BiteBox-Gründer Max Festge: „Finanzierungsrunden sind eigentlich ganz einfach“

Veröffentlicht: 04.02.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 04.02.2014

Zwar ist das Konzept der „Büroverpflegung“ nicht ganz neu, doch das StartUp BiteBox sich vorgenommen, die ungesunde Office-Kost zu revolutionieren. Mit einem ausgewogenen Sortiment aus Samen, Nüssen, Früchten und diversen Crackern bietet das StartUp genau das, worauf ernährungsbewusste Firmen- und Privatkunden gewartet haben. BiteBox-Gründer Max Festge sprach im im Interview über Individualisierung, Abos und Crowdfunding.

BiteBox Office-Snacks

Der Erfolg von BiteBox ließ nicht lange auf sich warten: Das StartUp konnte bereits Firmenkunden wie Facebook, Google, die Deutsche Post oder Siemens für sich gewinnen. Und auch die Investoren scheinen an den weiteren Erfolg des 2012 gelaunchten Online-Unternehmens zu glauben. OnlinehändlerNews erfuhr in einem exklusiven Interview mit dem BiteBox-Gründer Max Festge mehr über die Zutaten eines erfolgreichen StartUps, die Rolle von Individualisierung im E-Commerce oder auch das Konzept des Abos.

Ihr Unternehmen ermöglicht es Kunden, sich Snacks und Knabbereien selbst zusammenzustellen. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach das Konzept der Individualisierung im E-Commerce?

Individualisierung ist ein spannendes Thema und wir haben gemerkt, dass hier die Präferenzen der Kunden oft weit auseinandergehen. Die einen lieben die Idee, sich alles nach ihren Wünschen zu erstellen, während sich der größere Teil (zumindest aus unserer Erfahrung) von zu viel Auswahl erschlagen fühlt und es lieber hat, wenn ihm ein Teil der Auswahlentscheidung abgenommen wird. Das ist auch der Grund, warum der Bestseller bei uns ganz klar die „Best-of-Box“ für Unternehmen ist. So muss nicht geraten werden, welche Mixe mir vielleicht schmecken könnten, denn diese Aufgabe haben wir schon übernommen.

Privatkunden allerdings können bei BiteBox ihre Vorlieben angeben, indem sie unsere Snacks bewerten (liebe ich, mag ich, probieren, mag ich nicht). Auf Basis der Vorlieben wird ihnen eine BiteBox mit vier Snacks immer wieder neu zusammengestellt und regelmäßig geliefert. Hier kommt zur Individualisierung noch der Überraschungseffekt.

Insgesamt haben wir uns für einen gesunden Mittelweg entschieden, der unsere Prozesse noch schlank hält und den Kunden trotzdem wichtige Möglichkeiten zur Individualisierung bietet.

Snackbox von BiteBoxSie bieten beispielsweise auch vegane, glutenarme und laktosearme Snacks an. Gehört dies zur entscheidenden Grundlage Ihres Erfolges oder sind solche Angebote nur ein kundenfreundliches Extra?

Wir beschäftigen uns privat wie auch beruflich viel mit ausgewogener, gesunder und natürlicher Ernährung. Wir merken es immer mehr, dass jeder seinen eigenen, individuellen Weg in Bezug auf Ernährung und sportlicher Aktivität geht. Es gibt viele, denen der Genuss und die Geschmacksexplosion am wichtigsten ist und andere, die z. B. eine strikte vegane Ernährung bevorzugen. Wir denken, es ist jedem selber überlassen, wie er sich ernährt, aber wir wollen diejenigen, die eine konkrete Vorstellung haben, mit unseren Informationen und Angeboten unterstützen.

 

Mittlerweile gibt es im Online-Handel fast alles im Abo zu kaufen. Ist dies nur ein vorübergehender Trend oder glauben Sie an den Bestand dieses Modells?

Die Vorteile vom Abo- Modell liegen auf der Hand: man muss einen Kunden nur einmal überzeugen und nicht immer wieder von neuem dazu bewegen eine Bestellung aufzugeben. Das macht für bestimmte Produkte extrem viel Sinn, weil man sie regelmäßig braucht und der Kunde dann eine Sorge weniger hat. Allerdings ist das Wort Abo in der Wahrnehmung der Kunden schon häufig negativ besetzt. Man verbindet das sofort mit Abo-Fallen und einige Brachen (z. B. Dating) haben schamlos dazu beigetragen, dass bei vielen Menschen sofort die Alarmglocken angehen, wenn sie nur das Wort Abo hören.

Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum ich einen Trend weg von Abo-Angeboten beobachte. Viele E-Commerce-Firmen sind mit einem Abo-Modell gestartet und bieten jetzt auch einmalige Angebote an. BiteBox hat neben dem Abo auch einen Online-Shop für einmalige Bestellungen und versorgt viele Firmen, die immer nach Bedarf bestellen. Es ist einfach wahnsinnig schwierig, eine große Menge an Abo-Kunden zu gewinnen.

Sie konnten bereits Kunden wie die Deutsche Post, Google oder Facebook überzeugen. Was ist Ihr Geheimrezept?

Ich glaube, wir haben eine gute Lösung für ein relevantes Problem gefunden: und zwar gesundes und abwechslungsreiches Snacken im Office, um das 16 Uhr-Hungerloch zu überbrücken. Google ist ein Traumkunde, da der Firma wichtig ist, dass ihre Mitarbeiter auch die Möglichkeit haben, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Unsere Snacks passen da perfekt in die Firmenphilosophie. Um Talente zu halten, müssen sich Firmen auch ein paar Sachen einfallen lassen. Themen wie Work-Life-Balance, Prävention von burn-out durch Gesundheitsangebote etc. sind mittlerweile in der Geschäftsführung angekommen. Und wenn wir ehrlich sind, haben wir doch alle die Schnauze voll von den Keksen in den Meetingräumen.

Ein gutes Angebot, das ein Problem löst, ist schon mal ganz gut. Das heißt aber noch lange nicht, dass uns die Kunden die Bude einrennen. Wir arbeiten hart daran, unsere Bekanntheit zu steigern und neue Kunden zu gewinnen. Ich denke, wir sind ehrlich und authentisch und versuchen immer eine Lösung für potenzielle Kunden zu finden. Das ist harte Arbeit, ein simples Geheimrezept gibt es da für uns nicht. Wir lernen ständig dazu, um unsere Produkte immer besser zu vermarkten.

Sie befinden sich momentan erneut in einer Finanzierungsrunde und können sich – nach dem aktuellen Zwischenstand – über mehr als 480.000 Euro freuen. Angestrebt waren 200.000 bis 300.000 Euro. Was machen Sie mit dem zusätzlichen Kapital?

Wir freuen uns riesig über den Erfolg beim Crowdfunding! Das Kapital wird hauptsächlich dafür eingesetzt, um unsere Vertriebsaktivitäten anzukurbeln. Es bedarf etwas Kapital, um das Wachstum des Unternehmens zu beschleunigen und unsere Bekanntheit zu steigern. Wir wollen z. B. ein kleines feines Sales-Team aufbauen und unsere Produktangebote weiter verbessern.

BiteBox-Gründer Max Festge

Was muss ein StartUp mitbringen, um finanziell ähnliche Erfolge feiern zu können?

Der Weg zum Erfolg ist lang und voller Rückschläge. Man muss also immer wieder aufstehen, wenn man umgehauen wird. Ein StartUp wie BiteBox ist ein Drahtseilakt. Wir haben hundert tolle Ideen, die wir gerne umsetzen wollen, aber leider nur sehr begrenzte Ressourcen. Es hilft also, wenn man sich ganz klar auf die wichtigsten Aktivitäten fokussiert, ohne sich irgendwo zu verrennen.

Finanzierungsrunden sind eigentlich ganz einfach: Man muss Leute davon überzeugen, dass man etwas Tolles aufbaut, das eine gute Chance hat, eine Rendite zu erwirtschaften. Das ist dann doch einfacher gesagt als getan. Ich glaube, es spielt eine Rolle, dass wir hoffentlich das Gefühl vermitteln, dass sich die Jungs zur Not auch beide Beine ausreißen, um das StartUp zum Erfolg zu führen. Eine ordentliche Portion Optimismus muss man schon mitbringen, dann kann man auch andere Leute von der Idee begeistern. Glück gehört natürlich auch dazu. Das muss man dann halt ab und zu auch mal erzwingen.

Ihr Tipp für den E-Commerce-Trend 2014?

Ich glaube, in der Logistik wird sich viel tun, um den Anforderungen an den E-Commerce gerecht zu werden. Lieferungen abends zu einer bestimmten Zeit, Lieferungen sonntags etc. Das bietet dann auch neue Wachstumschancen für den Handel. Das Shoppen via Smartphones wird sich mit Sicherheit auch noch deutlich verbessern, genauso wie Vermarktungs-Möglichkeiten via Apps. Und hoffentlich kommt noch irgendetwas um die Ecke, mit dem keiner gerechnet hat.

 

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