Zalando in der Kritik: Millionen-Subventionen und Blogger-Bestechung

Veröffentlicht: 26.08.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 09.03.2021

Mit welchen aggressiven Methoden wurde Zalando aufgebaut? Medienberichten zufolge erhielt das Unternehmen Millionengelder vom Bund. Zudem sollen Blogger mit Werbegeschenken bestochen worden sein. Zalando weist die Vorwürfe zurück.

Zalando neues Paketdesign

Zalando ist das Flaggschiff von Rocket Internet: Der Mode-Händler ist das wohl bekannteste Unternehmen aus der Berliner StartUp-Schmiede und gehört inzwischen zu den größten Online-Händlern im Mode-Bereich. In den vergangenen Tagen, kurz vor dem geplanten Börsengang, wurde bekannt, wie Zalando sein schnelles Wachstum erreichen konnte.

Recherchen der WirtschaftsWoche und des ZDF-Magazins Frontal21 sollen ergeben haben, dass Zalando mit Millionenbeträgen vom Bund unterstützt wurde. Demnach habe das Land Thüringen 22,4 Millionen Euro an Subventionen bewilligt – damit der Online-Händler ein Logistikzentrum in Erfurt eröffnen konnte. Auch das Land Berlin genehmigte Subventionen in Höhe von 10 Millionen Euro. Insgesamt habe Zalando 35 Millionen Euro zugesprochen bekommen und sei damit der „größte Empfänger“ von Subventionen im Versandhandel.

Tausende Gutscheine für Blogger

Während Zalando mit diesen Geldern seine Infrastruktur aufbauen konnte, nutzte das Unternehmen laut MEEDIA offenbar auch andere Methoden, um weitere Marktvorteile zu erhalten. Medienberichten zufolge sollen über 7.000 Webseiten auf Zalando verweisen. Das hat eine gute Position in den Suchmaschinen, vor allem Google, zur Folge. Zalando habe dies durch den Ankauf von Links erreicht.

Neben dem Ankauf von Links habe Zalando zudem mehrere tausend Gutscheine für Gratis-Einkäufe an Blogger verschenkt. Diese sollen im Gegenzug über den Mode-Händler berichten. Das Unternehmen selbst habe in internen Dokumenten die Beiträge als „SEO“ markiert, viele Blogger hätten ihre Berichte aber nicht als Marketing gekennzeichnet.

Zalando weist die Kritik mit Nachdruck zurück

Zalando-Presseprecher Boris Radke weist gegenüber MEEDIA die Vorwürfe des Wirtschaftsmagazins ab. Zalando habe die staatlichen Fördermittel immer regelmäßig kommuniziert. „Hier wird ein künstlicher Nachrichtenwert geschaffen“, zitiert das Portal Radke. Es sei kein Widerspruch, dass der schnellstwachsende Händler derart hohe Subventionen bekommt. Zudem weist Radke darauf hin, dass das Unternehmen 7.000 Arbeitsplätze geschaffen hat – ein Fakt, der „ebenfalls gerne verschwiegen“ werde.

Hinsichtlich des Vorwurfs der Blogger-Bestechung, warf Radke der WirtschaftsWoche vor, „keine Ahnung von Online-Marketing“ zu haben. „Das ist normales Business“, so der Zalando-Pressesprecher. „Natürlich lassen wir Bloggern Werbegeschenke zukommen. Was sie dann daraus machen, überlassen wir jedoch komplett ihnen, da haben sie jede Freiheit. Ich kenne keinen Online-Modehändler, der das nicht so macht.“

WirtschaftsWoche-Redakteur Henryk Heilscher widersprach Radke deutlich. „Ich halte es in Sachen Online-Marketing nicht für selbstverständlich, dass einige Blogger Lobeshymnen verfassen und dabei unerwähnt lassen, dass ihnen zuvor Gutscheine spendiert wurden“, so Heilscher gegenüber MEEDIA. „Zalando sagt dazu, dass sie keinen Einfluss darauf haben, was die Blogger berichten. Aber natürlich könnten Sie Kooperationspartner darauf hinweisen, ihre Beiträge entsprechend zu kennzeichnen. Zudem hat mich vor allem der Umfang der Gutscheingewährung überrascht und dass die Aktionen intern als SEO-Maßnahmen klassifiziert wurden.“

Die Recherchen der WirtschaftsWoche und des ZDF-Magazins stehen hinter der Frontal21-Dokumentation "Die Milliarden-Geschäfte der Zalando-Boys", die am 26.08.2014 um 21:00 Uhr im ZDF zu sehen ist.

Kommentare  

#1 Stephan 2014-08-29 09:39
„Hier wird ein künstlicher Nachrichtenwert geschaffen“
In diesem Fall muss ich Herrn Radke recht geben. Als wenn Zalando diese Praktiken erfunden hätte, lächerlich. Das machen alle so, was nicht heißen soll, dass die einzelnen Kritikpunkte nicht angebracht wären. Aber dann muss die gesamte Branche kritisiert werden.
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