DaWanda Kreativmarkt: Von guten und schlechten Seiten des Handmade-Geschäfts

Veröffentlicht: 07.04.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 07.04.2014

Verlässt ein etabliertes Online-Portal wie DaWanda die digitale Sphäre und manifestiert sich in der analogen Welt, dann entsteht – wie man beispielsweise am Wochenende in Leipzig bewundern konnte – ein schillernder und bunter Ort, der Kunden mit allerlei handgemachten Wunderwerken verzaubert – der DaWanda Kreativmarkt. OnlinehändlerNews war live dabei, traf auf begeisterte Handmade-Fans, kreative Exoten, entdeckte jedoch auch die dunkle Seite der sonst so bunten DaWanda-Welt.

Eintrittskarten DaWanda Kreativ-Markt

Kreativmarkt: Die bunte DaWanda-Handmade-Welt im analogen Gewand

Der Kohlrabizirkus in Leipzig war am Wochenende abermals Schauplatz eines wanderndes Handmade-Events. Wie eine schillernde Explosion aus tausend Farben empfing die Gewölbe-Halle im Zuge von DaWandas Kreativmarkt die belebte Masse interessierter Kunden und führte sie in eine Welt, weit weg vom Mainstream. – In eine Welt, in der man als Individualist nicht nur angesprochen, sondern auch ausgiebig und fürsorglich bedient wird.

Das angepriesene Sortiment bzw. die feilgebotenen Handmade-Produkte hätten unterschiedlicher nicht sein können: Sie reichten von skurrilen Möbelstücken und zierlichem Geschmeide, über selbst gemachte Hundekekse, Marmeladen und Pralinen bis hin zu gemütlichen Kissen, ausgefallenen Wohnaccessoires, individueller Kleidung und ungewöhnlichem Spielzeug.

DaWandas Kreativmarkt als Feedback-Kanal

Im Gespräch mit einigen Händlern stellte sich immer wieder heraus, dass sich DaWanda im deutschen E-Commerce breitflächig etabliert hat und aus dem digitalen Handmade-Geschäft für Viele nicht mehr wegzudenken sei. Die Betreiber von Zettelwirtschaft-Shop, einem DaWanda-Händler für Notizblöcke, Kalender und weiteren Papeterie-Produkten, sehen den Online-Marktplatz beispielsweise als „Sprungbrett“ für den Erfolg. Man nutze den Namen DaWanda, um den Einstieg ins Handmade-Geschäft zu erreichen.

Auch Ann Schilling, die über ihren DaWanda-Shop „Ann Siuts“ ausgefallene Handmade-Kuscheltiere verkauft, betont, dass die Kundschaft auf dem Online-Portal bereits von vornherein weiß, dass die Produkte mit viel Mühe produziert und in liebevoller Handarbeit gefertigt werden. Auf DaWanda wüssten die Käufer – anders als auf anderen Online-Plattformen – zu schätzen, wieviel Arbeit hinter den Einzelstücken steckt.

Doch nicht nur der Online-Auftritt bei DaWanda ist für viele Händler grundsätzlich wichtig: Gerade der Offline-Exkurs durch den wandernden Kreativmarkt sei entscheidend, um mit den Kunden in Kontakt zu treten und ein entsprechendes Feedback für den eigenen Handmade-Shop und die angebotenen Produkte zu erhalten: „Der persönliche Kundenkontakt tut gut“, kommentiert Bettine Franke, Inhaberin des Shops Atelier Sonnenseite, der sich auf die Anfertigung von Leuchten und Lampenschirmen spezialisiert hat.

Die Tücken hinter der schillernden DaWanda-Fassade

Was sich für Kunden jedoch als ein farbenfrohes Paradis zum Schlendern und Bummel, zum Bestaunen und Wohlfühlen zeigt, hat aus Sicht der Händler nicht nur Vorteile, sondern trägt auch einige Tücken in sich. Einerseits bietet DaWanda Händlern die Möglichkeit, einen zielgerichteten Verkaufskanal für Handmade-Produkte zu nutzen – ein definitiver Pluspunkt.

Doch wer mit DaWanda nicht zufrieden ist, dem scheint kaum eine Alternative zu bleiben – glaubt man einigen befragten Online-Händlern, gibt es momentan nur einen ernstzunehmenden Konkurrenten, nämlich etsy. Das US-amerikanische Handmade-Portal hätte hierzulande jedoch bei Weitem noch nicht den Bekanntheitsgrad bei Kunden, den das deutsche Pendant für sich verbuchen kann.

Neben den fehlenden Alternativen sehen sich einige Händler außerdem – je nach Sortiment – einem extremen Konkurrenzdruck ausgesetzt. Zwar zeigen sich sowohl das Online-Angebot, als auch die Produkte auf den Kreativmärkten äußerst vielfältig, jedoch ärgern sich nicht wenige Shop-Inhaber über Nachahmer und geklaute Ideen. Ein Negativ-Trend, der für sinkende Umsätze sorgen kann.

Hinzu kommen Kritikpunkt an der Politik von DaWanda. Gezielte Marketing-Strategien seien beispielsweise im Zuge von bezahlten Werbe-Anzeigen extrem wichtig, um die Kunden auf den eigenen Shop aufmerksam zu machen. Händler beklagen jedoch, dass kleine Anbieter, die ihre Handmade-Produkte nur nebenbei vertreiben, genau so viele Werbe-Kosten zu zahlen haben wie große Unternehmen. So sei es für kapitalgestärkte Shops viel einfacher, eine große Menge des Sortiments hervorzuheben und publik zu machen, während kleine Händler an den Kosten scheitern und in der Versenkung verschwinden.

Obwohl es also durchaus kritische Punkte gibt, die den Handel auf DaWanda mit selbst gestalteten Produkten nicht ganz einfach machen, dürfte sich ein Großteil der Händler trotzdem auf DaWanda (zumindest als einer von mehreren Kanälen) stützen. Schließlich steigt der Bekanntheitsgrad der Handmade-Plattform bei den Kunden immer weiter und Händler können auf diesem Wege relativ sicher sein, dass sie ihre Waren zielgruppengerecht anpreisen.

Gleichwohl scheint es vor diesem Hintergrund durchaus sinnvoll, nicht einzig und allein auf die Möglichkeiten des Handmade-Portals zu setzen, sondern die eigenen Produkte auch durch andere Kanäle zu vermarkten.

Eindrücke vom Leipziger DaWanda-Kreativmarkt erhalten Sie in unserer Bildstrecke:

 

DaWanda-Händler-Shop Ann Siuts mit handgemachten Kuscheltieren

DaWanda-Händlerin Ann Schilling mit ihren Handmade-Kuscheltieren (Shop: Ann-Siuts)

 

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