Studie zu Billig-Marktplätzen

Wish, AliExpress & Co.: Kunden nehmen mangelnde Qualität für Exklusivität und Dumping-Preise hin

Veröffentlicht: 29.05.2020 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 29.05.2020
Logo der Shopping-Plattform Wish auf einem Smartphone

In regelmäßigen Abständen äußern Verbraucherschützer Kritik an Billigmarktplätzen wie Wish, AliExpress und Co. Die Vorwürfe beziehen sich nicht selten auf die minderwertige Qualität von Produkten, teils sehr lange Lieferzeiten, unerwartete Zollgebühren für die Käufer oder Probleme beim Zurücksenden nicht gewollter Sendungen. Doch nach wie vor scheinen solche Marktplätze auch bei deutschen Kunden anzukommen.

Eine neue Studie des ECC Köln namens „Abenteuer, Nervenkitzel oder Risiko? Warum Kund*innen bei Wish und Co. bestellen“ hat sich genau mit dieser Thematik beschäftigt und dafür rund 1.200 Konsumentinnen und Konsumenten befragt. 

Wish & Co.: Relevant für Kunden, aber keine Chance gegen Amazon, Ebay und Co.

Grundsätzlich haben die Deutschen unter den Billig-Marktplätzen offenbar das größte Interesse an Wish – und zwar mit Abstand: Acht von zehn Befragten (81 Prozent) gaben demnach an, die Plattform Wish entweder schon einmal besucht oder dort sogar schon einmal eingekauft zu haben. Auf Platz zwei landet AliExpress mit 55 Prozent, gefolgt von Joom mit 27 Prozent.

Allerdings belegt die Studie als weiteres Ergebnis, dass Kunden bei den Billig-Marktplätzen seltener bestellen als bei etablierten Marktplätzen wie Amazon: „Über die Hälfte der Befragten (54 %) kauft seltener als einmal pro Quartal bei den neueren Marktplätzen ein. Gleichzeitig geben 44 Prozent an, mindestens einmal pro Monat bei Amazon zu bestellen.“ Für die Macher der Studie heißt dies, dass Wish & Co. zwar bei den Verbrauchern punkten können und auch durchaus relevant sind, doch an die Big-Player der Branche nicht heran (geschweige denn vorbei) kommen. 

Günstige Preise wichtiger als schnelle Lieferung

Lange Lieferzeiten durch den Versand aus Fernost scheinen für die Kunden laut Studie dabei kein Problem zu sein: 73 Prozent der Befragten sagten aus, dass die günstigen Preise häufig wichtiger seien als eine zeitnahe Lieferung. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) würde sogar Wartezeiten von mehreren Wochen akzeptieren, wenn die Preise hierzulande höher liegen und sie dementsprechend von den günstigen Produkten aus Fernost profitieren könnten.

Womit Billig-Marktplätze außerdem zu punkten scheinen, ist ein gewisser Seltenheitsfaktor der Produkte: „Statt Convenience überwiegen hier Exklusivität und Preis. 50 Prozent der Käufer*innen geben an, es sei ihnen wichtig Produkte zu besitzen, die nicht jeder hat“, schreibt das ECC Köln weiter auf seiner Seite. Für ganze 84 Prozent zählen überdies Schnäppchen beim Online-Shopping, für sieben von zehn Kunden (72 Prozent) sind Coupons und Rabatte wichtig.

Obwohl Verbraucherschützer immer wieder vor potenziellen Gefahren von Produkten mit minderwertiger Qualität warnen, scheint dies für viele Kunden nur eine untergeordnete Rolle zu spielen: Fast jeder zweite Kunde (48 Prozent) akzeptiert laut Studie bewusst eine mangelnde Qualität. Und das, obwohl gerade dieser Aspekt mit 34 Prozent unter den Top-5 der Schwierigkeiten bzw. Probleme auf Billig-Marktplätzen zu finden ist. Alles in allem ergibt sich aus der Studie folgendes Bild: „Mangelnde Qualität wird für Exklusivität und günstige Preise in Kauf genommen“, fassen die E-Commerce-Spezialisten zusammen.

Weitere Informationen zur Studie finden sie auf der Website des ECC Köln.

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Tina Plewinski

Kommentare  

#1 Stephan 2020-05-29 12:20
Sie vergessen zu erwähnen dass der Billigkauf überhaupt nicht billig ist wenn man bedenkt dass durch den Weltpostverein für die Chinesen das Porto bezahlt wird. Deutschland zahlte 2019 an den Weltpostverein 1,2 Milliarden Euro für diese online Geschäfte.
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.