Real.de-Geschäftsführerin Claudia Bolten im Gespräch

„Wir eliminieren die größte Hürde für Händler, neue Marktplätze zu nutzen.“

Veröffentlicht: 07.11.2019 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 07.11.2019
Claudia Bolten

Es könnte ein großer Umbruch im europäischen Marktplatz-Segment werden: Real.de hat gemeinsam mit Cdiscount, Eprice und Emag ein internationales Netzwerk aufgebaut und will Händlern damit den grenzüberschreitenden Handel und den Verkauf über die Marktplätze vereinfachen. Ziel des Projekts sei es, den Zugang zu 230 Millionen potenziellen Kunden in Europa zu bündeln. Zudem soll ein Gegengewicht gegen die US-Anbieter Amazon und Ebay entstehen. 

Wir haben mit Claudia Bolten, Geschäftsführerin von Real.de, über das Projekt gesprochen und geklärt, was Händler von dem International Marketplace Network erwarten können.

Real.de-Geschäftsführerin Claudia Bolten im Interview

OnlinehändlerNews: Wieso haben Sie sich dazu entschieden, dass International Marketplace Network (IMN) aufzubauen?

Claudia Bolten: Mit real.de haben wir im vergangenen Geschäftsjahr einen GMV von 608 Millionen Euro erreicht – damit wachsen wir gemeinsam mit unseren Händlern im Schnitt mit 75 Prozent pro Jahr. Aufgrund der starken amerikanischen E-Commerce-Player, gerade auf dem deutschen Markt, müssen unsere Händler ständig neue Wachstumstreiber finden, um im Markt zu bestehen. Mit IMN können wir unseren Händlern nicht nur die real.de-Reichweite, sondern den Zugang zu insgesamt 230 Millionen potenziellen Neukunden in Europa ermöglichen. In einer Allianz sind wir daher noch um ein Vielfaches stärker und spannender für unsere Händler – sie können mit IMN wachsen, ohne sich von einem einzigen Player abhängig zu machen. 

IMN will „das volle Service-Paket“ bieten

Was können die Händler genau von IMN erwarten?

Mit IMN eliminieren wir die größte Hürde für Händler, neue Marktplätze zu nutzen: Eine weitere technische Anbindung. Wir nutzen einfach die bereits bestehende Anbindung unserer Händler an real.de und verteilen die Informationen zu den Angeboten auf den anderen Marktplätzen. Neben der Technik gibt es natürlich noch viele weitere Aspekte, die beim Crossborder-Handel wichtig sind. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, insbesondere die sprachlichen Barrieren zu reduzieren. In unserer einjährigen Testphase haben wir gesehen, wie wichtig es für unsere Händler ist, einen Ansprechpartner bei real.de zu haben, um auch bei Fragen auf den anderen Marktplätzen helfen zu können. IMN ist heute in einer Beta-Version live gegangen. Perspektivisch wollen wir unseren Händler das volle Service-Paket für den internationalen Verkauf anbieten: Technik, Ansprechpartner, Translations, Kundenservice, Logistik sowie rechtliche und steuerliche Beratung. 

Wie funktioniert das?

Um die Netzwerk-Marktplätze mit nur einer Anbindung ansteuern zu können, haben wir sie durch IMN miteinander verbunden. Die IMN-Plattform transportiert alle notwendigen Artikelinformationen zu den Marktplätzen und holt wiederum auch die dort generierten Bestellungen ab, um diese konsolidiert in IMN zur Verfügung zu stellen.

Für uns sind unsere Händler das wertvollste Gut, was wir haben. Innerhalb des Netzwerkes werden wir Händler untereinander vermitteln. Damit dies erfolgreich ist, möchten wir es für unsere Händler so einfach wie möglich machen und stellen IMN daher kostenlos zur Verfügung.

Weitere Marktplätze sollen angeschlossen werden

Das Projekt wurde im Vorfeld mit 100 Händlern auf die Probe gestellt. Welche Erkenntnisse haben Sie aus diesem Test gewonnen?

Zunächst einmal, dass IMN für viele Händler in Europa wahnsinnig spannend ist. Wir waren in den letzten Monaten auf unterschiedlichen Messen und haben dort IMN im kleinen Rahmen vorgestellt. Wir sind zum Teil auf unserem Messestand „überrannt“ worden – es ist für mich ganz klar geworden, dass der Wunsch nach einer schlagkräftigen Alternative im E-Commerce riesig groß ist. Neben der Technik ist den Händlern außerdem sehr wichtig, dass sie bei ihrer eigenen Internationalisierung nicht allein gelassen werden – die Ansprechpartner unserer Händler in Deutschland werden ihr Bestes geben, um den erfolgreichen Verkauf auf allen Marktplätzen zu unterstützen.

Wie wird sich das International Marketplace Network in Zukunft weiterentwickeln?

Wir werden uns erstmal auf die Entwicklung weitere technischer Features konzentrieren, um die Beta abzuschließen. Danach werden wir damit beginnen, weitere Marktplätze anzuschließen. Die Zielversion von IMN ist ein großes Netzwerk mit allen Services, die ein Händler benötigt, um erfolgreich zu internationalisieren. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Michael Pohlgeers

Kommentare  

#3 Redaktion 2019-11-15 11:10
Hallo baseline-toner,

grundsätzlich ist es möglich, in Rechtstexten eine Rechtswahl zu treffen – also vorzugeben, welches nationale Recht auf Verträge angewendet werden soll. Verbrauchern stehen grundsätzlich aber immer die sie schützenden Rechte ihres Landes zu, sofern diese für sie günstiger sind. Wie genau hier schließlich verfahren wird, also ob Real möglicherweise Vorgaben macht, das können wir leider nicht beurteilen.

Beste Grüße,
die Redaktion
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#2 baseline-toner 2019-11-13 14:32
Guten Tag,

ich frage mich aber bei dem Konzept, wie es mit den Rechtstexten aussieht. So gilt meines Wissens in Frankreich ein ganz anderes Widerrufsrecht. Werden die natinalen Rechtstexte dann über die jeweiligen Plattformen bereitgestellt, oder ist in diesem Bereich der Händler dann doch sehr alleine, bzw. Abmahngefährdet ?
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#1 Tom 2019-11-13 14:22
"Für uns sind unsere Händler das wertvollste Gut, was wir haben" - wie nicht anders zu erwarten, wird gerne einmal der größte Blödsinn erzählt.

Wir waren bei REAL mit (wie auch auf anderen Plattformen) 100% zufriedenen Kunden ca. 1 Jahr gelistet bis eine der ganz besonderen Sorte an Kundin bei uns kaufte und mit unwahren Aussagen und einer unwahren negativen Bewertung unseren Account schädigte. Es war eindeutig - auch für den Unintelligentes ten der Unintillegenten zu erkennen, dass hier ein Mitbewerber unserem Konto schaden wollte, was ihm mit Hilfe der Mitarbeiter von REAL vs. Hitmeister auch gelang.

Die Konsequenz daraus? Trotz bislang 100% zufriedenen Kunden warf uns REAL von dem Marktplatz und gab uns keine Möglichkeit, den Account neu zu generieren. REAL weigerte sich die Bewertung unseres Mitbewerbers zu löschen.

Uns ist das eigentlich egal, da REAL nicht einmal 1% Umsatzanteil hatte, trotzdem ärgern uns solche Aussagen der Mitarbeiter von REAL vs. Hitmeister, die absolut nicht der Wahrheit entsprechen.

Zudem schadet sich REAL / Hitmeister selbst, da wir Verkaufsrenner haben, die nur bei uns erhältlich sind und zudem unsere Eigenmarke auf REAL.de nicht vertrieben werden darf, da wir für diese Plattform ein Vertriebsverbot verhängt haben.
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