Produktvorschläge in der Kritik: Amazon empfiehlt Drogenzubehör

Veröffentlicht: 15.05.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 15.05.2014

Und wieder steht Amazon in der Kritik. Nicht wegen seiner Arbeitsbedingungen, der mangelnden Umweltschutz-Bemühungen oder der schier unantastbaren Monopolstellung, sondern wegen unangemessener Produktvorschläge. Diese könnten eigentlich unbescholtene Kunden mit dem Konsum von Drogen in Verbindung bringen.

Drogen-Zubehör: Amazon wegen Produktvorschlägen in der Kritik

Twin Design / Shutterstock.com

Produktvorschläge als wirksame Strategie im Online-Handel

Zum kleinen Einmaleins eines Online-Shops gehören Produktvorschläge auf jeden Fall dazu. Hierbei können Händler sowohl auf Cross-Selling als auch auf Up-Selling-Strategien zurückgreifen: Beim Cross-Selling werden Produkte empfohlen, die zum eigentlich gesuchten Artikel passen, aber aus einem anderen Segment kommen – zum Beispiel sucht ein Kunde eine Jacke und bekommt eine passende Mütze angeboten. Beim Up-Selling werden dem Kunden die gleichen Produkte schmackhaft gemacht, nur dass diese zumeist qualitativ hochwertiger und somit teurer sind.

Mit einem ausgeklügelten Konzept können Produktvorschläge nicht nur die Umsätze eines Online-Shops steigern, sondern den Usern das Gefühl vermitteln, dass sie gut aufgehoben und umfassend beraten bzw. bedient werden. Ein Aspekt, der aus Gelegenheitskunden Stammkunden machen kann.

Amazon: Drogen-Zubehör in Hülle und Fülle

Doch bei Amazon scheint dieses Konzept in einer bestimmten Kategorie ordentlich in die Hose gegangen zu sein. So empfiehlt der Online-Riese auf der Detailseite einer Taschenwaage (die zum Beispiel beim Backen oder in der Schmuck-Herstellung Verwendung findet) zugleich auch zahlreiche Artikel, die bekanntermaßen beim Konsum von Drogen genutzt werden:

Drogen-Zubehör: Amazon Produktvorschläge in der Kritik

 

Weil solche kleinen Taschenwaagen offenbar auch zur Bemessung von Drogen dienen, zeigen die Produktvorschläge von Amazon beispielsweise auch ein Buch über die Grundlagen des Marihuana-Anbaus, leere Pillen-Kapseln (die noch mit verschiedenen Stoffen befüllt werden können), Druckverschlussbeutel und andere kleine Behälter zur Aufbewahrung, diverse koffeinhaltige Pulver, die zum Strecken von Drogen gebraucht werden können oder auch Metall-Zieh-Röhrchen, mit denen häufig auch illegale Substanzen geschnupft werden.

Natürlich können die einzelnen Artikel auch auf legalem Wege Verwendung finden und sind nicht zwangsläufig an Drogen gekoppelt, doch in ihrer Gesamtheit bilden die Produktvorschläge auf Amazon ein Bild, das deutliche Assoziationen zu Drogen hervorruft. Auch die Politik wurde durch die ungünstigen Algorithmen der Produktvorschläge inzwischen auf den Plan gerufen. Marlene Mortler, Drogenschutzbeauftragte der Bundesregierung, kommentierte gegenüber dem Stern: „Ich fordere Amazon auf, seine Empfehlungsalgorithmen zu überprüfen und so zu gestalten, dass die Nutzerinnen und Nutzer nicht auf dumme Gedanken kommen.“

Amazon hingegen sieht im eigenen Algorithmus der Produktvorschläge keine Mängel und reagiert: „Wir haben Prozesse etabliert, um sicherzustellen, dass keine Produkte angeboten werden, die gegen die Arzneimittelverordnung sowie sonstige Gesetze verstoßen“. Eine Aussage, die bei Vielen auf Unverständnis stoßen dürfte.

Kommentare  

#2 Dirk 2014-05-16 09:31
Der Algorithmus zeigt einfach nur, was oft in Verbindung gekauft wird. Auch ohne diesen Algrithmus würden Leute, die Drogen herstellen oder abfüllen die anderen Produkte kaufen. Welcher normale Mensch würde wegen den Produktvorschlä gen auf die Idee kommen "Hey - ich stelle jetzt mal Drogen her"...
Wenn die Politik solche Produkte als Illegal sieht, sollten sie diese auch im gesamten verbieten! Dann würde Amazon diese auch nicht verkaufen.
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#1 Hotte 2014-05-16 08:24
Die Hysterie mancher Drogenphobiker erinnert mich stark an die Hexenjagd aus dem Mittelalter... Darauf trinken wir erst mal einen!
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