Paukenschlag

Rakuten schließt seinen deutschen Marktplatz

Veröffentlicht: 24.09.2020 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 24.09.2020
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Rakuten wird seinen deutschen Marktplatz bald schließen. In den sozialen Medien kursiert derzeit eine Mitteilung des Unternehmens an seine Händler, die auch OnlinehändlerNews vorliegt. „Wir bedauern sehr, Ihnen heute mitteilen zu müssen, dass der Rakuten-Marktplatz Rakuten.de für Kunden und Händler in Deutschland ab dem 15. Oktober keine neuen Bestellungen mehr entgegennehmen wird“, heißt es in der E-Mail. Rakuten hat OnlinehändlerNews gegenüber die Echtheit der Nachricht bestätigt.

Die Entscheidung, das Deutschland-Geschäft aufzugeben, spiegele demnach die Herausforderungen, die Plattform „in Deutschland zu einer relevanten Marktpräsenz zu führen“ wider. Ganz aus dem Markt zieht Rakuten sich allerdings nicht zurück: Mit Club R will das Unternehmen seinen Händlern mit einem offenen Marktplatz-Modell weiterhin zur Verfügung stehen – ähnlich wie in Spanien und Großbritannien.

Rakuten fokussiert andere Bereiche

Die Schließung des deutschen Marktplatzes sei Teil eines Transformationsprozesses. Dieser soll dazu beitragen, den Fokus stärker auf Bereiche zu richten, die das größte Wachstumspotenzial und eine starke Marktpräsenz bieten, heißt es weiter. Die Bereiche Advertising und digitale Inhalte will Rakuten in Deutschland etwa weiter stärken. Auf diese Bereiche habe die Schließung der Marktplatz-Plattform keine Auswirkungen. 

„Andere Unternehmen der Rakuten-Gruppe werden weiterhin eine starke Präsenz und Wachstumsaussichten in Deutschland haben“, verspricht Arjen van De Vall, President Europa bei Rakuten. „Insbesondere der Bereich Digital Content mit Diensten wie Rakuten TV und Tolino, Services wie Rakuten Viber und das Adtech-Business Rakuten Advertising sind hier hervorzuheben. Darüber hinaus sind wir bestrebt, den Erfolg unserer japanischen Bank- und Mobilfunkgeschäfte hier in Europa nachzubilden, wobei wir auf den Erfahrungen aus Japan aufbauen können.“

Rakuten will Händler im Übergang unterstützen

Um Händler in der Übergangsphase zu unterstützen, kündigt Rakuten Hilfe bei der Bearbeitung von Bestellungen, die vor dem 15. Oktober eingegangen sind, an. Zudem werde ein nahtloser Übergang zum direkten Händlersupport für Retouren und Kundenservice-Anfragen gewährleistet. 

Die betroffenen Händler sollen detaillierte Informationen über den Übergangsplan, inklusive darüber, wie Unterlagen abgerufen werden können und wann mit endgültigen Auszahlungen zu rechnen ist, erhalten. Dort wird Rakuten auch über die Einzelheiten der Geschäftsschließungen informieren. 

Im Zuge der Marktplatz-Schließung wird es auch zu Entlassungen kommen. Rakuten kündigte OnlinehändlerNews gegenüber an, den betroffenen Mitarbeitern Abfindungspakete, „die über die marktüblichen Anforderungen hinausgehen“, anzubieten. Zudem sollen sie bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützt werden. 

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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Kommentare  

#7 Klaus 2020-12-31 17:31
Als Tradoria seine Pforten öffnete war ich ein kleiner Händler der ersten Stunde. Der Firmensitz war in Bamberg und alles war gut. Plötzlich hiess es die Japanische Plattform Rakuten hat Tradoria übernommen. Wir Händler googelten erst einmal Rakuten und deren Shops in Japan. Oh Gott der japanische schnick-schnack so sahen die aus. Seit der Rakuten übernahme liess man kleine Händler fallen und stützte sich nur noch auf die wo einen starken Umsatz machten. Auch die kosten stiegen, so das kleine Händler das nicht mehr stemmen konnten. Rakuten ist bereits Jahrelanger Trikot-Sponsor von FC Barcelona und noch von so einen "Mega" Club. Da weiß man wenigstens wo das Geld hin fliesst. Schade, Tradoria war Hammer.
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#6 kalus 2020-09-30 14:06
Selbst schuld. Der Vorgänger Tradorìa erhielt noch einen bayrischen Förderpreis für sein erfolgreiches Start Up. Warum die Gründer die gutgemachte Plattform dann an die Japaner verkauften, ist deren Geheimnis. Die damit eingehende Umbenennung in "Rakuten" war Fehler Nummer 1, die Ankündigung des neuen Managements, Amazon überholen zu wollen, glaubten nur die Manager selbst. Stück für Stück wurde die Plattform ausgebeint, vorhanden sinnvolle Features für den händlerseitigen Alltaugsgebrauc h wurden sukzessive still gelegt, vorhandene Links führten ins Nirgendwo. Es war absehbar, dass sowas keine Zukunft hat. Ich bin jetzt erst mal bei Hood, die sprechen wenigstens noch deutsch.
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#5 Jasmin Haller 2020-09-26 11:34
Aus der Rakuten.de Schließung könnte man viel lernen. Wird natürlich niemand, aber man könnte:

a)
Ein Name der in deutschsprachig en Ländern nicht gut von der Zunge rollt und nur verwirrende Assoziationen weckt (Rakete? Akut?, Rute? Rabauken? Rotten? Richten? Ratten?).

Warum hat man darauf bestanden den internationalen Firmennamen auch in deutschsprachig en Ländern zu verwenden? Eitelkeit?

b)
Ein Name den kein Verbraucher kennt. Hat man das bei Rakuten nicht bemerkt? Nur weil man eine große Nummer in Japan ist heißt das nicht, dass man hier bekannt ist.

Wer den Namen kennt stößt dann schnell auf die frühere Verbindung zu Elfenbein- und Walfleischhande l. Das ist nicht gut fürs Geschäft.

c)
Eine Webseite die so "clean" und emotionslos daher kommt, dass man sie beim ersten Besuch bestenfalls für den Demo-Shop eines White-Label Shopsystems halten kann, vielleicht auch für die Programmierübun g eines Studenten. Schlimmstenfall s für eine der vielen Clickbait-Seite n, mit einem Layout das dem von Ebay ähnelt.

Man hat sich nicht einmal japanischen Flair gegeben, sondern gar nichts. Einfach nichts.

d)
Eine Suchfunktion auf der Webseite, die zwar suchen, aber nicht finden konnte.

Vielleicht hat man irgendwas aus Japan übernommen das für die japanische Sprache und Denkweise gut funktioniert. Für die deutsche Sprache aber nicht.

e)
Absurde Preise. Preise bei denen man nicht einmal eine Preissuchmaschi ne benutzen musste um zu wissen dass das keine guten Angebote waren. Ja, so ist das Geschäft in Deutschland nun mal, es wird über den Preis verkauft.

Lag es an den Gebühren?

f)
Der übliche Zirkus mit Rabattaktionen der beim Kunden eher zu Frust führt.
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#4 Gruber 2020-09-26 09:24
Ich habe lange dort verkauft. Angefangen bei Tradoria, hier liefen die Geschäfte sehr gut. Mit Übernahme durch Rakuten gingen die Umsätze zurück und die Freundlichkeit und Hilfe der Mitarbeiter/Sup port ließ nach. Kleine.Händler, wie ich es war, wurden im Stich gelassen. Man wolle Richtung Amazon gehen...
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#3 Michael Steigerwald 2020-09-25 08:38
Endlich! Schlechter Kundenservice und fragwürdige Händler fordern im freien Wettbewerb eben seinen Tribut.
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#2 Peter 2020-09-25 08:35
Moin,
welche Alternativen gibt es wohl ...
Ebay, Amazon und ???
LEIDER
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#1 Vinzenz 2020-09-24 17:07
Das ist eine schwerwiegende Meldung für viele Verkäufer. Wichtig wird es jetzt sein, frühzeitig mit der Suche nach einer passenden Alternative zum Online-Marktpla tz Rakuten zu beginnen!
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