Watchever zieht sich offenbar aus Deutschland zurück

Veröffentlicht: 11.06.2014 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 11.06.2014

Wird es bald kein Watchever mehr in Deutschland geben? Das Video-on-Demand-Angebot steht offenbar zum Verkauf und will sich aus dem deutschen Markt zurückziehen.

Steht Watchever zum Verkauf?

Der deutsche Markt für Video-on-Demand-Dienste erlebt offenbar schon Umbrüche, bevor der große US-Anbieter Netflix hierzulande überhaupt erst die Bühne betritt. Französischen Medien berichten heise online zufolge, dass sich der Medienkonzern Vivendi mit seinem deutschen Angebot Watchever zurückziehen wolle und bereits die Suche nach einem potenziellen Käufer beauftragt habe. Die Medien sprechen vom „ersten Netflix-Opfer in Deutschland“.

Rückzug wegen Konkurrenz durch Amazon?

Watchever war in Deutschland erst im Januar 2013 gestartet und muss sich seit Anfang des Jahres mit der aggressiven Preispolitik von Amazons Video-Dienst „Instant Video“ messen. Kostet Watchever hierzulande rund 96 Euro im Jahr, beträgt der Preis für Amazons Dienst bei uns 49 Euro innerhalb der Amazon-Prime-Mitgliedschaft. Kunden, die sich bis zum 26. Februar 2014 für den Dienst angemeldet haben, bekommen den Dienst von Amazon sogar für nur 29 Euro für das erste Jahr. Und als wäre das nicht genug, wird mit Netflix einer der Big Player Ende des Jahres in Deutschland starten.

Zwar ist der Rückzug von Watchever noch nicht offiziell, doch die Nachricht könnte bald bestätigt werden. So hatte das Unternehmen Vivendi im Mai bei der Präsentation seiner Geschäftszahlen Verluste für den deutschen Ableger gemeldet: Allein im ersten Quartal 2014 fuhr Watchever in Deutschland einen Verlust von 21 Millionen Euro ein. Im Jahr 2013 hatte der Verlust sogar bei 66 Millionen Euro gelegen.

2013 noch wegen Geschäftsmodell ausgezeichnet

Angesichts der bereits bestehenden Verluste ist es also nicht richtig vom „ersten Netflix-Opfer in Deutschland“ zu sprechen. Auch die Konkurrenz durch Amazon konnte sich erst ab Anfang März dieses Jahres ausgewirkt haben. Dennoch wird es der bereits angeschlagene Dienst Watchever durch den Einstieg von Netflix in den deutschen Markt zum Ende des Jahres nicht einfacher haben. Zwar ist der Flatrate-Preis von Netflix in Deutschland noch nicht bekannt, er dürfte aber nicht so niedrig sein, wie der extreme Preis von Amazon. Auch wenn heise online zufolge selbst Maxdome-Chef Andreas Heyden davon ausgeht, dass Netflix mit einer Billig-Flatrate in den deutschen Markt einsteigen wird. In UK bezahlt man für den Video-on-Demand-Dienst von Netflix umgerechnet rund 87 Euro, für Amazons „Instant Video“ samt Prime-Mitgliedschaft zahlt man in UK umgerechnet rund 59 Euro.

Die Tage von Watchever könnten also gezählt sein, obwohl das Unternehmen noch Ende 2013 einen Preis für sein Geschäftsmodell bekommen hat und der Geschäftsführer Stefan Schulz sagte: „Vom Start weg haben wir Monat für Monat erfolgreich unter Beweis gestellt, wie man qualitativ hochwertige und unbegrenzte Film- und Serienunterhaltung auf Abruf ermöglicht. Den IPTV Award für das beste Geschäftsmodell zu erhalten, honoriert die Leistung des gesamten Teams und bestätigt uns darin, das richtige Produkt zum richtigen Zeitpunkt im deutschen Markt platziert zu haben.“

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