Gebraucht.de: „Gebrauchtware wird derzeit noch sehr stiefmütterlich behandelt“

Veröffentlicht: 11.10.2017 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 11.10.2017

Gerade in der heutigen, konsumorientierten Zeit gibt es viele Verbraucher, die nachhaltiger und ressourcenschonender leben wollen. Der Online-Marktplatz gebraucht.de hat sich genau diesem Gedanken verpflichtet: Er bietet Shoppern eine Anlaufstelle für gebrauchte Artikel und Gebrauchtwarenhändlern eine spezialisierte Alternative zu traditionellen Online-Portalen. Wir haben mit Co-Gründer Stefan Tietze gesprochen und erfahren, warum die Plattform diesen Gebrauchtwaren-Fokus gelegt hat und welche Ziele das Unternehmen verfolgt.

Pinterest-Seite: Gebraucht.de
Screenshot Pinterest-Seite von Gebraucht.de

Wann wurde gebraucht.de gegründet?

Richtig los ging es mit gebraucht.de im Mai letzten Jahres. Hier haben mein Mitgründer Oliver Kaiser und ich Vollzeit mit der Firma gestartet. Oliver hatte schon längere Zeit an einer App und einer Website gearbeitet, die uns bei der Validierung unseres Geschäftsmodells sehr geholfen hat. Im nächsten Schritt konnten wir sehr spannende Business Angels gewinnen, wie den ehemaligen CEO von eBay Kleinanzeigen, den CFO von Pro7 und einen der reBuy Gründer. Somit waren wir nicht nur finanziell, sondern auch mit viel Erfahrung gewappnet und konnten voll mit gebraucht.de durchstarten.

Die Entwicklung der Apps und unserer Website und Services hat dabei sehr viel Zeit in Anspruch genommen, da wir ein nachhaltiges und sauberes System aufsetzen wollten. Mittlerweile hat unser Team mehr als 20 schlaue Köpfe und arbeitet tagtäglich an der Verbesserung unserer Plattform.

Warum haben Sie sich mit dem Online-Marktplatz gerade auf Gebrauchtes und nicht auf Neuwaren spezialisiert?

Wir möchten Händlern von Gebrauchtwaren endlich eine Plattform bieten, auf der sie im Mittelpunkt stehen und die auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Gebrauchtware wird, anders als Neuware, derzeit noch sehr stiefmütterlich behandelt, obwohl sich hier ein enormes Marktpotenzial versteckt. Die großen Player haben sich in den letzten Jahren immer stärker auf den Neuwarensektor fokussiert, sodass hier eine echte Lücke entstanden ist. Genau diese füllen wir nun mit gebraucht.de, dem ersten Marktplatz in Europa, der sich ausschließlich auf Gebrauchtware und Handgemachtes fokussiert.

Für uns ist Gebrauchtware aber mehr als nur ein reines Marktpotenzial, sondern viel mehr eine Passion. Gebrauchtware steht für Individualismus, da jedes einzelne Produkt einzigartig ist und natürlich nicht zuletzt auch für Nachhaltigkeit, da keine aufwendige Produktion mehr notwendig ist.

Gründer des Online-Marktplatzes Gebraucht.de: Stefan Tietze und Oliver Kaiser

Ist Second Hand nur ein vorübergehender Trend im Online-Handel? Und welche Zielgruppe hat gebraucht.de im Blick?

Second Hand ist kein Trend, es ist eine Tatsache. Jedes Gut, was einmal neu gekauft wurde, ist nach dem ersten Moment der Nutzung gebraucht. Der eigentliche Trend besteht darin, dass Konsumenten immer offener gegenüber Gebrauchtware werden, da diese nicht nur qualitativ immer besser wird, sondern auch dem Umweltgedanken sehr nahe steht. Ich selber habe die letzten Jahre beruflich im Gebrauchtwarensektor verbracht und konnte beispielsweise bei reBuy als Leiter der internationalen Expansion und dem Kategorieausbau viel tiefgreifende Erfahrung sammeln. (Bildquelle: Gebraucht.de-Gründer Stefan Tietze und Oliver Kaiser © Gebraucht.de)

Das Wachstum des Marktes war in den letzten Jahren rasant und hält ungebrochen an. Wir sind hier gerade noch am Anfang von dem, was noch kommen wird. Schließlich können sich mittlerweile 2 von 3 Europäern vorstellen, Gebrauchtware online einzukaufen.

Als gebraucht.de haben wir uns ganz klar für eine breite Zielgruppe entschieden. Mit über 2000 Kategorien möchten wir den 20-jährigen Studenten ansprechen, der gerade ein Smartphone oder eine Sonnenbrille sucht, aber auch die 50-jährige Familienmutter, die sich gerade nach Spielzeug für ihre Enkelin oder nach Heimwerk-Utensilien umsieht.

Sie richten sich mit gebraucht.de nicht nur an private Verkäufer, sondern auch an gewerbliche Händler. Welche Vorteile bietet der Marktplatz als Absatzkanal?

Ganz klar – Gebrauchtware steht bei uns im Fokus. Das kann so aktuell kein anderer Marktplatz in Deutschland bieten. Auf unsere Plattform kommen Menschen, die nicht nach Neuware suchen, sondern ganz gezielt nach gebrauchten Dingen. Des Weiteren bieten wir eine Reihe von Schnittstellen und Möglichkeiten, bei uns zu verkaufen. Sicherlich spricht auch unsere Gebühr von derzeit 2,5 % klar für uns.

Es gibt nichts zu verlieren, da wir weder eine Grundgebühr, noch einen Fixbetrag pro Inserat verlangen. Unser Ziel ist Klarheit und Einfachheit, sei es bei den Gebühren, dem Inserieren oder unseren AGB. Des Weiteren planen wir in den kommenden Monaten große Marketingaktivitäten auf allen Kanälen, von Offline über Google und Facebook Marketing bis hin zu TV.

Anmerkung der Redaktion: Die Gründer von Gebraucht.de haben in einem anschließenden Gespräch noch einmal darauf hingewiesen, dass der 50/50-Split bei den Versandkosten in der Regel nur bei Privatkunden zum Tragen kommt. „Insofern können Händler bei uns ihre Versandkosten komplett selber bestimmen“, führt Stefan Tietze weiter aus.

Hat Ihr Unternehmen eine gewisse Firmenphilosophie oder gibt es ein Team-Motto?

Unser gesamtes Team liebt Gebrauchtware. Wir stehen voll hinter dem, was wir tun. Im Team werden sogar Ranglisten geführt, wer die meisten Verkäufe über unsere Plattform getätigt hat oder wer die schönsten Fundstücke ergattern konnte. Als Firma möchten wir nicht nur einen hervorragenden Kundenservice bieten, sondern auch den persönlichen Kontakt mit unseren Verkäufern pflegen. Unser Credo ist es, unsere Plattform mit und am Kunden zu entwickeln und gemeinsam mit unseren Käufern, Verkäufern und Händlern zum Erfolg zu führen.

 


Onlinehändler Magazin 08/2017

Gebraucht.de wurde in der Oktober-Ausgabe unseres Onlinehändler Magazins (10/2017) in der Kategorie „Kennt ihr schon?“ vorgestellt.

Daneben bietet das aktuelle Heft noch viele weitere spannende Themen aus der Welt des E-Commerce. Im Artikel „Verkaufen als Nebenjob“ geht es zum Beispiel um mutige Gründer, die den Online-Handel als Nebenjob verfolgen. Außerdem beleuchten wir die Möglichkeiten von Versicherungen, die Händler im Fall von Bränden, Serverausfällen oder Produktionsfehlern absichern. Ein Überblick über Shipping Service Provider sowie Themen rund um Influencer Marketing, Bing SEO, Repricing oder den digitalen Nachlass runden das Magazin thematisch ab.

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Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Tina Plewinski

Kommentare  

#2 Dirk 2019-02-08 08:59
auch Ebay war eine sehr gute Verkaufsplattfo rm, bis sie die großen Händler reingelassen haben. Seitdem kannst Du Ebay vergessen. Bei gebraucht.de werden auch Händler zugelassen, das finde ich nicht gut. Es sollte wirklich eine Plattform bleiben für Private Verkäufer die ihre Sachen loswerden wollen. Betrug bei den Händlern nicht ausgeschlossen. Und den Bewertungen bei Trustshop zu urteilen haben die Erfahrung auch schon einige gemacht. Schade, ich wollte von Ebay zu gebraucht.de wechseln. Das lasse ich jetzt wohl.
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#1 Roland 2017-10-13 06:17
Gebrauchtware wird eher stiefmütterlich behandelt? ebay (kleinanzeigen) , hood, kleiderkreisel, momox, rebuy - um nur mal die relevanten Anbieter zu nennen, die mir spontan einfallen. Wenn man nach recommerce Angeboten sucht, kommt da bestimmt noch der ein oder andere hinzu.

Einen echten Mangel sehe ich da nicht wirklich. Zumindest auf Anbieterseite. Mangelhaft ist hier bei dem ein oder anderen höchstens die Preispolitik. :D
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