos oder SMS. Die Basis dafür sind 3D-Daten. Entscheidungen, zum Beispiel beim Kauf von Möbeln, werden durch AR-Visualisierungen deutlich erleichtert - und so auch beschleunigt. Die virtuelle Anprobe beim Homeshopping wirkt sich positiv auf Retourenquoten aus und wird schon aus diesem Grund im Rahmen ihrer technischen Möglichkeiten forciert - und damit in wenigen Jahren Standard sein.

Der Online-Handel mit Brillen erlebt im Moment in Deutschland einen Boom, auch dank Online-Händlern wie Mister Spex. Sie haben mit dem iMirror die Vorteile des virtuellen Anprobierens von Brillen in den stationären Handel geholt. Wie genau funktioniert das Projekt und welche Vorteile bietet es für Verbraucher?

Die virtuelle Anprobe von Brillen mit dem von uns entwickelten iMirror bietet ein sehr spannendes Feature: Die sofortige Anprobe ohne aufwendige Interaktion. Menschen, die an einer unserer Installationen vorbeigehen oder vor ihr stehen bleiben, erhalten in ihrem Videobild eine Brille aufgesetzt. Die Reaktionen der Passanten sind stets die Gleichen: Neugier und Freude. Sie können dann in dieser fotorealistischen Anprobe durch einfache, schnell verständliche Gesten Modelle probieren und - wenn sie möchten - tiefer ins Erlebnis eintauchen. Im Idealfall stehen - so wie beim letzten Feldversuch am Vienna International Airport - die präsentierten Produkte gleich nebenan zum Probieren "in echt" und zum Kauf bereit.

Sie entwickeln nicht nur innovative Strategien, sondern gestalten und betreuen auch klassische Online-Shops. Wie können Sie dabei von Ihrem innovativen Pioniergeist profitieren und was macht für Sie den idealen Online-Shop aus?

Der ideale Online-Shop ist eher einfach zu handhaben und der jeweiligen Zielgruppe perfekt angepasst. Hürden, sei es aus Usability-Sicht oder aus psychologischer, gilt es zu vermeiden. Wichtig erscheint mir eine optimierte Verfügbarkeit in allen relevanten Kanälen. Von Innovationen profitieren die, die sie wagen. Die virtuelle Anprobe war 2007 noch kein Thema, dennoch begannen wir damit, damals noch ohne AR, sehr einfach in der Handhabe, aber schon bemerkenswert realitätsnah. Heute ist die Anprobe für Brillen State of the Art. Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit möglichen Innovationen und eine laufende Optimierung des Angebots sind zentrale Faktoren für Erfolgsstorys.

Über Albert Ortig

Albert Ortig CEO von Neturo. Albert Ortig ist der Geschäftsführer des StartUps Netural. Das junge Unternehmen aus Österreich entwickelt Technologiekonzepte, um die Verschmelzung von Online- und Offline-Handel voranzubringen.

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